0078 - Die Straße zum Schafott
Bill. Mach ich. Verlas dich auf mich! Ich habe seinerzeit für den großen Capone…«
Brabbelnd marschierte er quer durch den Raum und hinaus. Hinter ihm wurde die Tür sorgfältig verriegelt.
»Jetzt wird wohl nichts werden aus der Sache heute Abend, was?«, fragte Slim Render, der Schläger, der Bills Bruder auf dem Gewissen hatte und der so eine Art Vertrauensstellung in der Gang innehatte.
»Halt’s Maul!«, erwiderte Bill Celham grob.
In seine starre Gestalt kam auf einmal Leben. Er ging mit raschen Schritten auf und ab. Seine Leute kannten das. Wenn er nachdachte, verhielt es sich immer so. Aber diesmal schien es ein besonders schwieriges Problem zu sein, mit dem er sich beschäftigte, denn er ging lange Zeit hin und her, bevor er endlich stehen blieb und sagte: »Okay. Jetzt hab ich’s. Die Sache heute Abend wird durchgeführt wie wir es besprochen haben. Der einzige Unterschied ist, dass es nicht einen, sondern zwei Tote geben wird. Hört zu…«
***
Es war zwanzig Minuten vor elf, als Steve zum ersten Mal in seinem Leben Correns Garage erblickte. Wir haben es später nicht herausfinden können, denn für die nächsten Minuten gab es keine Zeugen, die uns den Verlauf der Sache berichten konnten. Aber wir haben soviel Kleinigkeiten über Steve Ollegan zusammengetragen, dass wir uns wohl ein Bild über seinen Charakter machen konnten. Und danach schien er überlegt vorzugehen.
Wahrscheinlich erkundigte er sich bei einem der Halbwüchsigen an der Ecke, die dort immer in Gruppen herumstehen und selten vor Mitternacht das Feld räumen. Vielleicht erkundete er auch auf eigene Faust das Gelände. Jedenfalls fanden wir später auf der Rückseite der Garage ein eingedrücktes Fenster. Es ist anzunehmen, dass Steve sich auf diese Weise Zugang zu der Halle verschaffte. Die Gangster kamen einen anderen Weg. Und auch Bruce Cendly.
Steve versteckte sich hinter einem der Wagen und wartete. In der Halle brannten ein paar Glühbirnen, die an nackten Kabeln von der Decke herabhingen. Trotzdem herrschte eher ein trübes Zwielicht als wirkliches Licht, denn es waren schwache Birnen und außerdem zu wenig für die Größe der Halle.
Draußen auf der Straße war es ziemlich still. Nur in der Feme hörte man den nie endenden Verkehr an der Auffahrt zur Third Avenue Bridge. Steve Ollegan hockte geduckt hinter einem Wagen und wartete. Er hatte sich ziemlich nahe an der Tür eine Stelle gesucht, wo er kaum gesehen werden konnte.
Träge verging die Zeit. In der Halle herrschte die Stille eines verlassenen Gebäudes. Niemand kam, niemand ging.
Alle Flächen für Wagen waren bereits besetzt bis auf zwei, deren Mieter noch unterwegs sein mussten.
Natürlich war er ein bisschen aufgeregt. Zum ersten Mal in seinem Leben stand er einer Sache gegenüber, von der er wusste, dass Gangster daran beteiligt waren. Und dass Gangster tatsächlich brutaler.sein konnten, als es irgendein Film je zeigen könnte, hatte er ja erst in der vergangenen Nacht deutlich genug erlebt.
Es war auf die Minute genau elf, als sich die große Schiebetür quietschend ein Stück zur Seite schob und Steve einen Mann ein treten sah, der offenbar ein Mischling war.
Er blieb dicht hinter der Tür stehen und rief: »Hallo! Ist da jemand?«
Im Hintergrund klappte eine Metalltür, und eine raue Stimme antwortete: »Yeah, ich komme schon. Warten Sie eine Sekunde, Mister Cendly!«
Schritte tappten den Gang zwischen den abgestellten Fahrzeugen entlang. Es waren die Schritte zweier Männer, und als sie in den Lichtkreis traten, der unmittelbar in Türnähe von zwei stärkeren Glühbirnen verursacht wurde, erkannte Steve den Schläger von der vergangenen Nacht und einen anderen, den er noch nicht gesehen hatte.
»Was wollt ihr von mir?«, fragte der Mischling. »Warum habt ihr mich bestellt? Ich kenne euch nicht!«
»Aber wir kennen dich!«, sagte der Schläger und blickte sich fragend um. Im selben Augenblick spürte Steve Ollegan den unangenehmen Drück einer Pistolenmündung in seinem Rücken und eine Stimme raunte: »Beweg dich nicht, sonst knallt’s.«
Er verharrte regungslos, während er die Stimme hinter sich sagen hörte: »Okay, ich hab’ ihn!«
Mit entsetzten Augen sah Steve, dass der Schläger eine Kanone zog, sie auf den Eingetretenen richtete und abdrückte. Ohne einen Laut von sich zu geben, brach der Mann zusammen, während sich der Schläger umdrehte und herübergerannt kam.
»Los, steh auf!«, befahl die Stimme in Steves Rücken und der
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