0079 - Das Gespensterschiff

Titel: 0079 - Das Gespensterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath

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durch Müll und Unrat stand Professor Zamorra einem unbeschreiblichen Durcheinander gegenüber, in dessen Mittelpunkt ein kräftiger, bärtiger Mann auf einer breiten Couch mit herausragenden Sprungfedern um ein wenig Platz stritt. Die Ansammlung leerer Flaschen gab über die Lieblingsbeschäftigung dieses Mannes erschöpfend Auskunft. Das Zimmer hatte verzweifelte Ähnlichkeit mit einer Müll-Deponie nach einer Anlieferung sperriger Güter. Sorgfalt war nur auf die Wände und deren künstlerische Ausgestaltung verwendet worden. Pin-Up-Poster von ausschließlich zotigen Qualitäten blickten sündig auf Professor Zamorra herab.
    Der Schläfer bewegte sich. Zamorra setzte die Sonnenbrille wieder auf und konnte nur hoffen, daß er auf Hank Gloster den erwünschten Eindruck machte, wenn er ihn erst einmal wach bekommen hatte.
    Wie die meisten Menschen hatte auch Gloster einen sechsten Sinn »eingebaut«, der ihn die Anwesenheit einer zweiten Person im Raum bemerken ließ.
    Doch dem Alkoholdunst nach, der penetrant über dem Raum lag, würde es noch einige Zeit dauern, bis Gloster vollends in die Wirklichkeit zurückgefunden hatte. Zamorra hatte Muse, sich seinen eventuellen Geschäftspartner zu betrachten. Der Professor wollte inzwischen nicht mehr so recht daran glauben, daß Mat Sarps Tip wirklich so gut gewesen sein sollte, wie es anfangs den Anschein hatte.
    Hank Gloster mußte seiner ganzen Statur nach über Bärenkräfte verfügen.
    Zahlreiche Narben im Gesicht und an den Armen kündeten davon, daß er Streitigkeiten nicht aus dem Weg ging. Ein wildwuchernder Vollbart verdeckte den größten Teil seines quadratischen Gesichts, aus dem eine mächtige, rotblaue Knollennase ragte. Zweifellos hatte auch Hank Gloster Kreolenblut in seinen Adern.
    Zamorra hielt die Waffe auf ihn gerichtet, als Gloster blinzelnd seine Augen aufschlug. Sie waren von einem unwahrscheinlich, fast wässrigem Blau.
    »Freut mich, daß Sie Ihren Mittagsschlaf endlich unterbrochen haben«, sagte Zamorra ohne besondere Betonung in der Stimme. »Ich brauche Sie nämlich.«
    Gloster ließ Zamorra nicht länger darüber im Unklaren, welch ein Draufgänger oder aber wie dumm er war. Ohne sich einen Deut um Zamorras Waffe zu kümmern, sprang er auf und rannte los wie ein wildgewordener Bulle. Er hielt seinen Kopf gesenkt, und Zamorra hätte einen äußerst muskulösen Nacken betrachten können, wenn er die Zeit dafür gehabt hätte.
    Hank Gloster ließ sie ihm nicht.
    Zamorra mußte schnell zur Seite steppen, um diesen Mann an sich vorbeischießen zu lassen. Mit der rechten Hand schob er noch ein wenig nach, damit Gloster noch mehr Fahrt bekam.
    Nun rächte sich Glosters Unordentlichkeit auf eine für den Seemann fatale Weise. Er kam auf seiner Flaschenhalde ins Rutschen, beschleunigte noch eine Spur und brummte mit dem Schädel gegen eine Kommode, so daß sämtliche Schübe heraussprangen.
    Das hielt selbst ein Kampfstier wie Hank Gloster nicht aus. Er streckte sich und seufzte.
    Zamorra trat näher und zog ihm ein Augenlid hoch. Als er den Kopf zum Feuer hin drehte, verkleinerte sich das Schwarz der Pupille in diesen hellen Augen. Gloster würde nicht lange bewußtlos bleiben, aber Zamorra hatte jetzt schon zu viel Zeit verloren.
    Ein durch einen halbabgerissenen Vorhang abgetrenntes ein mal zwei Meter großes Loch auf der rechten Wandseite sollte wohl als Küche dienen. Um sie jemals wieder keimfrei zu bekommen, hätte man das ganze Haus abbrennen müssen. Im Spülbecken fand Zamorra einen Topf, in dem noch uralte Nudelreste klebten. Ihn füllte er mit Wasser.
    Zurück bei Hank Gloster, leerte er den Topf über dessen Schädel. Gloster hatte jetzt Nudelreste im Bart. Aber er wurde wieder wach.
    Zamorra war weit genug weggetreten, um Gloster nicht zu einem neuen Angriff zu provozieren.
    »Ich finde es ausgesprochen unhöflich von Ihnen«, sagte er, »daß Sie ständig schlafen, wenn Gäste zu Ihnen kommen.«
    »Hä?« machte Gloster und griff sich an die Stirn. Seine Hand zuckte sofort wieder zurück, als sie mit der schnell wuchernden, fast taubeneigroßen Beule in Berührung kam. »Was wollen Sie bei mir? Ich kenne Sie nicht.«
    »Das macht nichts. Wir haben uns ja bereits kennengelernt. Mein Name ist übrigens Zamorra.«
    »Und ich heiße Schneewittchen«, brummte Hank Gloster. Der Mann begann Zamorra zu gefallen. »Stecken Sie Ihr Spielzeug weg«, sagte er gerade. »Sie glauben doch nicht im Ernst, daß Sie mich mit einer 6.35er aufhalten