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0079 - Das Gespensterschiff

0079 - Das Gespensterschiff

Titel: 0079 - Das Gespensterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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sehr lange zuteil werden, denn bedauerlicherweise ist Eure Hülle sterblich und die meine nicht. Doch Euer endgültiger Tod wird nach Wochen der Lust gnädig sein.«
    Nicole ließ Bill los. Sie stemmte die Arme in die Hüften, denn Hawk hatte es ihr scheinbar ermöglicht, bis zu einem gewissen Grad ihr Denken und Handeln im Gegensatz zu anderen selbst zu bestimmen.
    Ihr alter Kampfgeist lebte unerwartet wieder auf. Sie war kein Opferlamm, das sich willig zur Schlachtbank führen ließ, und auch wenn Spukgestalten sich ungebührlich benahmen, dann ging sie danach hoch. Nicole konnte nicht aus ihrer Haut heraus. Auch nicht in dieser auswegslosen Situation.
    »Einen… werde ich«, stieß sie aus und gebrauchte ein unfeines Wort.
    »Wenn es sein muß, werde ich sterben, aber Ihnen ausliefern werde ich mich nicht!«
    Mit drei Schritten war sie an der Bordwand, kletterte auf eine der Kanonen und war eben im Begriff, sich hinunterzustürzen, wo sie eine sichere Beute der Raubfische sein würde, noch ehe sie aas Ufer der Insel wieder erreichte.
    Sie hörte einen harten Knall in ihrem Rücken, dann fühlte sie den brennenden Schmerz um ihr linkes Fußgelenk. Es wurde heftig daran gezogen. Nicole stürzte auf das mit Blut verkrustete Deck zurück. Das Aufkrachen ihres Körpers ging im schallenden, echohaften Gelächter ihres Peinigers unter.
    »So mag ich die Damen!« schnarrte er begeistert. »Ein wenig kratzbürstig müssen sie schon sein. Ich mag es, wenn man sie ein wenig mit der Peitsche kitzeln muß, bevor sie gefügig werden. Umso williger und aufmerksamer sind sie dann bei der Sache. Ihr seid nicht die einzige Dame, die die Planken meines stolzen Schiffes betreten hat. Ihr habt eine ganze Reihe von Vorgängerinnen, und viele werden noch folgen.«
    Ein bulliger Mann, der aussah, als hätte er die Lepra, rollte die langschwänzige Peitsche wieder ein, mit der er Nicole an Deck zurückgeholt hatte. Käpt’n Hawk bedachte ihn nicht einmal mit einem gnädigen Nicken.
    Nicole kauerte an Deck und rieb sich die schmerzenden Knöchel.
    »Sie Scheusal!« schrie sie undamenhaft. »Lassen Sie mich und meine Freunde in Frieden. Ich habe noch einen Freund, und der wird…«
    Das Mädchen biß sich auf die Lippen.
    »Ja?« schnappte Hawk. »Er wird was?«
    Nicoles Antwort fiel kläglich aus.
    »Er wird Sie zûr Rechenschaft ziehen.«
    Wieder dieses weithallende, dröhnende Gelächter, das sogar noch vom niedrigen Hügel auf der Insel zurückgeworfen zu werden schien.
    »Ihr müßtet schon mit dem Satan selbst im Bunde stehen, wenn Ihr mir etwas anhaben wolltet. Denn keiner ist mächtiger als er. Padre Mirares« — er wies auf den Gehängten am Vorderschiff — »war so freundlich mich kurz vor seinem Tod dem Fürsten der Finsternis anzuvertrauen. Ich möchte ihm jede Nacht dafür die Zehen küssen.«
    »Woher wissen Sie meinen Namen?« fragte Nicole. Sie wußte nicht, warum sie fragte. Vielleicht nur, um Zeit zu gewinnen.
    Zeit wofür?
    Käpt’n Hawk griff nachlässig unter sein Hemd. Seine Hand kam mit einem blauen Büchlein wieder zum Vorschein. Hawk schleuderte es der jungen Frau vor die Füße.
    Nicole brauchte es nicht aufzuheben. Es konnte sich nur um ihren Paß handeln.
    »Das haben meine Männer gefunden«, sagte Käpt’n Hawk großspurig. »Ich beherrsche die neuen Sprachen. Ich bin nicht ungebildet. Quer durch die Zeiten habe ich meine Mannschaft schon mindestens zehnmal ausgewechselt. Von allen Neulingen habe ich gelernt. Ich habe sogar schon einmal diese Maschine gesehen, die Ihr Flugzeug nennt. Sie hat den Kugeln der CARIBBEAN QUEEN nicht widerstanden. Es gibt keinen, der mächtige ist, als Käpt’n Hawk. Euere Waffen können uns nichts anhaben. Meine Leute sind unverwundbar, bis sie von selbst zerfallen, oder bis ich sie für alle Zeiten zu meinem Fürsten schicke.«
    Hawk war nicht nur zum Dämon geworden. Seine Machtfülle hatte ihn auch größenwahnsinnig werden lassen. Und Selbstüberschätzung macht immer unvorsichtig. Im Augenblick sah es jedoch so aus, als ob Käpt’n Hawk tatsächlich kein ernsthafter Gegner erwachsen könne. Zumindest nicht auf seinem Piratenschiff.
    Nicole hatte die Tiraden der Selbstbeweihräucherung stillschweigend über sich ergehen lassen. Ihr waren die Hände gebunden. Diesem Wesen und seinen gräßlichen Gehilfen waren sie schutzlos ausgeliefert, wenn nicht doch noch ein Wunder passierte. Sie glaubte nicht mehr daran.
    Hawk rief vier Namen. Vier Gestalten lösten sich aus der

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