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0079 - Das Gespensterschiff

0079 - Das Gespensterschiff

Titel: 0079 - Das Gespensterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Professor Zamorra nicht gelten, stand doch Kapitän Wess Wilson im Ruf, ein erstklassiger Schiffsführer zu sein, was man nicht von allen seinen Kollegen behaupten konnte.
    Dummerweise war dem aufgefangenen Mayday-Ruf nicht zu entnehmen gewesen, was den Funker verleitet hatte, diesen Notruf in den Äther zu entlassen. Immerhin jedoch hatte Zamorra jetzt die zuletzt durchgegebene Position.
    25° nördliche Breite, 14’, 28”.
    Dazu noch 80° West, 58’ und 3”.
    Eine Position mitten in den Great Bahamabanks, fast schon mehr nach Süden hin. Die Riffs waren dort am gefährlichsten, doch der Funker Roul Carpentier hatte in seinen Notrufen kein Wort von den Riffs erwähnt. Er hatte überhaupt nichts über die Gefahrenquelle gesagt, und das irritierte Professor Zamorra am allermeisten.
    War dieser Roul Carpentier angesichts dieser Gefahr, in der sie unzweifelhaft geschwebt hatten, schon so konfus gewesen, daß er keines vernünftigen Gedankens mehr fähig gewesen war?
    Professor Zamorra stellte sich Fragen über Fragen, als er das Gebäude der Hafenbehörde verließ.
    Fragen, die sehnlichst auf eine Antwort warteten.
    Und die dennoch unbeantwortet bleiben mußten, wenn er nicht selbst nach den Antworten suchte.
    Zamorra wurde vom hellen Licht der Sonne geblendet, als er das Gebäude der Hafenbehörde verließ. Beinahe wäre er über das ausgestreckte Bein eines Amputierten gestolpert, der seinen Sitzplatz neben dem Ausgang bezogen hatte.
    »’tschuldigung«, ließ der zerlumpte Bettler sich vernehmen. »Ich hab’ das nicht gewollt. Tut mir wirklich leid.«
    Zamorra schaute zu dem Mann hinunter, der sein eines Bein ausgestreckt über den schmalen Bürgersteig hielt und eine Blechschüssel danebengestellt hatte.
    Ein Matrose, dem vermutlich ein Hai das eine Bein weggefressen hatte. Es war nicht glatt amputiert, sondern lief knapp oberhalb des Knies in einen konischen Stutzen aus.
    Kein schöner Anblick, denn der Bettler hatte auf jede Bandage verzichtet. Man konnte noch die Zähne sehen, mit denen der Raubfisch nachgeschnappt hatte. Im Zusammenhang gesehen war sogar dieser Beinstrunk ziemlich perfekt dargeboten, wie alles, was auf den Bahamas Angriffe auf die Geldbörsen der Touristen startete.
    »Die SEA-BELL hat der Satan selbst zerstört«, sagte der einbeinige Bettler und hielt seine Sammelschüssel hoch. Sie war leer, weil er das Geld kurz zuvor herausgenommen hatte.
    Er saß an einem guten Platz. Hinter dem Gebäude der Hafenbehörde begannen die Kais mit den Yachten der Reichen und den käuflichen Booten. Ein paar von ihnen tuckerten schon aus dem eingemauerten Hafen hinaus. Die Molen schützten die Edel-Schiffe vor der Brandung und vor Taifunen. Die Liegegebühren waren entsprechend hoch. Die Hafenverwaltung von Nassau hätte bequem zehn Häfen von einer Jahreseinnahme bauen können.
    Der Begriff »nassauern« kommt nun mal nicht von ungefähr…
    Normalerweise hätte Zamorra diesem Bettler keine Beachtung geschenkt. Eine innere Stimme ließ ihn anhalten und auf den Krüppel hinunterblicken.
    »Du weißt etwas von der SEA-BELL?«
    Der Bettler schüttelte den Kopf.
    »Ich hab’ nur gehört, daß sie weg is’. Dafür weiß ich eine Menge von der CARIBBEAN QUEEN. Ich war schon mal bei Käptn Hawk an Bord.« Er deutete auf seinen Beinstummel hinunter. »Den Rest mußte ich auf seinem Geisterschiff lassen…«
    Professor Zamorra war mit einem Male interessiert.
    »Können Sie laufen?« fragte er.
    »Geben Sie mir meine Krücke. Sie lehnt zehn Fuß weiter rechts am Zaun. Sie sind an Gespenstergeschichten interessiert, Sir? Sie haben mir noch nichts in den Teller geworfen.«
    »Du wirst mehr bekommen, als du erwartest, wenn deine Geschichte etwas taugt«, sagte Zamorra, ging die paar Schritte zur Krücke des verkrüppelten Matrosen und holte sie ihm.
    »Wie heißt du?« fragte er, als er dem Mann beim Aufstehen behilflich war.
    »Mat Sarp«, antwortete der Ex-Matrose. »Und ich habe Durst. Aber in Ihren Hotelbunker werden Sie mich wohl nicht mitnehmen können. Ich bin schon aus sämtlichen hinausgeflogen.«
    Zumindest war der Mann ehrlich. Bisher jedenfalls. Doch Zamorra würde sehr wohl zu unterscheiden wissen, ob Mat Sarp nur auf seine Dollars scharf war oder ob er wirklich etwas zur Sache zu sagen hatte. Der Mann hinkte neben ihm her.
    »Und wohin gehen wir dann?« fragte Zamorra.
    »Meine Kneipe ist gleich um die nächste Ecke. Sie wird Ihnen nicht besonders gut gefallen, Sir. Aber dort läßt man mir meine

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