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0080 - Augen des Grauens

0080 - Augen des Grauens

Titel: 0080 - Augen des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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um. »Ja?« fragte sie kalt.
    Bill holte tief Luft. »Also also, was ich dir noch sagen wollte, Sheila. Wenn du… wenn du… es dir anders überlegt hast, dann sollst du wissen, daß hier im Hause für dich immer ein Platz sein wird. Das wollte ich dir mitteilen, bevor du zu dem anderen gehst.«
    Ein spöttisches, überhebliches Lächeln kräuselte die Lippen der Frau. Sie sagte nur: »Ich habe keinen anderen.« Dann ging sie nach draußen.
    Bill blieb sekundenlang stehen. Schließlich hob er den Arm hoch, winkelte ihn an, ließ sich nach vorn gegen den Türpfosten fallen und preßte seine Stirn gegen die Rückhand. Für ihn war in den letzten Minuten eine Welt zusammengebrochen.
    Draußen brummte ein Automotor auf. Sheila fuhr aus der Garage. Sie jagte den Weg zum Tor hinunter. Das Brummen des Motors und das Knirschen der Reifen über den Kies verstummte.
    Es wurde still…
    Bill hörte das Ticken seiner Armbanduhr. Er schaute auf und blickte das Zifferblatt an.
    Mitternacht!
    Um Mitternacht hatte Sheila ihn verlassen. Wurde die Tageswende auch zu einer Wende in seinem Leben?
    Fast sah es so aus.
    Bill Conolly schritt niedergeschlagen in den Livingroom. Sein Gang war schleppend. Das Feuer im Kamin flackerte nur noch. Es gab mehr Schatten als Licht.
    Im Zimmer wurde es dunkler. Und kühler…
    Bill Conolly war nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Am liebsten hätte er sich in den Wagen gesetzt und wäre hinter Sheila hergefahren.
    Aber was hatte das für einen Sinn. Ihre Stimme hatte endgültig geklungen.
    Bill griff nach seinen Zigaretten. Die Finger zitterten so sehr, daß ihm ein Stäbchen zu Boden fiel. Der Reporter ließ es liegen und nahm ein anderes. Er rauchte hastig, aber auch das Nikotin beruhigte ihn nicht.
    Dann sah er die Whiskyflasche. Bill ging hin, zog den Korken hervor und trank aus der Flasche.
    Er schüttelte sich, so übel wurde ihm. Nein, Alkohol war keine Lösung.
    Bill Conolly stellte die Flasche wieder weg.
    Das Telefon stach ihm ins Auge. Wen sollte er anrufen? Wer würde ihn verstehen? Natürlich, es gab einen, mit dem er über seine Probleme reden mußte. John Sinclair. Vielleicht konnte er helfen, denn Bill war im Augenblick nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Er wählte die Nummer.
    Niemand hob ab.
    Enttäuscht ließ Bill Conolly den Hörer wieder auf die Gabel fallen. Er setzte sich hin und vergrub das Gesicht in beide Hände. Minutenlang blieb Bill so sitzen.
    Bis ihn eine helle Kinderstimme aufschreckte.
    Bill Conolly schaute hoch.
    Der kleine Johnny stand auf der Türschwelle und rieb sich verschlafen die Augen.
    »Daddy?« fragte er. »Daddy wo ist Mummy?«
    Bill schaute seinen Sohn an, hob hilflos die Schulter, vergrub sein Gesicht in beide Hände, und dann war es mit seiner Beherrschung vorbei.
    Bill Conolly begann zu weinen…
    ***
    Die Blinden waren gefährlich, verdammt gefährlich sogar. Obwohl sie nichts sahen, wußten sie genau, was sie zu tun hatten, und sie bewegten sich dabei äußerst schnell und raffiniert.
    Immer enger zogen sie den Kreis.
    Nach der Antwort des Glatzköpfigen waren einige Sekunden vergangen. Die Stelle hier war für einen Überfall wie geschaffen. Zum Lokal hin wurde sie durch Büsche und Bäume abgedeckt, und die Scheinwerfer der über die Fahrbahn rollenden Wagen streiften uns nicht einmal.
    Sieben Gestalten.
    Ich stand allein.
    »Das Auge!« forderte der Glatzkopf wieder.
    Es mußte für sie äußerst wichtig sein. Und wenn es für die Gegenseite wichtig war, dann auch für mich. Ich dachte gar nicht daran, mich von meinem Fundstück zu trennen.
    Das schienen die Blinden zu wissen.
    Hinten hatte ich keine Augen. Leider, denn sonst wäre mir einiges erspart geblieben.
    Plötzlich spürte ich eine Berührung an meinem rechten Fußknöchel, dann einen Ruck, so daß ich das Gefühl hatte, jemand würde den Boden unter mir wegtreten.
    Dabei war ich es, der fiel.
    Einer der Blinden hatte mir mit der Krücke seines Stocks die Standfestigkeit verrissen.
    Ich lag lang, hatte mich aber noch schützen können, bevor ich mit dem Kopf aufschlug.
    Dicht vor mir sah ich die zahlreichen Beine der Blinden, sah die weißen Stöcke, und ich wußte, daß sie mich damit traktieren würden. Aber soweit wollte ich es nicht kommen lassen.
    Zudem verspürte ich eine gewisse Scheu, gegen die Blinden zu kämpfen. Es waren keine normalen Gegner, sondern Behinderte, die ihr Augenlicht verloren hatten, und mit denen konnte ich mich nicht so

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