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0079 - Das Gespensterschiff

0079 - Das Gespensterschiff

Titel: 0079 - Das Gespensterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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erwartungsgemäß als übler Seelenverkäufer. Das Schiff hatte mehr Jahre auf dem Buckel als sein bärbeißiger Besitzer. Nur das Improvisationstalent einiger begnadeter Werftarbeiter hatte es bis heute über Wasser gehalten. Der schwache Dieselmotor sprang erst beim vierten Versuch an. Gloster warf sich stolz in die Brust, als hätte er soeben einen achten Kontinent entdeckt.
    »Was habe ich Ihnen gesagt?« fragte er strahlend. »Ein prächtiges Schiff, das Sie sich da besorgt haben. Ein wenig alt ist sie ja schon, meine SARONA, aber wir werden schließlich auch nicht jünger.«
    Jetzt lachte Hank Gloster. Professor Zamorra lachte nicht mit. Tuckernd und stotternd legte die SARONA von Pier V ab, nachdem Zamorra Gloster ein Kuvert übergeben und der Bärtige den Betrag nachgezählt hatte.
    Gloster stand im engen Steuerhaus. Zamorra zwängte sich neben ihn, damit er sich bei dem Lärm verständlich machen konnte.
    »Kurs Nordwest!« brüllte er neben Glosters Ohr.
    Der kratzte sich am Schädel und brüllte ebenso laut zurück: »Ich bin doch nicht schwerhörig!«
    Die SARONA schob nur eine mäßig hohe Bugwelle vor sich her. Sie machte allenfalls ihre zehn Knoten. Der Professor überschlug in Gedanken die Entfernung, die sie vor sich hatten. Bis zu seinem Ziel brauchten sie mindestens fünf Stunden, und auch das nur, wenn sie den Wind und damit den Wellengang nicht gegen sich hatten. Das Boot lag flach wie Flunder im Wasser. Es war breit und langsam. Dafür hatte es kaum Tiefgang, und das konnte in jenen tückischen Gewässern, in die Zamorra wollte, ungeheuer wichtig werden.
    Neben Hank Gloster waren noch zwei Matrosen und ein Maschinist an Bord. Über eine Funkanlage verfügte das Boot auch, doch Gloster erklärte ihm, daß es zur Zeit gerade reparaturbedürftig sei und deshalb leider nicht funktioniere.
    Doch Professor Zamorra hatte auch kaum vor, mit der CARIBBEAN QUEEN in Funkkontakt zu treten. Sicher legte auch Käpt’n Hawk keinen Wert auf die Verständigung über den Äther.
    Für Wesen wie ihn hatte Zamorra probatere Mittel parat.
    Die See stand günstig für sie. Die SARONA machte inzwischen rund fünfzehn Knoten. Im Osten kündete ein dunkler Streifen über dem Horizont die nahende Dämmerung an. Es mochte mittlerweile um 17 Uhr geworden sein. Noch zwei Stunden bis Sonnenuntergang.
    Hank Gloster fragte ein paarmal nach dem Ziel ihrer Fahrt, doch Zamorra ließ ihn stur die einmal eingeschlagene Richtung beibehalten. Er wollte nicht, daß Gloster einfach umkehren konnte, nachdem er ihn womöglich einfach über Bord geworfen und den Haien überlassen hatte.
    Professor Zamorra sah immer wieder die Dreiecksflossen aus den tiefblauen Fluten tauchen. Die »Jaws« umstrichen die SARONA wie ein Rudel Wölfe die sichere Beute, Hank Gloster mußte ebenfalls ein Gespür für Gefahren haben, denn als Zamorra eine Stunde später wieder zu ihm ins Steuerhaus kam, flackerten seine Augen, und seine Nackenhaare hatten sich deutlich aufgestellt.
    »Verdammt nochmal«, knurrte er los. »In einer Stunde ist es dunkel, und wenn wir den Kurs beibehalten, landen wir mitten in den Great Bahama Banks. Kein christlicher Seefahrer läuft diese Gegend an. Wir werden jetzt endlich beidrehen, und Sie geben mir die Koordinaten Ihres Treffpunkts.«
    Professor Zamorra spürte, daß der wuchtige Mann sich nicht länger hinhalten lassen wollte, und er spürte auch ganz deutlich die Ausdünstung der Angst. Gloster war Schweiß auf der Stirn und unter den Achselhöhlen ausgebrochen. Seine wässrig blauen Augen waren eine Spur dunkler geworden.
    Hank Gloster entsprach bei Gott nicht dem Ideal eines »christlichen Seefahrers«, deshalb hielt Zamorra es für angeraten, ihn während seiner nächsten Eröffnungen die Mündung seiner Smith & Wesson in den Rücken zu drücken. Zamorra zog die Pistole, hob sie hoch bis unter das linke Schulterblatt Glosters, und dort preßte er sie gegen die strammen Muskeln dieses bärtigen Riesen.
    Gloster zuckte zusammen.
    »He, Mann! Was soll denn dieser Unfug jetzt?«
    »Das ist kein Unfug«, antwortete Zamorra. »Es wird Ernst, mein Freund. Wenn ich meine Spielzeug-Pistole aus dieser Entfernung abfeuere, dann ist dir doch hoffentlich klar, daß du ein Riesenloch als Austrittsöffnung in der Brust bekommst. Wenn du dann nicht auf der Stelle tot wärst, könntest du glatt deine Faust in die Wunde legen. Aber nur ruhig Blut. Du brauchst ja nur zu tun, was ich dir sage.«
    Hank Gloster streckte seinen Rücken

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