0078 - Die Straße zum Schafott
Druck der Mündung verstärkte sich.
Mehr geschoben als freiwillig stolperte Steve auf den Toten zu. Als er kurz vor der Leiche angekommen war, musste er stehen bleiben. Die Pistolenmündung in seinem Rücken verschwand und die Stimme flüsterte rasch: »Los! Jetzt!«
Er hörte den Knall nicht mehr. Die Kugel war ihm mitten durch das Gehirn gegangen. Steve Ollegan schlug schwer auf den Betonboden der Halle. Er hatte seinen Reporter-Ehrgeiz mit dem Leben bezahlt.
***
Die Schüsse fielen genau um elf Uhr vier.
Jack war im Wohnhaus neben der Garagenhalle gewesen. Kurz vor elf hatte er verdächtige Geräusche gehört, die Zeitung beiseitegelegt und war hinausgegangen um nachzusehen. Er war mitten auf dem Hof, als die Schüsse fielen.
Einen Augenblick blieb er stehen. Er war erschrocken, und er wusste zuerst nicht recht, was er tun sollte. Dann setzte er sich in Bewegung und lief auf die schwere Schiebetür zu, die ins Innere der Garagenhalle führte.
Er stemmte sich.gegen die Tür und schob sie auf.
Direkt vor ihm lagen zwei Männer. Der eine lag auf dem Gesicht, und man konnte nicht erkennen, was mit ihm los war, denn die Kugel war ihm schräg von vorn ins Herz gedrungen und hatte sich am kräftigen Schulterblatt einfach platt gedrückt, sodass am Rücken keine Wunde entstanden war.
Anders verhielt es sich mit der Leiche des zweiten Mannes. Auch er lag auf dem Gesicht, aber nur zur Hälfte. Man konnte die rechte Gesichtshälfte erkennen. Und mit einem Schaudern sah Jack Corren das große Loch in der Schläfe. Zugleich sah er die Pistole, auf der der Tote mit dem Gesicht lag. Der Knauf der Waffe drückte in ekelhaft aussehender Weise in das offene Auge.
Jack beugte sich nieder und kniete neben dem Mann, bei dem er keine Wunde sehen konnte. Er presste sein Ohr auf den Rücken in der Gegend, wo das Herz ungefähr sein musste.
Es war vergebliche Mühe. Kein noch so leises Geräusch verriet eine Herztätigkeit. Jack wälzte den Mann auf den Rücken.
Die Brust war blutbesudelt. Als er genauer hinblickte, sah er die Einschussstelle genau in der Höhe des Herzens.
Mit zitternden Fingern ließ er von dem zweiten Toten ab und richtete sich wieder auf. Das kalte Entsetzen stand totenbleich in seinem Gesicht. Er hatte noch nie einen Mann gesehen, der gewaltsam ums Leben gebracht worden war. Und hier sah er gleich zwei. Und mit schauderhaften Wunden.
Eine Weile war er vor Grauen nicht imstande, sich zu rühren und erst, als er draußen ein paar Autos mit quietschenden Bremsen halten hörte, löste sich seine Erstarrung. Den Anblick des Pistolenknaufs, der in das offene Auge drückte, konnte er einfach nicht länger ertragen.
Er kniete noch einmal nieder, hob mit der linken Hand vorsichtig den Kopf des Toten ein wenig an und griff mit der rechten Hand nach der Mordwaffe. Er hielt sie gerade in der Hand, als die Polizisten hereinkamen…
***
Zu der Zeit beschäftigten wir uns gerade mit einer Rauschgiftbande, die wir von der Stadtpolizei zugewiesen bekamen, weil Rauschgift hierzulande ja eine Sache ist, die einzig vom FBI bearbeitet werden darf.
Irgendein Cop der City Police hatte bei einem Mann Rauschgift gefunden, den er wegen einer anderen Sache festnehmen musste. Wir wurden sofort angerufen und klemmten uns hinter die Leutchen, von denen der verhaftete Mann den Stoff bekommen hatte. Insgesamt waren in den nächsten vier Tagen über sechzig G-men eingesetzt, dazu kamen dann noch vierzig Detectives der Kriminalabteilung der Stadtpolizei und uniformierte Polizei, die uns bei den Groß-Razzien halfen.
Am Ende des vierten Tages hatten wir mit mehreren Blitzaktionen den ganzen Rauschgiftring ausgehoben. Es hatte ein paar Schießereien, aber zum Glück keine Toten gegeben. Am fünften Tag fuhr ich morgens zur Stadtpolizei, um ein paar Protokolle abzugeben, die man dort für die Akten des an uns überwiesenen ersten Verhafteten brauchte.
Und dabei geriet ich zufällig in die Geschichte hinein, die ich Ihnen bisher erzählt habe. Natürlich hatte ich von den beiden eigenartigen Morden in Harlem aus den Zeitungen erfahren, aber da es »gewöhnliche« Mordfälle waren, berührten sie mich kaum mehr als jeden anderen Zeitungsleser. Das FBI schien zunächst keinen Grund zu haben, sich in diesen Doppelmord einzuschalten.
Ich betrat das Gebäude der Stadtpolizei durch den Hintereingang, denn ich war mit meinem Jaguar in den Hof gefahren. Ich benutzte den Lift und klopfte an die Tür des Zimmers, in dem Lieutenant Anderson
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