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0078 - Die Straße zum Schafott

0078 - Die Straße zum Schafott

Titel: 0078 - Die Straße zum Schafott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Straße zum Schafott
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von der Kriminalabteilung saß. Ihm hatte ich die Protokolle zu bringen. Ich hörte, dass er sich mit jemand unterhielt, konnte aber nicht verstehen, was gesprochen wurde. Als ich ein zweites Mal geklopft hatte, rief Anderson unwillig: »Ja, was ist denn los?«
    Ich ging hinein. Anderson bekam einen roten Kopf und sagte: »Oh, entschuldigen Sie, Cotton! Ich dachte, es wäre einer meiner Leute, und denen hatte ich Anweisung gegeben, mich nicht zu stören.«
    »Schon gut, Anderson. Hier sind die Protokolle in der bewussten Sache. Der Mann bleibt bei uns. Was für ein Interesse hatte die Stadtpolizei an dem Mann?«
    »Relativ harmlose Schlägerei.«
    »Dann ist unsere Sache auf jeden Fall wichtiger. Vergehen gegen das Rauschgiftgesetz dürfte doch wohl den Vorrang haben.«
    »Natürlich.«
    Er nahm die Akten und deutete auf einen Stuhl. Ich setzte mich und warf einen kurzen Blick auf den Farbigen, der vor Andersons Schreibtisch saß. Er mochte an die dreißig Jahre alt sein, hatte nicht unsympathische Gesichtszüge, und sah mich mit Augen an, in denen alles Leid der Erde zu liegen schien.
    Anderson hatte meinen Blick gesehen. Achselzuckend erklärte er: »Der Doppelmörder aus Harlem.«
    Überrascht sah ich noch einmal hinüber zu dem Farbigen. Er wandte den Kopf weg, warf die Hände vors Gesicht und weinte haltlos vor sich hin.
    Ich sah einen Augenblick lang schweigend zu, wie er lautlos schluchzte und am ganzen Körper bebte, dann verabschiedete ich mich von Anderson. Komisch, dachte ich, als ich mit dem Lift wieder hinabfuhr, bei dem hätte ich tausend Dollar gegen eine verrostete Stecknadel gewettet, dass er nicht ein Verbrecher, sondern eher das Opfer eines Verbrechens ist. Wie man sich täuschen kann…
    ***
    Am nächsten Morgen las ich in der New York Times folgenden Artikel: Der schweigende Mörder - Sühne für den Doppelmord in Harlem!
    Wie das Pressebüro der Kriminalabteilung der New York City Police bekannt gibt, hat der Mörder die grauenhafte Tat gestanden. Jack Corren, 31 Jahre alt, seit fünf Monaten glücklich verheiratet, bisher völlig ungescholten, gestand, dass er am Abend des 12. September den neunundzwanzig jährigen Bruce Cendly und den zweiundzwanzigjährigen Reporter Steve Ollegan erschoss.
    Nach Mitteilung der Polizei wurde Jack Corren von den sofort am Tatort eingetroffenen Beamten des Streifendienstes mit der Mordwaffe in der Hand angetroffen, als er sich gerade über eines seiner Opfer beugte. Trotz stundenlanger Verhöre leugnete er anfangs die Tat und behauptete, selbst erst durch die Schüsse alarmiert worden zu sein. Erst am zweiten Tag seiner-Verhaftung gab er sein sinnloses Leugnen auf und gestand die Tat. Aber er hat bisher keinerlei Angaben über die Gründe gemacht, die ihn zu diesem brutalen Verbrechen veranlassten. Hinsichtlich des Motivs ist sich die Polizei noch nicht schlüssig geworden, da aus dem Mund des Täters überhaupt nichts darüber zu erfahren ist. Man nimmt aber an, dass es aus Rache geschah, denn Bruce Cendly heiratete vor sieben Monaten ein Mädchen, um das sich Jack Corren einmal sehr bemüht hatte. Vielleicht kam der Reporter zufällig dazu und wurde von Corren als Tatzeuge ebenfalls erschossen.
    Ein Nachbar hatte die Schüsse gehört und sofort die Polizei angerufen, wo man den nächsten Steifenwagen sofort zum Tatort sandte. Dort stieß man auf Corren, den inzwischen selbst das Grauen über die unheimliche Tat gepackt hatte. Er ließ sich widerstandslos festnehmen. Der Prozess gegen den Doppelmörder wird bereits morgen beginnen.
    Das war der Artikel, den ich beim Frühstück las. Zu diesem Zeitpunkt glaubte ich selbst noch fest an die 22 Schuld von Jack Corren. Schließlich gab er es ja selbst zu, dass er der Mörder sei. Ich erinnere mich noch, dass ich die Geschichte mit Phil, meinem Freund, im Office kurz durchsprach, aber wir waren beide nicht an einem Fall interessiert, der zum einen bereits geklärt war und zum anderen nichts enthielt, was das FBI hätte neugierig machen können.
    Erst am übernächsten Tag wurde ich wieder an diese Sache erinnert, als ich beim Frühstück den Bericht über den ersten Verhandlungstag las. Unter anderem hieß es wörtlich: »…Correns Widerspenstigkeit nimmt Richter, Geschworene und Zuschauer gleichermaßen gegen ihn ein. Auf die zwanzig und mehr Mal gestellte Frage, warum er die scheußliche Tat begangen habe, antwortete Corren mit stupider Gleichgültigkeit: >Ich bin es gewesene Als man ihn ersuchte, den Hergang der

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