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008 - Das Geisterhaus

008 - Das Geisterhaus

Titel: 008 - Das Geisterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Tür los.
    Sie fiel nicht gleich wieder zu, blieb einfach offen stehen.
    Wayne überlegte, wer sie geöffnet haben mochte. Eigentlich hätte sie abgeschlossen sein müssen. War jemand so verrückt gewesen, hier einzudringen? Hatte er vorhin dessen Schritte vernommen? Es mußte sich um jemanden handeln, der nicht aus dieser Gegend war, der keine Ahnung von den unheimlichen Geschichten hatte, die man sich über dieses Geisterhaus erzählte.
    Ein Obdachloser, der hier Unterschlupf gefunden hatte?
    Die Erscheinungen, die manche Leute gehabt haben – war das dieser Kerl gewesen?
    Obwohl ihn die Antworten auf diese Fragen interessiert hätten, verzichtete Harry Wayne darauf, der Sache auf den Grund zu gehen. Das war nicht seine Aufgabe. Er war Tischler, kein Polizist.
    Vielleicht würde er es melden. Telefonisch. Sobald er zu Hause war.
    Geh doch! sagte er sich. So geh doch endlich!
    Er wandte sich um. Da vernahm er drinnen im Haus ein markerschütterndes Röcheln. Doch ein Spuk? Setzte sich das unheimliche Treiben fort? Oder befand sich ein schwerverletzter Mensch in diesem Gebäude, der Hilfe brauchte, der sterben würde, wenn sich niemand seiner annahm?
    Es ist deine christliche Pflicht, zu helfen! dachte Wayne aufgeregt. Du darfst nicht fortlaufen!
    Obwohl sich die widerliche Angst sofort wieder einstellte und sich schmerzhaft in seine Seele krallte, überwand er sich und betrat das Geisterhaus. Noch nie hatte sich jemand über Waynes mangelnde Hilfsbereitschaft zu beklagen gehabt. Wenn jemand Hilfe brauchte, wuchs Harry Wayne über sich hinaus, das ging beinahe bis zur Selbstaufopferung.
    Er trat in die große Halle.
    Marmorboden, holzgetäfelte Wände, wuchtige Ölgemälde. Die Möbel waren mit weißen Laken zugedeckt. Wie klumpige Geister sahen sie aus.
    Woher war das Röcheln gekommen?
    Wayne blieb stehen. Er drehte sich einmal um die eigene Achse.
    Nie hätte er sich träumen lassen, einmal den Mut aufzubringen, dieses Gebäude zu betreten, und nun war er doch drinnen.
    »Hallo, wo sind Sie?« rief er.
    Ein qualvolles Seufzen wies ihm den Weg. Der Laut riß ihn buchstäblich herum. Sein Blick heftete sich auf eine geschlossene Mahagonitür. Dahinter mußte sich die Person befinden.
    Zögernd setzte sich Wayne in Bewegung. Er hatte das Gefühl, sein Herz würde hoch oben im Hals schlagen. Tapfer unterdrückte er die Furcht, die ihn bis in die rötlichen Haarspitzen ausfüllte.
    Schwer atmend erreichte er die Tür. Seine Hand legte sich auf den Messingknauf. Eiskalt war der. So kalt, als hätte er bis vor wenigen Augenblicken in einer Tiefkühltruhe gelegen.
    Die Kälte strömte in Waynes Arm. Er wollte die Hand zurückziehen, doch sie blieb auf dem Knauf kleben. Er drehte ihn. Flackerndes Licht fiel auf ihn. Kerzenschein.
    Die Gänsehaut umspannte jetzt schon Waynes ganzen Körper.
    Mit letzter Überwindung drückte er die Tür vollends auf, und was er dann sah, ließ ihn an seinem Verstand zweifeln!
    ***
    Vor ihm lag Abel Yates!
    Aufgebahrt zwischen verwelkten Blumen, als hätte man vergessen, den Toten abzuholen. Weißhaarig, kreidebleich, mit eingefallenen, runzeligen Wangen lag der alte Mann auf schwarzem Samt. Die Lippen waren halb geöffnet, und aus dem Mund drang in diesem Moment gerade wieder ein schauriger Seufzer. Abel Yates schien noch zu leben. War er nicht wirklich tot gewesen? Nur scheintot? War er heute abend endlich wiedererwacht?
    »Unmöglich!« flüsterte Harry Wayne entsetzt. »Das gibt es nicht! Er kann hier nicht liegen! Sie haben ihn nicht vergessen! Sie haben ihn abgeholt! Ich habe den Leichenwagen gesehen, in dem er fortgebracht wurde! Man hat ihn nebenan auf dem Friedhof beerdigt! Ich habe das Grab mit meinen eigenen Augen gesehen!«
    Aber was sah er nun »mit seinen eigenen Augen«?
    Der Leichnam war in sein Haus zurückgekehrt!
    War so etwas möglich?
    Wenn man mit der Hölle im Bunde ist – ja! gab sich Harry Wayne die Antwort. Also stimmten die Gerüchte.
    Du muß hier raus! schrie es in Wayne. Stocknüchtern war er, als hätte er keinen Tropfen Alkohol getrunken. Die Aufregung hatte seinen Kopf klargefegt. Er wußte, daß sein Leben hier drinnen an einem seidenen Faden hing. Abel Yates hatte es auf ihn abgesehen.
    Er hatte ihn heimtückisch in sein Haus gelockt. Wayne wich ein paar Schritte zurück.
    Plötzlich übersprang sein Herz einen Schlag.
    Der Aufgebahrte öffnete die Augen. Er fing an, rasselnd zu atmen, setzte sich ruckartig auf und starrte Harry Wayne haßerfüllt und

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