0080 - Ich und die Zeitungshyänen
geplatzt war und nicht stattfinden würde, sodass jede Verabredung einer Schiebung einfach sinnlos war.
Die ganze Szene war also organisiert worden, um mir den Spaß an der Mitarbeit für Attention zu verleiden. Dass Brew so etwas mitmachte, war bei seiner stadtbekannten, chronischen Geldverlegenheit und bei der Primitivität seines Gehirns nicht verwunderlich.
Andererseits war die Sache so einfach angelegt, dass ein Kind sie durchschauen konnte, und das, fand ich, hatte einiges Gutes für sich. Wenn Cooley und die Leute, die hinter ihm steckten, mich für einen wirklich gefährlichen Mann hielten oder gar meinen tatsächlichen Beruf durchschaut haben sollten, so hätten sie sich wahrscheinlich etwas mehr Mühe gegeben. Die Primitivität ihres Vorgehens bewies, dass sie mich nur für einen lästigen Burschen hielten, den sie auf sehr einfache Weise glaubten, abservieren zu können.
»Lässt du dich abservieren?«, fragte Phil.
»Wahrscheinlich nicht, aber das kommt auf den weiteren Gang der Dinge an. Ich gebe dir jetzt eine Beschreibung des Mannes, der sich in Brews Begleitung befand. Wahrscheinlich wohnt er tatsächlich in dem Haus. Sieh zu, dass du herausbekommst, wie er heißt, und was mit ihm los ist. Ich werde mich mindestens drei Tage schonen, bevor ich wieder in Erscheinung trete.«
***
Frank D. Harper verließ seine Wohnung in der 161. Straße in der Bronx, um zu seiner Firma und dann zu seinem Amtssitz als Bürgermeister zu fahren.
Mechanisch steuerte er seinen Cadillac durch den Straßenverkehr, aber hinter seiner Stirn bewegte er Gedanken, die ihm alles andere als gute Laune einflößten.
Es war seine Absicht gewesen, sofort nach seiner Wahl zum Bezirksbürgermeister seine Firma mit der Begründung zu schließen, dass es seine Tätigkeit als Bürgermeister es ihm nicht mehr erlaube, sich in ausreichender Weise um seine Geschäfte zu kümmern. In der Öffentlichkeit hätte eine solche Erklärung einen verdammt guten Eindruck gemacht, und die Leute, mit denen er zusammenarbeitete, hatten ihm versprochen, sofort nach der Wahl die nötigen Gelder zur Verfügung zu stellen, um seine Gläubiger wenigstens weitgehend stillzuhalten.
Jetzt war er zwar gewählt worden, aber die Sache mit den Bildern von Lerrys Hotel war immer noch nicht erledigt. Sie konnte ihm nach wie vor das Genick brechen. Wenn die Bilder veröffentlicht wurden, dann würde ein Sturm der Entrüstung ihn zwingen, seinen Posten wieder aufzugeben.
Harper war bereit, Criss Lender, der ihn auf jene Idee gebracht hatte, durch die er ein reicher Mann werden wollte, zu verraten, aber er fürchtete, Lender würde es sich nicht gefallen lassen, einfach kaltgestellt zu werden. Er hatte die Chancen immer und immer wieder überprüft. Lender besaß keine Möglichkeit, ihn vom Stuhl des Bezirksbürgermeisters herunterzuholen, außer der einen, die im Gebrauch eines Revolvers oder einer Maschinenpistole lag.
Der andere Mann, der seinen Namen nie nannte, hingegen konnte durch die Bilder einen Skandal entfesseln, der ihn hinwegfegte, und nur als Bürgermeister der Bronx konnte Harper die Idee verwirklichen und sich die Nase vergolden.
Harper verfluchte seine eigene Dummheit, dass er Lender von den Aufnahmen vor Lerrys Hotel erzählt hatte. Damals war er noch der Meinung gewesen, Attention suche neuen Stoff für einen Sensationsartikel. Lender und seine Leute hatten sich auch sofort auf den Weg gemacht, die Bilder zu beschaffen, aber es war ihnen nicht gelungen.
Von diesem Augenblick an war Criss Lender misstrauisch geworden. Er verweigerte Harper das Geld für die Schließung seines Geschäftes. Er fragte ihn immer wieder, ob er etwas von den Bildern gehört habe. Harper behauptete, er habe nichts mehr davon gehört, aber das war eine Lüge.
Am Tag nach seiner Wahl, als er vom Festbankett noch einen schweren Kopf hatte, waren ihm die ersten Aufnahmen in einem Briefumschlag von der Post ins Haus getragen worden.
Eine Stunde später rief der Mann an, der seitdem mehr als ein Dutzend Mal mit ihm telefoniert hatte.
»Halftern Sie Lender ab und arbeiten Sie mit mir«, sagte der Mann, der seinen Namen nicht nannte, der aber ziemlich genau darüber Bescheid wusste, welche Pläne Lender und er durchzusetzen beabsichtigten. Die Drohung, die der Mann für den Fall aussprach, dass Harper nicht mitmachte, war eindeutig.
Schon beim dritten Telefongespräch war Harper so weit, in eine Zusammenarbeit mit dem Anrufer einzuwilligen, falls ihn dieser vor Lender
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