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0080 - Ich und die Zeitungshyänen

0080 - Ich und die Zeitungshyänen

Titel: 0080 - Ich und die Zeitungshyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und die Zeitungshyänen
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vermeiden. Er traf mein Ohr, und der Schmerz zuckte mir ins Gehirn.
    Bis zu diesem Augenblick hatte ich nicht daran gedacht, mich anders als durch Deckung zu verteidigen. Ich bildete mir nicht ein, gegen Brew eine Chance zu haben, aber jetzt dröhnte seine Faust in meine Rippen, schnitt mir für Sekunden die Luft ab.
    »Hören Sie auf, Brew«, keuchte ich. »Sie sind hier nicht im Ring.«
    Nichts gilt als unfairer für einen Boxer, als seine Kraft und seine Technik an einem Mann auszulassen, der ihm nicht 20 gewachsen ist, aber Andy Brew hörte nicht darauf. Sein nächster Schlag galt meinem Gesicht. Nur die hochgenommenen Fäuste bewahrten mich davor, auf der Stelle umzufallen. Fast gleichzeitig krachten meine Rippen unter einem neuen Hieb.
    Plötzlich hatte ich keine Lust mehr, mich hier sang- und klanglos von einer Boxmaschine zusammenschlagen zu lassen. Wenn Brew absolut darauf bestand, mich flachzulegen, dann sollte er wenigstens auch seinen Teil abbekommen.
    Ich tauchte unter den nächsten, zischenden Hieben weg, tanzte mit zwei Siedestepps von der Wand fort. Brew drehte sich um. Ich schoss meine Fäuste ab, eine auf sein Gesicht und eine auf seine Magengrube.
    Sein Kinn verfehlte ich, aber der Magenhaken saß nicht schlecht. Brew war zwar so muskelbepackt, dass es sich anfühlte, als schlüge ich in einen prallen Autoreifen, aber trotz dieser Muskelmatte fühlte er den Schlag, denn er öffnete erstaunt den Mund und deckte für eine Sekunde sein Gesicht nicht.
    Hart nutzte ich diese Sekunde aus. Mit beiden Fäusten traf ich seine Backenknochen und seinen Unterkiefer. Brew taumelte einen Schritt rückwärts und sah so dämlich aus wie ein Ochse, der einen Hieb mit einem Holzhammer bekommen hat.
    Wenn ich ihm in diesem Augenblick nachgegangen wäre, so hätte es sich vielleicht ereignen können, dass der G-man Jerry Cotton, der das Boxen schließlich nur im Nebenberuf betreibt, den gefürchteten Halbschwergewichtler Andy Brew, genannt »das Raubein«, auf die Bretter, bzw. auf das Straßenpflaster gelegt hätte. Leider fehlt mir der Killerinstinkt, den ein Berufsboxer angeblich besitzen muss, um erfolgreich zu sein, und wirklich energisch werde ich nur, wenn ich weiß, dass ich einem Gangster gegenüberstehe. Brew hingegen war zwar ein unsympathischer Bursche, aber alles andere als ein Verbrecher. Darum zögerte ich und hätte mich am liebsten auf dem Absatz umgedreht, um die Angelegenheit als erledigt betrachten zu können.
    Das »Raubein« war darüber anderer Ansicht. Seine Nehmerqualitäten waren berühmt, und er verdaute meine Schläge in Sekundenschnelle.
    »… w… arte, Fr… eund«, stieß er hervor, und dann kam er.
    Er war ziemlich hitzig. Ich versuchte, einen kühlen Kopf zu behalten, pendelte, tauchte, blockte und ließ mich treiben. Er traf selten, schlug viel in die Luft, aber ich brachte auch nur ein paar Wischer an.
    Wir kämpften schweigend und fast lautlos. Weil ich bemüht war, ihn mir vom Leib zu halten, tanzten wir in einem immer größeren Kreis umeinander herum. Dabei stieß ich schließlich gegen den Körper des zweiten Mannes, den ich fast vergessen hatte.
    Einen Sekundenbruchteil sah ich ihm ins Gesicht, den Kopf über die Schulter gewandt. Er hatte sich eine Zigarre angezündet und blickte mich aus kalten Augen an. Dann hob er eine Hand, stieß sie mir in den Rücken, nicht einmal mit sehr viel Kraft, aber jedenfalls schob er mich so auf Brew zu.
    Brews hochgerissener Haken durchschlug meine Deckung und traf mein Gesicht. Mein Kopf flog in den Nacken. Dann bohrte sich die Faust des Boxers in meine Magengrube, und ich stöhnte unwillkürlich vor Schmerzen auf.
    Jetzt hatte er mich, und er zögerte nicht eine Sekunde lang, mich fertigzumachen. Der nächste Schlag schmetterte mich auf das Straßenpflaster.
    Ich blieb zwei Sekunden lang liegen, stützte dann die Arme auf, schnaufte schwer und wischte mir das Blut aus dem Gesicht. Andy Brew stand breitbeinig über mir und fauchte: »L… os, st… eh a… uf, damit ich DDD… dich t… totschlagen kann.«
    Ich blickte hoch, aber ich sah nicht das »Raubein« an, sondern den Mann hinter ihm, der gelassen seine Zigarre rauchte und seelenruhig darauf wartete, dass ich endlich zusammengeschlagen wurde. In diesem Augenblick begriff ich, dass man mich in eine Falle gelockt hatte. Es war von Anfang an nicht darum gegangen, kompromittierende Bilder zu beschaffen, sondern eine Gelegenheit herbeizuführen, mich so gründlich zu verprügeln, dass mir

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