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0078 - Im Geisterreich der Wikinger

0078 - Im Geisterreich der Wikinger

Titel: 0078 - Im Geisterreich der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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ihnen verlieren. So wählte ich St. Briand, und er wählte die Schiffe Thormods des Grauen als seine Verbündeten. Ich lieferte ihm einen feinen Schaukampf. Zuerst hieben die Wikinger alles in Stücke. Ein so schneller Sieg wäre jedoch zu auffällig gewesen. Deshalb unterstützte ich meine Krieger, und wir brachten den Rotbärtigen das Fürchten bei. Dann aber, als die Wikinger ernsthaft in Gefahr gerieten, mußte ich meinen Mitstreitern leider in den Rücken fallen. Thors Mordgesellen siegten doch noch. Und Thor, der einfältige Tropf, glaubt nun felsenfest daran, daß seine rauhen Burschen meinen Vasallen letzten Endes doch überlegen sind. In Zukunft wird er mich mitleidig belächeln. Aber am Tage Ragnaröks, Zamorra, da werde ich lächeln!«
    Er schwieg. Und plötzlich stand kein Spott, kein Zynismus mehr in seinen Augen. Ein böses Feuer glomm in ihnen. Wahrscheinlich sah er im Geiste bereits den letzten Kampf. Maschinengewehre gegen Pfeile, Granatwerfer gegen Lanzen, Napalm gegen Schwert und Axt.
    »Nein!« sagte Zamorra schneidend. »So wird es nicht kommen. Ich werde Thor warnen!«
    »Du?« Loki lachte. »Du und deine Freunde hier, ihr werdet sterben. Ich habe keine Verwendung mehr für euch. Eigentlich wollte ich euch noch in Reserve halten, falls Thor noch eine Kampfprobe wünschte. Deshalb rettete ich euch vor dem Angriff der Bretonen. Aber Thor ist bereits zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Schlacht. Und deshalb werde ich euch töten, bevor ich St. Briand in die Zeit des zwanzigsten Jahrhunderts zurückversetze. Und du, Zamorra, wirst der erste sein, der stirbt. Aber wir werden uns wiedersehen. In der Unterwelt, bei meiner Tochter Hel, wo sich meine Vasallen auf den letzten Kampf vorbereiten. Du wirst viele bekannte Leute dort treffen, Zamorra. Stirb!«
    Das letzte Wort peitschte er förmlich heraus. Er machte eine schnelle Handbewegung. Zwei Finger zeigten auf den Körper des Professors.
    Zamorra spürte, wie unsichtbare Hände nach ihm griffen, sein Herz anhalten, den Fluß seines Blutes stoppen wollten. Kräfte aus dem Jenseits, Geisterfinger aus der Welt der Finsternis.
    Aber der Professor hielt den Angriffen des Bösen stand. Sein Amulett brannte wie Feuer auf der Brust, als er den Todeshauch der jenseitigen Kräfte absorbierte.
    Loki merkte schnell, was geschah.
    »Ah«, sagte er, »du hast einen magischen Schutz. Wohldenn – ich habe keine Lust, meine Kräfte darauf zu vergeuden, ihn zu sprengen. So stirb denn wie der normale Sterbliche, der du bist!«
    Vor Zamorras Augen und der anderen Anwesenden aus dem zwanzigsten Jahrhundert – sie hatten sich alle an Ort und Stelle eingefunden – verwandelte sich Loki in einen Wikinger. Mit Helm, Schild, Arm- und Beinpanzer. Und mit einem riesigen, blitzenden Schwert.
    Wild drang der Dämon auf den Professor ein. Seine Klinge durchschnitt die Luft. Die leere Luft, denn Zamorra hatte sich blitzschnell zur Seite geworfen. In wenigen Metern Entfernung lag ein anderes Schwert auf dem Straßenpflaster. Die Wikinger hatten wohl ihre Toten mitgenommen, aber einige ihrer Waffen zurückgelassen.
    Der Professor hechtete nach dem Schwert, bekam es zu fassen.
    Schon war er wieder auf den Beinen.
    Und dann stellte er sich Loki zum Kampf.
    Er war ein hervorragender Fechter. Zwar war er mehr an Degen und Florett gewöhnt, aber er schaffte die Umstellung auf die schwere Waffe schnell. Er war Loki durchaus ebenbürtig, ja, er war ihm sogar leicht überlegen. Loki war ein Ränkeschmied, ein Intrigant, eine Kreatur der tausend Tricks und des Falschspiels. Der harte Kampf Mann gegen Mann war nicht seine stärkste Seite.
    Und schon versuchte er es mit Tricks, versuchte er es mit seinen höllischen Künsten. Zamorra direkt konnte er nichts anhaben. Und deshalb probierte er es indirekt.
    Der Dämon verwandelte sich und die Umgebung. Einmal war er ein Ungeheuer mit vier riesigen Armen und einem tückischen Bärenschädel, dann ein Gerippe mit klappernden Gebeinen, schließlich ein Ritter aus purem Eisen, das in höllischem Rot erglühte. Das Straßenpflaster und die verbrannten Häuser St. Briands wichen einer makabren Geisterlandschaft, einer von Schnee und Eis umtobten kleinen Nordlandinsel, einer Feuerhölle.
    Aber Zamorra wußte, daß dies alles nur Illusion war. Gaukeleien, die ihn verwirren und ablenken sollten.
    Er ging jetzt aufs Ganze. Sein Schwertarm wirbelte, vom unbedingten Siegeswunsch beseelt. Zwei blitzschnelle Finten, dann der Treffer. Die Klinge durchbrach

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