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0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß

0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß

Titel: 0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir hetzten den Kobalt-Boß
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hielt in Windsor vor einem Haus nahe am Wasser. Drüben über dem schmalen Verbindungskanal zwischen dem Lake Erie und Lake St. Clair, der mit dem Lake Huron verbunden ist, lag Detroit, eine Meile weg nur, wie ein riesiges Nadelkissen mit Lichtern vollgesteckt. Detroit gehört zum Staate Michigan.
    Das Haus machte einen soliden Eindruck. Neben dem Eingang war ein Messingschild angebracht, auf dem zu lesen stand: Mercuria Limited. Die Rolläden hinter den Fenstern waren herabgelassen, vor den Fenstern glänzten Eisentraljen. Die Tür war aus massiver Eiche.
    Tobby klingelte mehrere Male bis die Tür einen Spalt breit geöffnet wurde. »Wir bringen einen Neuen«, sagte er. »Machen Sie das Loch weiter auf, damit wir hinein können!«
    Der Mann hinter der Tür war nicht größer als ein Knabe und hatte ein scharf geschnittenes, nervöses Gesicht. »Ich habe euch schon früher erwartet«, wisperte er mit hoher Kastratenstimme. »Ich brauche noch mehr Leute. Zwei wurden verhaftet, einer fiel ins Wasser und konnte nicht schwimmen, den vierten mußte ich verschwinden lassen, weil er mit der Polizei zusammenarbeitete.«
    »Hat er etwas vermasselt?«
    »Zum Glück kam ich früh genug hinter sein Vorhaben.«
    In einem Büro setzten wir uns. Der Kleine nahm an einem niedrigen Schreibtisch Platz, kramte eine Zeitlang herum und starrte mich aus grünlichen Eidechsenaugen an.
    »Du hast von jetzt an zu tun, was ich dir befehle, Robby. Verstanden? Tom the Mex und ich arbeiten zusammen. Er drüben, ich hier. Du wirst genau wie jeder andere an den Geschäften beteiligt. Bezahlung erfolgt prompt nach jeder Fahrt. Führerschein?«
    »Klar. Für Pkw und Lkw. Leider hat mir Tom the Mex meine Brieftasche abgenommen und eine andere ausgehändigt. Allerdings befindet sich auch ein Führerschein auf meinen neuen Namen darin.«
    »Das ist Jacke wie Hose, ob auf den Namen Motley oder Smith. Du wirst auch von einem meiner Leute angelernt, ein Motorboot zu steuern. Du fährst, falls es notwendig erscheint, als Ersatzsteuermann mit.«
    »Ich habe von nautischen Dingen wenig Ahnung.«
    »Ist auch gar nicht nötig. Das machen andere. Eine Warnung, mein Freund: Wer abtrünnig wird oder versucht, mir Schwierigkeiten zu machen, wird umgelegt. Gnadenlos und prompt. Hast du das begriffen?«
    »Natürlich. Mit wem habe ich eigentlich das Vergnügen?«
    »Meine Leute nennen mich Shorty, den Kleinen, wenn sie unter sich sind. Ich wünsche mit Chef angeredet zu werden oder mit meinem richtigen Namen Harry McCoy.«
    »Besten Dank für die Informationen, Harry.«
    »Mr. McCoy, bitte!«
    »Entschuldigung«, stammelte ich mit zerknirschter Miene.
    Da saß ja ein komisches Gewächs vor mir, das nur so vor Geltungsbedürfnis platzte. Aber in seinem Gaunerfach mußte dieser Gernegroß etwas leisten, sonst hätte ihn Tom the Mex Schwerlich zum Compagnon gemacht.
    »Bill, zeig ihm, wo er wohnt! Im Goldenen Anker, du weißt ja Bescheid. Dort logieren noch sechs von meinen Leuten.« Der Goldene Anker hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Joes Inn in Buffalo. Auch der dicke Wirt hätte ein Bruder von Old Joe sein können. Der Chef mußte ihn telefonisch unterrichtet haben, wer ich sei.
    Eine behaarte Hand legte sich auf meipe Schulter, die andere tippte Bill vor den Bauch. »Wieder mal im Land?« röchelte der Wirt den phlegmatischen Bill an. Dieser nickte und begrüßte einige Burschen in der Ecke, die um einen Tisch saßen und würfelten.
    Zu mir sagte Joes Doppelgänger: »Geh mal dort durch die Tür, Boy! Erzähle in der Küche, du wolltest ein Zimmer! Jemand wird dich dann raufbringen. In einer halben Stunde wird gegessen. Dort am Tisch mit deinen Kumpels.«
    »Okay«, sagte ich und schob ab zur Küche. Ich drehte mich noch einmal um und sah, wie Bill und meine zukünftigen »Kollegen« die Köpfe zusammensteckten. Man wollte vermutlich von Bill wissen, wer ich sei und so weiter. Vertrauenerweckend sahen die Burschen nicht gerade aus.
    Wie hätte ich auch erwarten können, daß sie anders ausgesehen haben sollten?
    Auch auf die Küche und, wie ich später feststellte, sogar auf die mir zugewiesene Kammer erstreckte sich die verblüffende Ähnlichkeit dieses Unternehmens mit dem in Buffalo, wo ich Kellner gespielt hatte.
    Die Kneipe war schäbig und anscheinend aus einem Trödlerladen möbliert.
    Die Tische waren von unzähligen Spuren übergelaufener Gläser bedeckt und die Wände von Flaschen zerkratzt, die ihr menschliches Ziel verfehlt hatten. Die Betten

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