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0079 - Das Gespensterschiff

0079 - Das Gespensterschiff

Titel: 0079 - Das Gespensterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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auch leise Fahrt machen müssen.«
    Er zwinkerte Zamorra verständnisinnig zu.
    »In einer Stunde an der SARONA«, sagte Zamorra und wandte sich endgültig zum Gehen.
    Als er zurück ins Licht der Straße trat, fühlte er sich nicht mehr ganz wohl in seiner Haut. Sein Bluff hatte gewirkt. Gloster vermutete einen Spion in ihm und wollte schnelles Geld verdienen. Doch wie würde der Mann sich anstellen, wenn Zamorra damit herausrückte, wo sein tatsächlicher »Treffpunkt« war?
    Und konnte er es verantworten, das Leben von noch mehr Menschen aufs Spiel zu setzen?
    Auf dem Weg zum Hafen suchte Professor Zamorra eine Kirche auf und blieb fast eine halbe Stunde darin.
    ***
    Nicoles Flehen war ohne Erfolg geblieben. Nach der fünften Hetzjagd über den einzigen Hügel der Insel hatten es alle aufgegeben, dem Gespensterschiff auf diese Weise zu entkommen. Die CARIBBEAN QUEEN war ihnen jeweils in ihrer lautlosen Geisterhaftigkeit gefolgt.
    Sonst hatte sich nichts ereignet. Die Rümpfe der Geköpften lagen immer noch in teils grotesken Stellungen auf dem Deck herum, die unversehrte Leiche des Padres baumelte an der Rahe.
    Von Käpt’n Hawk keine Spur. Nicole hatte sich schon die Augen nach ihm ausgesehen und ihn nicht entdeckt. Aber der Mann war zu auffallend gewesen, als daß sie ihn unter den anderen Leichen an Bord nicht mehr erkannt hätte.
    Hawk mußte sich entweder irgendwoanders befinden, oder sich unter Deck aufhalten.
    Das Geisterschiff hatte sie umkreist wie ein Wachhund die Schafsherde. Der Lebenswille von Wess Wilson, Roual Carpentier und dem Amerikaner Charles Crown war erloschen, nachdem sie versucht hatten, das Signalfeuer wieder in Brand zu stecken, und die Flammen aus unerfindlichen Gründen immer wieder erstickt wurden.
    Die drei Männer hockten apathisch neben den kümmerlichen Resten des gesammelten Brennhölzer und ließen die Köpfe hängen. Nur Nicole Duval und Bill Fleming hatten sich noch nicht von der allgemeinen Weltuntergangsstimmung anstecken lassen, wenngleich ihnen auch mehr als nur miserabel zumute war.
    Die beiden hatten sich von der übrigen Gruppe getrennt und wieder den Gipfel des Hügels erklommen, von wo aus sie den besten Überblick hatten. Fieberhaft und mit rotgeränderten Augen suchten sie den Horizont ab. Auch ohne viele Worte darüber zu verlieren, war ihnen beiden klar, daß nur mehr einer ihnen und den anderen helfen konnte.
    Professor Zamorra…
    Ihm galt Nicoles Sehnsucht und Bills Erwartung.
    Bill war es längst leid geworden, den Zweimastschoner einer bestimmten Baureihe zuzuordnen, nachdem er sie als Historiker einwandfrei identifiziert hatte. Er war mit seiner ersten Annahme schon richtig gelegen. Gestern abend, als die CARIBBEAN QUEEN mit ihrer schrecklichen Mannschaft sich ihnen zum erstenmal genähert hatte.
    Außerdem mochte er nicht mehr auf das Deck hinübersehen, wo die Toten lagen, wo der Priester an seinem Strick pendelte. Sein besorgter Blick galt mehr der immer schräger stehenden Sonne, denn die Enthaupteten auf Käpt’n Hawks Schiff waren Geschöpfe der Nacht. Wäre es anders gewesen, wären sie bestimmt schon angelandet.
    Wenn Bill nicht gerade vergeblich den Horizont nach einem Boot absuchte, bastelte er an einigen Holzstückchen zu seinen Füßen herum. Er hatte sich die Schnürsenkel aus den Schuhen gezogen und die Schuhe weggeworfen.
    »Was hast du vor?« fragte Nicole, nachdem sie Bill eine Weile zugeschaut hatte.
    Bill Fleming verzog sein Gesicht zu einer Grimasse.
    »Siehst du’s denn nicht? Ich versuche jeweils zwei Hölzer zu einem Kreuz zusammenzubinden. Keine Ahnung, ob das etwas helfen wird, aber es kann auch keinesfalls schaden. Ich baue für jeden eines.«
    Nicole schaute wieder zum Schoner hinüber. Sie hatte sich trotz der Anstrengungen immer noch klare Augen und ihren scharfen Blick bewahrt. Deshalb sah sie ganz deutlich, daß der gehängte Franziskaner ein silbern blitzendes Kreuz vor der Brust trug.
    Sie seufzte verhalten, doch sie erwähnte Bill gegenüber nichts von ihrer Entdeckung. Sie wollte ihm die Beschäftigungstherapie nicht verleiden. Schließlich war Nicole selbst der Verzweiflung nahe.
    »Das könnte tatsächlich helfen«, sagte sie. »Weißt du, wie spät es ist?«
    Bill sah auf seine Armbanduhr. Das Glas war zerkratzt, aber das Werk funktionierte noch.
    »Du möchtest wohl eher wissen, wann Sonnenuntergang ist«, meinte er. »Ich kann es dir sagen. In ziemlich genau vier Stunden.«
    ***
    Hank Glosters SARONA entpuppte sich

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