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0078 - Im Geisterreich der Wikinger

0078 - Im Geisterreich der Wikinger

Titel: 0078 - Im Geisterreich der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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weiter nach La Rosy und St. Nazaire führen sollte. Wildnis im ursprünglichen Sinne. Üppig blühendes Unkraut, Bäume, Sand, den das Meer seit Jahrhunderten an Land gespült zu haben schien.
    Aber nicht nur die Straße war von diesem unheimlichen Verwilderungsprozeß erfaßt worden. Die kultivierten Felder auf beiden Seiten, die die Männer von St. Briand bewirtschaftet hatten, existierten nicht mehr. Auch hier hatte die Natur alles in Beschlag genommen.
    So weit das Auge reichte, zeigte sich die Landschaft im urtümlichen Zustand. Nichts, das Menschenhand geschaffen hatte, war geblieben. Die Strommasten nebst Leitungen waren verschwunden, die Kilometersteine, die Tankstelle, die etwas außerhalb der Ortschaft lag.
    Das Wetter war so herrlich und klar, daß man kilometerweit sehen konnte. Normalerweise hätte man am Horizont die Häuser des Nachbarortes La Rosy erkennen müssen. Aber auch der war verschwunden, als hätte ihn eine Bombenexplosion von der Erdoberfläche getilgt.
    »Chef…« Nicole griff angstvoll nach Zamorras Arm.
    Der Professor nahm ihre Hand, drückte sie leicht.
    »Wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren, Nicole«, sagte er beherrscht.
    »Oh, Gott, Chef! Wie ist es denn möglich? Hat der dritte Weltkrieg stattgefunden? Haben Atombomben die ganze Umgebung mit Stumpf und Stiel ausradiert? Dieser Blitz und dieser Donner vorhin…«
    »Aber nein doch! Siehst du radioaktive Wolken? Siehst du irgendwelche Spuren einer Atomexplosion? Die Luft ist klar und würzig. Die Vegetation gedeiht wie nie zuvor… Es sieht eher so aus …«
    »Ja?«
    Der Professor verzog das Gesicht. »Es klingt verrückt«, meinte er leise, »aber man könnte beinahe auf den Gedanken kommen, daß irgendeine unbekannte Macht ganz St. Briand gepackt und ans Ende der Zeit versetzt hat. In jene Epoche, in der es längst keine Menschen mehr auf der Erde gibt.«
    »Glaubst du wirklich? Das hört sich ja an wie ein Science-Fiction-Roman. Wer sollte es denn getan haben? Die berühmten kleinen Männchen vom Mars?«
    Unwillkürlich mußte Zamorra lächeln. »Nein«, sagte er. »Die kleinen grünen Männchen sind nur das Produkt phantasiebegabter Schriftsteller. Überhaupt ist dein Gedanke viel zu weit hergeholt. Wir haben es ganz sicher nicht mit irgendwelchen Wesen von einem anderen Planeten zu tun. Ich fürchte, die Erklärung liegt viel näher. Die verantwortlichen Mächte sind uns wahrscheinlich bekannt. Viel zu gut bekannt!«
    »Du meinst…« Nicole sprach nicht weiter, legte erschrocken eine Hand auf den Mund.
    Zamorra nickte. »Ich denke an Dämonen, ja. Es könnte ihr Werk sein. Zu dumm, daß ich mein Amulett nicht mitgebracht habe. Wenn ich geahnt hätte, daß sich ein harmloser Wochenurlaub in einen solchen Alptraum verwandelt…«
    Das Amulett! Zamorra hatte es von seinem Vorfahren Leonardo de Montagne übernommen. Seitdem war es ihm zu einem unerläßlichen Hilfsmittel in seinem stetigen Kampf gegen die Mächte der Finsternis geworden. Jetzt jedoch ruhte es in einer Schatulle im heimischen Château de Montagne, unerreichbar für ihn.
    Der Professor ließ den Motor wieder an, den er kurz zuvor abgestellt hatte, und vollzog ein Wendenmanöver.
    »Kehren wir ins Dorf zurück«, sagte er.
    Die strahlende Sonne am Himmel erschien ihm angesichts der düsteren Zukunftsaussichten wie blanker Hohn.
    ***
    Pressekonferenz im provisorischen Hauptquartier des Krisenstabes.
    Das große Armeezelt stand mitten auf der Straße nach St. Briand, keine zweihundert Meter von der unheimlichen leuchtenden Nebelmauer entfernt, die den kleinen Fischerort schlagartig in den Brennpunkt gerückt hatte.
    Hinter dem improvisierten Kommandostand, mehreren zusammengerückten Tischen, saßen die Verantwortlichen auf harten Holzstühlen und standen den Journalisten von Presse, Funk und Fernsehen Rede und Antwort.
    Der Oberkommandierende war General Josse ein im Dienst ergrauter Veteran der alten Schule. Josse hatte es gelernt mit Niederlagen zu leben. Damals im Indochinakrieg hatte er auf verlorenem Posten gekämpft und im Algerienkonflikt war es nicht anders gewesen. Und auch jetzt war seine Ausgangsposition denkbar hoffnungslos.
    Neben dem General saßen ein hoher Beamter des Innenministeriums und der zuständige Polizeipräfekt. Sie hielten sich während des Kreuzverhörs durch die Journalisten weitgehend zurück, überließen es dem Vier-Sterne-Mann die Neugierde der Fragesteller zu befriedigen.
    Josse tat sein möglichstes, dem Drängen der Reporter

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