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0079 - Das Gespensterschiff

0079 - Das Gespensterschiff

Titel: 0079 - Das Gespensterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Ecke, wenn ich bezahlen kann. Und bezahlen werden ja Sie.«
    »Warum haben Sie mich überhaupt angesprochen?« fragte Zamorra. »Woher wollen Sie wissen, daß ich mich für das Schicksal der SEA-BELL interessiere?«
    Der Einbeinige verzog das Gesicht zu einem Grinsen.
    »Sie sind mit Mister Benedikt angekommen, und dem gehört die Albatros-Linie. Sie machten ein ziemlich besorgtes Gesicht, Sir.«
    Das klang pausibel, und auch sonst machte Mat Sarp auf Professor Zamorra nicht den Eindruck eines Wirrkopfs. Wäre er einer gewesen, hätte er sich nicht selbst durch sein mieses Leben bringen können. Nur — Not macht auch erfinderisch.
    Sie waren von der belebten Bay-Street in eine Nebengasse abgebogen. Hier machte die 90.000-Einwohner-Stadt bei weitem nicht mehr den properen, gepflegten Eindruck, den sie auf Ansichtskarten hinterlassen will. Hier begann das Nassau der Haitianer, der Dockarbeiter und der Schauer-Leute. Hier verdingten sich die abgerutschten Halbweltdamen für ein Butterbrot und einen Schnaps stundenweise an ihre Kundschaft, hier wurde die Kehrseite der paradiesischen Inseln sichtbar, wenn man sie sehen wollte.
    Professor Zamorra wollte hauptsächlich zuhören.
    Deshalb mißachtete er den Gestank, der ihnen aus einem engen Lokal entgegenschlug, das Mat Sarp zielstrebig angesteuert hatte. Es hatte nicht einmal einen Namen.
    Sechs schmuddelige Tische zogen sich an der rechten Wand entlang in einen handtuchschmalen Raum hinein, während die linke Seite von einem riesigen, aus rohen Brettern zusammengenagelten Tresen eingenommen wurde. Hocker fehlten. Man mußte stehen, wenn man dort ein Getränk einnehmen wollte.
    Es roch dumpf und muffig hier, und die Duftkulisse wurde von abgestandenem, ranzig gewordenen Fett überlagert. Unter normalen Umständen hätte Professor Zamorra diese üble Kneipe nie aufgesucht.
    Mat und er waren zu dieser Morgenstunde die einzigen Gäste. Von der Theke her schaute ein Mischling mürrisch zu ihnen herüber.
    »Eine Flasche vom besten«, rief Mat Sarp aufgeräumt. »Und saubere Gläser, wenn ich bitten dürfte. Dieser Gent hier bezahlt.«
    Der Mischling musterte Zamorra, und Zamorra nickte. Nun kam Bewegung in den Mann. Er servierte die Flasche und die Gläser sogar auf einem halbwegs sauberen Tablett. Zamorra beglich die Zeche sofort. Er wollte sich nicht eine Minute länger hier aufhalten, als es notwendig war.
    Doch dann wurde sein Interesse so sehr geweckt, daß er die Zeit vergaß. Er bestellte noch eine zweite Flasche.
    ***
    Unter der Anleitung von Kapitän Wess Wilson hatten sie »ihre« Insel abgesucht und fanden die schlimmsten Vermutungen bestätigt. Es gab nicht eine einzige Süßwasserquelle auf diesem Eiland. Der höchste Punkt erhob sich kaum dreißig Yards über den Meeresspiegel. Auch die hektisch-flotten Sprüche von Wess Wilson konnten die Überlebenden der SEA-BELL nicht darüber hinwegtäuschen, daß sie ganz tief in der Patsche saßen.
    »Haben Sie eine Ahnung, wo wir uns befinden?« fragte Bill Fleming halblaut, damit diese anderen nicht mithören konnten. Wilson hatte sie eben erst aufgefordert, Brennholz für ein weithin sichtbares Feuer zu sammeln.
    Wess Wilson musterte den Historiker.
    »Na, ja«, antwortete er. »Genau läßt sich das natürlich nicht sagen. Ich habe keine Instrumente, um unsere genaue Position feststellen zu können. Vielleicht ist mir das nachts besser möglich. Wenn ich die Sternbilder sehen kann. Doch ich nehme an, daß wir uns auf einer von den Bimini-Islands befinden. Vom Gipfel dieses Pfannkuchens hier, habe ich in nördlicher Richtung eine Nachbarinsel gesehen. Sie scheint mir wesentlich größer als die unsere zu sein. Notfalls bleibt uns immer noch die Möglichkeit, ein Floß zu bauen und dort hinüberzurudern. Der üppigen Vegetation nach gibt es dort Wasser. Und eßbare Früchte wachsen hier auf an je- dem Strauch. Wir werden nicht verhungern und nicht verdursten. Allenfalls sind wir gezwungen, ein wenig Robinson zu spielen. Kokospalmen habe ich auch hier schon entdeckt. Ich denke, Roual ist ein guter Kletterer. Er kann uns einige Nüsse herunterwerfen. Mehr können Sie im Augenblick nicht von mir erfahren, lieber Freund.«
    Bill Fleming verzog das Gesicht zu einem mißglückten Lächeln.
    »Das war ohnehin schon mehr, als ich erwartet habe. Doch um ehrlich zu sein: Vor einem Robinson-Dasein habe àch gar keine Angst. Vielmehr beschäftigt mich, ob dieses seltsame Schiff nochmals auftaucht. Welchen Zweck sollte die

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