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0080 - Augen des Grauens

0080 - Augen des Grauens

Titel: 0080 - Augen des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kinderspielplatzes, wo ich auch meinen Bentley abgestellt hatte.
    Die Nacht war schon ziemlich kühl. Der Herbst kündete sich jetzt mit aller Macht an und erhob Anspruch auf den Sommer. Das erste Laub lag auf den Straßen, und auf meinem Wagen glänzte eine feuchte Schicht.
    Der Spielplatz war verlassen. In der Dunkelheit wirkte er mit all seinen Klettergeräten direkt fremd und unheimlich. Bäume säumten ihn ebenso wie Büsche. Durch das Laub strich der leichte Nachtwind und rieb die Blätter gegeneinander.
    Ich suchte nach dem Schlüssel, ahnte an sich nichts Böses, als ich plötzlich das Rascheln hörte.
    Sofort blieb ich stehen.
    Das Rascheln war nicht von einer Seite ertönt, sondern vor mir, hinter und neben mir.
    Und dann sah ich die Gestalten.
    Sie hatten im Gebüsch gelauert und traten hervor. Fünf, sechs, sieben zählte ich. Sie gingen seltsam steif und ungelenk und hielten weiße Stöcke in ihren Händen.
    Ich runzelte die Stirn.
    Weiße Stöcke?
    Da fiel es mir ein. Blinde benutzen diese weißen Stöcke, um auf sich aufmerksam zu machen, und um den Weg zu ertasten.
    Die Gestalten waren blind.
    Ich entspannte mich ein wenig.
    Sie kamen näher. Kreisten mich ein, und plötzlich fühlte ich mich wieder unwohl. Ihre Gesichter waren helle Flecken in der Dunkelheit, aber noch heller präsentierten sich die schrecklichen Augen. Das heißt, es waren keine Augen mehr. Diese Blinden besaßen sie überhaupt nicht.
    Sie waren ihnen genommen worden.
    An Stelle der Augen spannte sich eine weiße Haut, die dazu noch kugelförmig hervorquoll.
    Der Anblick war so makaber, daß mir eine Gänsehaut über den Rücken rieselte.
    So etwas hatte ich noch nie gesehen.
    Sie sprachen kein Wort, sondern kamen immer näher. Plötzlich meldete sich mein Gefühl wieder. Diese Blinden waren nicht als Freunde gekommen, im Gegenteil…
    »Was wollen Sie?« fragte ich.
    Der mir am nächsten Stehende gab die Antwort. Er war ein großer, breitschultriger Mann, trug einen unmodernen Anzug und ein helles Hemd mit offenem Kragen darunter. Sein haarlosen Schädel glänzte wie mit Wachs eingerieben.
    »Gib uns das Auge!« forderte der Glatzkopf.
    Jetzt wußte ich, wie der Hase lief. »Und wenn nicht?« fragte ich.
    »Dann werden wir dich töten!«
    ***
    Es begann alles so harmlos und gemütlich.
    Der kleine Johnny schlief, im Kamin zerknisterten die Buchenscheite unter den Flammen, und eine behagliche Wärme breitete sich im großen Livingroom aus.
    Bill Conolly saß in seinem Schaukelstuhl und las in einem Buch. Sheila, seine Frau, hatte irgendwo im Haus zu tun. Bill hörte hin und wieder ihre Schritte.
    Er legte das Buch auf seine Oberschenkel, wandte den Kopf und schaute nach draußen.
    Die Gartenbeleuchtung brannte. Kugellampen, die zwischen den Tannen standen und helle Lichtinseln schufen. Auf dem wohlgepflegten großen Rasen lagen bereits die ersten bunten Blätter. Der Herbst war nah. Die Tage wurden kürzer, die Abende gemütlicher. Da saß Bill gern am Kamin und hing seinen Gedanken nach oder las ein gutes Buch. Diese Stunden taten ihm gut, er konnte über Probleme nachdenken und auch über das Leben an sich philosophieren.
    Ein ruhiges Leben führte der, ehemalige Reporter nicht. Er hatte zwar seinen Job schon lange auf gegeben und arbeitete nur noch als freier Mitarbeiter, aber seine Recherchen nahmen doch Zeit in Anspruch. Hinzu kam noch, daß sein bester Freund, Geisterjäger John Sinclair, ihn hin und wieder in Fälle mit hineinzog und damit für zusätzliche Aufregung sorgte. Sehr zum Ärger von Bills Frau Sheila, die ihren Mann gern für sich und den gemeinsamen Sohn gehabt hätte. Immer hatte Sheila Angst um Bills Leben gehabt.
    Gar nicht mal unberechtigt, denn mehr als einmal war Bill Conolly dem Tod nahezu im letzten Augenblick von der Schippe gesprungen. Denn die Mächte der Finsternis konzentrierten sich nicht nur auf den Geisterjäger allein, sondern auch auf seinen Freundeskreis. Da stand die Familie Conolly an erster Stelle.
    Bill griff wieder zu seinem Buch und las weiter. Er hatte gerade eine Seite umgeschlagen, als er Schritte hörte.
    Sheila kam.
    Bill legte das Buch zur Seite, beugte sich nach rechts, faßte einen Holzscheit und legte ihn auf den Kaminrost, wo das Feuer sich über die neue Nahrung freute und die Flammen sofort stärker hochzüngelten.
    Bill setzte sich wieder aufrecht hin und schaute seine Frau an, die drei Schritte vor ihm stand.
    Die Augen des Reporters wurden groß.
    Sheila war ausgehfertig.

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