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0079 - Das Gespensterschiff

0079 - Das Gespensterschiff

Titel: 0079 - Das Gespensterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Benedikt betrachtete sich seinen Gast nun genauer. Und er wurde noch kleiner hinter seinem überladenen Schreibtisch.
    »Sind Sie ein Angehöriger?« fragte er unsicher. »Es ist übrigens noch gar nicht sicher, ob die SEA-BELL wirklich verschollen ist. Nur eine Mutmaßung.«
    »Derentwegen Sie eben schon mit Ihrer Versicherung telefoniert haben«, konterte Professor Zamorra. Er hatte einen Schuß ins Nichts abgefeuert und hatte ins Schwarze getroffen. Mister Benedikt rang sich die fleischigen Würstchenfinger, als wolle er sie sich auswinden.
    »Nun ja…«
    »Waren ein Mister Bill Fleming und eine Miß Nicole Duval mit an Bord?« fragte Professor Zamorra gleich weiter.
    Die Blicke des Dicken huschten über den Schreibtisch. Er hörte auf, seine Hände zu kneten, und seine Rechte stürzte auf ein Blatt Papier herunter wie ein Habicht. Die Passagierliste.
    »Sie waren an Bord«, sagte er nach kurzem Überlesen. »Insgesamt waren sechzehn Personen an Bord. Unsere Besatzung mitgerechnet.«
    »Und was ist mit der Yacht passiert?«
    Señor Benedikt walkte seine Finger wieder.
    »Sie ist eben überfällig«, meinte er hilflos. »Ich habe auch eben erst erfahren, daß die Küstenwache mich gestern abend noch erreichen wollte. Aber unser Büro schließt um fünf, und der Notruf kam erst um halb sieben. Ich war nicht zu Hause um diese Zeit. Und in der Nacht auch nicht…«
    Er sah Zamorra mit reuigem Sünderblick an, und Zamorra überlegte sich, was Mister Benedikt wohl investiert haben mußte, um die vergangene Nacht nicht zu Hause verbringen zu müssen. Zamorra verwarf diese Spekulation sofort wieder, weil ihn das Sexleben eines fetten Mister oder Señor Benedikt nicht die Bohne interessierte.
    Er interessierte sich für die SEA-BELL und das Schicksal ihrer Passagiere.
    »Ersparen Sie mir die Einzelheiten«, sagte er deshalb. »Sie gehen mich nichts an.«
    Señor Benedikt machte den Versuch, seine Schultern zu heben, doch die Fettmassen, in die sie eingebettet waren, erlaubten nur ein vages Zucken.
    »Ich bin erst seit zwanzig Minuten im Büro. Als ich ankam, habe ich natürlich bemerkt, daß die SEA-BELL nicht am Steg lag. Aber das ist im Grunde nichts Außergewöhnliches. Die Yacht bringt hauptsächlich Angler in die Nähe der Riffs, wo man die Schwertfische schon beinahe mit der Pistole erschießen könnte. Meistens sind die Touristen furchtbar stolz auf ihren Fang, und Kapitän Wilson schlägt dann immer vor, daß man für ein kleines Aufgeld auch eine der Inseln ansteuern könnte, um ein romantisches Lagerfeuer anzuzünden und ein Barbecue zu veranstalten. Meistens wie gesagt klappt das auch, und er kommt dann immer erst gegen früh um acht zurück. Als die SEA-BELL nicht am Steg lag, dachte ich, sie hätten sich heute vielleicht etwas verspätet. Und die nächste Tour beginnt ja erst um elf.«
    Was Mister Benedikt hier erzählte, hatte durchaus Hand und Fuß und entsprach auch bis aufs I-Tüpfelchen den Nepp-Gewohnheiten dieses fröhlichen Inselvölkchens, das die niedrigeren Arbeiten ohnehin ausschließlich von illegal eingewanderten Haitanern verrichten ließ und sie obendrein dafür mit Spottlöhnen strafte.
    »Was haben Sie erfahren, als Sie endlich wieder Ihren Schreibtisch erreichten?«
    »Was schon? Sie behaupten, doch, sie hätten alles mitgehört. Die SEA-BELL hat auf der Notfrequenz SOS-Rufe ausgestrahlt, und sie wurden empfangen. Bisher weiß ich nur, daß sowohl die Amerikaner Schiffe an die Stelle ihrer letzten Position entsandt haben, als auch wir. Bisher wurde nichts gefunden. Ich wollte gerade zur Hafenbehörde. Wenn ich Sie nicht davon abhalten kann, können Sie ja mitfahren.«
    »Sie können mich nicht abhalten.«
    Señor Benedikt stand auf und schaltete den Ventilator ab, der die stickige Luft ohnehin nur durcheinanderwirbelte, ohne echte Linderung zu verschaffen.
    »Kommen Sie.«
    Professor Zamorra folgte dem Dicken hinaus auf die Straße. Mister Benedikt mußte sich zwei Kissen unter seinen feisten Hintern schieben, um überhaupt über das Steuerrad seines Dodge hinaussehen zu können. Der Straßenkreuzer war mindestens zwei Nummern zu groß für ihn und sprach nur für die Liquidität der Albatros-Line. Zamorra fiel ein, daß das Bahama-Inselreich das Land mit den wenigsten Pleiten dieser Welt ist und daß nur fünfundzwanzig Prozent der eigenen Währung im Umlauf waren. Hauptzahlungsmittel war der US-Dollar, und man riskierte schon in einer Boutique einen geplatzten Verkaufsabschluß, wenn man

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