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0079 - Das Gespensterschiff

0079 - Das Gespensterschiff

Titel: 0079 - Das Gespensterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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dunklen Augen fixierten Zamorras Smith & Wesson. Der Dämonenjäger, der sich als Spion in die Runde eingeführt hatte, steckte die Waffe wieder weg.
    »Du kannst.«
    »Wir machen auch mit«, entschied José für den spitzgesichtigen Joey gleich mit. »Hank zieht wohl am selben Strang?«
    »Klar«, sagte Zamorra.
    »Und wieviel haben Sie ihm gegeben? Hat er Ihnen seine MPi gezeigt?«
    Zamorra frohlockte innerlich. Das war mehr, als er erwartet hatte. Doch es war ihm nichts anzusehen.
    »Das war wieder eine dämliche Frage«, gab Zamorra lakonisch Bescheid. »Bringt mir jetzt euere Waffen und euere Munition.«
    »Warum?«
    »Ich möchte sie mir genau ansehen. Ich verstehe etwas davon. Wesentlich mehr als ihr, und ich will vermeiden, daß eine euerer Waffen nicht fusioniert, wenn es dann darauf ankommt. Eßt jetzt endlich eure Brote. José soll mir die MPi von Gloster bringen. Sagt nur, ich will es so.«
    »Warum die Munition besichtigen, Fremder?«
    »Weil ich das auch will. Beeilt euch jetzt. Der Tanz kann bald losgehen.«
    »Haben wir denn ’ne reelle Chance, ihn zu gewinnen?« fragte der sandblonde José.
    Zamorra grinste den Mann an.
    »Ich bin freiwillig auf dieses Wrack gekommen. Ich habe eine Menge bezahlt dafür, und keiner von euch wird wohl glauben, daß ich wie ein Selbstmörder aussehe.«
    Die Männer akzeptierten das.
    Als sie die Kajüte verließen, um ihre Waffen zu holen, ging soeben die Sonne unter.
    ***
    Nicole Duval schrie gequält auf. Es war ein spitzer, ein verlorener Schrei, der aus ihrem Mund drang, denn sie fühlte das Ende kommen. Ihrer aller Ende.
    Zamorra hatte sie nicht gefunden, und fand er sie jetzt, in diesem Augenblick — er würde zu spät kommen.
    Die letzten Strahlen der Abendsonne tauchten die grauen Segel in eine Flut blutenden Goldes. Ihr Licht hatte einen Teppich aus flammender, glitzernder Glut über die See gelegt, und in diesem See aus Licht stand in unheilvollem Schwarz die Silhouette des Rumpfes der CARIBBEAN QUEEN.
    Das Schiff schwamm nicht. Es schwebte in der leichten Dünung, schaukelte nicht, und die rotübergossenen, vom Wind der Hölle geblähten Segel streckten ihre zerfetzten Bäuche ihrer Insel entgegen.
    Nicole schrie, weil die Untoten zu ihrem nächtlichen Leben erwachten. Mit ihrem Schrei weckte sie Bill Fleming, Wess Wilson, Roual Carpentier und Charles Crown aus ihrer Lethargie.
    Sie erhoben sich von ihren Plätzen wie von Fäden gezogene Puppen und wurden fassungslos Zeugen der gräßlichen Ereignisse, die auf dem Gespensterschiff ihren Lauf nahmen.
    Die Pyramide der abgehackten Schädel brach in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Köpfe polterten in grotesken Sprüngen über die Planken, suchend und ein Ziel findend. Sie rollten heran zu den verrenkt liegenden Rümpfen, wurden mit klackenden Lauten eins mit ihrem jeweiligen Widerpart.
    Sekunden der Atemlosigkeit verstrichen. Nicoles Schrei war erstorben.
    Unnatürliches Leben floß in die skelettierten Wesen. Beine wurden zuckend bewegt und Arme mit Händen, die blutverkrustete Mordinstrumente hielten. Es fehlten weder sarazenische Krummschwerter, noch mit Eisenzähnen gespickte Keulen. Der eine schwang sein Enterbeil, der andere schob mit dem Ladestock Pulver in den Lauf einer altertümlichen Muskete. Hinter den Kanonenschoten wurden die Mörser feuerbereit gemacht.
    Über allem baumelte der Padre mit den nackten Füßen drei Meter über seinem Richtplatz, von einem unwirklichen Strahlenkranz umgeben.
    Von der Verwesung monströs entstellte Gestalten machten die CARIBBEAN QUEEN klar zum Gefecht.
    Nicole hatte sich die Fäuste vor den Mund geschlagen. Sie konnte alles viel deutlicher erkennen, als am Vorabend.
    Nicht alle Besatzungsmitglieder des Gespensterschiffes waren in einem fortgeschrittenen Stadium der Mumifizierung. Einige waren obendrein auch noch neuzeitlicher gekleidet. Weite, jedoch zerrissene Hosen aus den 50er Jahren, zerschlissene, eng taillierte Sakkos mit wattierten Schultern aus dem Anfang des 60. Jahrzehnts. Doch auch diese Wesen hatten die roten Striemen am Hals.
    Das Mal der Geköpften. Die Nahtstelle zwischen Rumpf und Schädel.
    Eine schreckliche Ahnung stieg in Nicole hoch. Eine Ahnung, von der sie hoffte, daß sie nie zur Gewißheit würde.
    Käpt’n Hawks Mannschaft war vor dem irdischen Verfall nicht gefeit. Der mit einem Fluch belegte Pirat mußte seine Crew immer wieder ergänzen. An die Stelle seiner ehemaligen Leute wechselte er Opfer, die ihm bei seinen Überfällen in die

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