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0079 - Das Gespensterschiff

0079 - Das Gespensterschiff

Titel: 0079 - Das Gespensterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Hotel verschwunden, um sich umzuziehen und noch einige Utensilien aus seinen Koffern zu holen, die er für sein Unternehmen für unerläßlich hielt. Als er sich im mannhohen Spiegel seiner Suite betrachtete, erinnerte kaum noch etwas an den eher distinguiert wirkenden Schloßherrn aus dem Tal der Loire.
    Er hatte sich see- und wetterfest umgekleidet. Der junge Mann aus der Rezeption sandte ihm einen verwunderten Blick hinterher, als er den angeblich französischen Adeligen in Räuber-Zivil aus dem Hotel verschwinden und in ein wartendes Taxi steigen sah.
    Unten in der Bay-Street ließ Zamorra den Taxi-Driver vor dem Buchungs-Büro der Albatros-Linie anhalten. Er fand den Eingang verschlossen. Die Plastik-Rollos an den Schaufenstern waren heruntergezogen. Schwüle Hitze brütete über den engen Straßen.
    »Residenza Dolores«, gab Professor Zamorra als sein nächstes Ziel an, und der Fahrer wunderte sich nicht wenig, wie ein Gast aus dem Providence Hotel dazukam, sich bei einer derart schmierigen Absteige absetzen zu lassen. Die Residenza Dolores hatte keinen Ruf mehr zu verlieren. Als Zamorra den abbröckelnden Verputz der Fassade betrachtete, wäre er am liebsten wieder umgekehrt. Wie wenig vertrauenerweckend mußte dann erst Hank Gloster aussehen, den er hier zu finden hoffte.
    Drei ausgetretene Steinstufen führten zu einem Portal hinauf, das mit Sicherheit schon seit mehr als zwanzig Jahre keine Farbe mehr gesehen hatte. Der Holzwurm tickerte in der zweiflügeligen Tür, die oben in einen romantischen Bogen auslief. Die Tür stand offen.
    Nach der gleißenden Helligkeit draußen verharrte Professor Zamorra einige Sekunden, damit seine Augen sich an das Zwielicht gewöhnen konnten. Die Sonnenbrille nahm er ab und steckte sie in die Außentasche seiner imprägnierten Leinen jacke.
    Er war in einem ziemlich hohen aber engen Raum gelandet. Vom Boden her drückte klamme Feuchtigkeit herauf. An diesem Haus nagte nicht nur der Wurm. Auch der Schwamm hatte sich gefräßig breit gemacht. Überall waren Flecken an den sonst kahlen Wänden. Zamorra kam sich vor, wie in einen Glockenturm einer vergessenen Kirche.
    Die dicken Kreppsohlen an seinen Schuhen aus Segeltuch verhinderten, daß seine Schritte von den Wänden widerhallten, als er auf eine weitere offenstehende Tür zuging, aus der etwas Licht in den rechteckig hohen Raum sickerte.
    Sie führte in einen beklemmend engen Flur, der nun wiederum so niedrig war, daß der hochgewachsene Zamorra unwillkürlich seinen Kopf einzog. Dieses Haus mußte dem Alptraum eines untalentierten Amateur-Architekten entstammen.
    Der Flur endete in einem Treppenhaus, das hell gewesen wäre, hätte der Hausbesitzer es nicht versäumt, die teilweise beschädigten Fenster vom Fliegendreck reinigen zu lassen. Das einzig Schöne an dieser Pension war und blieb ihr Name.
    Residenza Dolores…
    Der einbeinige Matrose hatte das Gebäude das Apartmenthaus bezeichnet. Doch weder ein Hausdiener noch eine Concierge ließen sich blicken. Professor Zamorra hatte auch kein ausgesprochenes Bedürfnis danach, jenen Herrn oder die Dame kennenzulernen, da zu erwarten war, daß sie ähnlich verlottert aussahen wie das ganze Gemäuer um sie herum. Mat Sarp hatte ihm die Nummer von Hank Glosters Apartment mitgeteilt.
    Nummer 24.
    Angeblich befand es sich im obersten Stock in einer Mansarde.
    Professor Zamorra stieg die knarrenden Treppen hinauf. Sonst zerstörte kein einziges Geräusch die mittägliche Grabesstille.
    Die ›4‹ von der 24 war nur mehr an der unteren Stelle gegen die Tür genagelt, und die Ziffer pendelte in einem Luftzug, von dem Zamorra auch nicht wußte, woher er kam.
    Die Klinke ließ sich herunterdrücken. Entweder Hank Gloster war sehr vertrauensselig, oder es ließ sich absolut nichts bei ihm holen. Professor Zamorra vermutete Letzteres.
    Um keine böse Überraschung zu erleben, zog er eine Pistole, eine 6.35er Smith & Wesson, aus der Tasche seines dünnen See-Anoraks und entsicherte sie.
    Das Schnappen der im Lauf einrastenden Kugel ging in tiefen, regelmäßigen Schnarchtönen unter, die aus dem Inneren des Apartments drangen. Doch um in diesen Raum zu gelangen, mußte Professor Zamorra über einen Stapel von leeren Konservendosen klettern und durch ganze Packen braunen Tütenpapiers waten. Es war gar nicht zu vermeiden, daß er dabei auch Geräusche verursachte.
    Den Schläfer schienen sie nicht zu stören, denn er schnarchte ohne Unterbrechung weiter.
    Nach diesem Hindernislauf

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