0075 - Das rote Universum
mit unnötiger Kraft seine Füße auf.
„Schwerkraft von 1,95 Gravos, natürlicher Effekt!" teilte mir mein Extrahirn mit.
Rhodan war ebenfalls auf den richtigen Gedanken gekommen. Ob er aber auch ahnte, daß wir es wahrscheinlich mit großgewachsenen, äußerst muskulösen Geschöpfen zu tun haben würden? Meine Erfahrungen sagten jedenfalls aus, daß auf bewohnten Planeten mit hohen Gravitationswerten immer sehr stabil gebaute Intelligenzen herangewachsen waren. Schließlich mußten sie sich frei bewegen und mühelos atmen können.
Augenblicke später sahen wir den Druuf! Wir lugten vorsichtig um die Türecke, und da bemerkten wir im Hintergrund des Ganges einen finsteren, wesenlosen Schatten von so quadratischer Form, daß meine Augen vor Erregung feucht wurden. Langsam, für meine Begriffe zu langsam, stapfte das wenigstens drei Meter hohe Wesen auf uns zu. Ich wunderte mich darüber, bis mir der Zeitunterschied zwischen Druufebene und Einstein-Raum einfiel.
Schnell flüsterte ich meinen Gefährten zu: „Er ist um die Hälfte langsamer als wir, denkt daran. Für seine Begriffe bewegt er sich wahrscheinlich mit beachtlicher Geschwindigkeit. Lloyd sagte ja, er käme in erwartungsvoller Stimmung. Da beschleunigt man gewöhnlich seinen Schritt. In dieser Hinsicht sind wir den Druuf also überlegen."
Als der Druuf endlich vom nach draußen fallenden Lichtschein erfaßt wurde, konnten wir ihn richtig sehen. Ich musterte ihn trotz seiner ungewöhnlichen Körperform in aller Ruhe. Lloyd dagegen stöhnte entsetzt auf, und Rhodan zuckte zusammen.
In dieser Situation kam mir meine arkonidische Schulung als Xenopsychologe zugute. Ich wunderte mich längst nicht mehr über die Geschöpfe, die in zahlloser Vielfalt von einer verschwenderisch wirkenden Natur erschaffen worden waren.
„Guter Gott!" ächzte der Mutant. Dann schwieg er unter meinem verweisenden Blick.
Der Druuf war wirklich drei Meter hoch, nur war er fast ebenso breit gebaut. Auf unförmig wirkenden Säulenbeinen kam er näher. Es waren aber nur zwei, wonach er in etwa beruhigend wirkte. Die beiden sehr starken Arme endeten in auffallend zarten und feingliedrigen Greifwerkzeugen, die äußerlich auch ungefähr einer humanoiden Form entsprachen. Damit war die Menschenähnlichkeit aber auch restlos erschöpft.
Erschreckend war der kugelrunde, etwa 50 Zentimeter durchmessende Kopf mit den vier großen Augen, in denen sich jetzt das Licht brach. Zwei saßen vorn an gewohnter Stelle, aber die beiden anderen Sehwerkzeuge waren bei dem Druuf dort angeordnet, wo sich beim Menschen die Schläfen befanden.
Nase und Ohren waren nicht vorhanden. Dazu fehlte jeder Haarwuchs. Schließlich brachte mich der rißförmige Dreiecksmund auf die richtige Idee. Diese Wesen stammten zweifellos von Insekten ab. Daher resultierte auch Lloyds Unvermögen, mittels seiner telepathischen Kräfte den Gedankeninhalt einwandfrei zu erfassen.
Es war gut, daß uns der Druuf vorher Gelegenheit geboten hatte, seinen monströsen, klotzig wirkenden Körper zu betrachten. Ohne diesen unförmigen Kopf wäre er trotz seiner Unförmigkeit noch nicht einmal so beängstigend erschienen.
Ich kannte jedoch die Menschen, und ich wußte auch meine eigenen Gefühle klar zu definieren. Wenn auch der Verstand immer wieder sagte, auf die äußere Form käme es bei der Beurteilung eines Lebewesens überhaupt nicht an, sondern nur auf dessen Geist, so wehrte sich der Instinkt dennoch gegen einen solchen Anblick.
Besonders aber wurden humanoide Wesen von unserer Art äußerst mißtrauisch, wenn ein Fremder offenkundig ein Insekten- oder Echsennachkömmling war. Da machte das menschliche Gefühl einfach nicht mehr mit. Man konnte aufsteigenden Widerwillen, Argwohn und Mißtrauen nur noch mit den Kräften des klaren Verstandes unterdrücken, vorausgesetzt, der Verstand war dazu mächtig genug.
Ich beobachtete Rhodan unauffällig. Er schien wie erwartet mit seinem Gefühl zu kämpfen. Natürlich sagte er sich auch, daß der Druuf für sein Aussehen nicht verantwortlich war. Wahrscheinlich waren wir für ihn ebensolche Monstren wie er für unsere Begriffe. Rhodan fing sich sehr rasch, nur Lloyd stand der Widerwille im Gesicht geschrieben. Das mochte aber in seinen besonderen Fähigkeiten begründet liegen. Er erfaßte ja mehr als ich vom eigentlichen Wesen des Druuf.
Wir zogen uns wieder in die Sichtdeckung zurück, da der Fremde sicherlich einen vorzüglichen Gesichtssinn besaß. Er bewegte sich in der
Weitere Kostenlose Bücher