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0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast

0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast

Titel: 0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nächste ab.
    Der Fahrer schaltete herunter.
    Die ältere Lehrerin versuchte, so etwas wie Heimatkunde abzuhalten, doch die Kinder hörten nicht zu.
    Jutta Mehnert mußte lächeln, als sich ihre Kollegin ärgerte. »Wann sind wir endlich da?« quengelte ein blondes Mädchen mit Ringelzöpfen.
    »Gleich, Uschi. Gleich sind wir da«, erwiderte Jutta. »Und dann siehst du auch Frau Becker.«
    »Hat sie wirklich ein weißes Kleid an?«
    Jutta nickte.
    Uschi riß die kleinen Augen auf. »Dann ist sie ja eine richtige Braut.«
    »Und wie.«
    »Toll!« freute sich das Mädchen und klatschte in beide Hände. Und dann bremste der Fahrer.
    Er rammte seinen Fuß auf das Pedal. Ohne Vorwarnung und urplötzlich. Niemand im Bus hatte damit gerechnet. Alle wurden überrascht.
    Die Kinder wurden nach vorn katapultiert, rutschten von ihren Plätzen und fielen in den Mittelgang.
    Einige weinten.
    Auch die ältere Lehrerin erwischte es. Sie schlug mit dem Kinn gegen die Grifflehne des Vordersitzes und sah sekundenlang Sterne aufblitzen.
    Jutta Mehnert konnte sich noch fangen. Im letzten Moment erwischte sie einen Griff.
    Mit der linken Hand umspannte sie ihn, mit der rechten bekam sie gerade noch einen Jungen zu fassen, den sie vor einem Sturz bewahren konnte.
    Die Straße war naß. Der Fahrer hatte voll auf die Bremse treten müssen, die Reifen packten nicht gleich, und das Fahrzeug rutschte langsam in den Straßengraben.
    Ein Schlag erschütterte den Bus, dann kippte er nach rechts weg und stand.
    Stille.
    Doch nur für Sekunden. Dann hatten die Kinder ihren ersten Schock überwunden und begannen wieder zu weinen.
    Jutta Mehnert hielt nichts mehr in ihrem Sitz. Sie lief nach vorn um mit dem Fahrer zu reden. Während sie ging, mußte sie sich rechts und links abstützen.
    »Was ist los?« fragte sie.
    Der junge Fahrer wischte sich über die Stirn. Er hatte die linke Hand schon am Türgriff und deutete mit der anderen nach vorn. »Sehen Sie die Nebelwand?«
    »Ja, ich sehe sie.«
    »Deshalb mußte ich bremsen.« Der Fahrer schluckte. »Aber das ist nicht alles. Da war etwas in der Wand. Ein – ein Skelett. Riesengroß, unheimlich…«
    Jutta krauste die Stirn. »Spinnen Sie?«
    »Nein, ich spinne nicht!« schrie der Fahrer. »Ich habe es gesehen! Denken Sie, ich setze den Bus ohne Grund in den Graben? Sie haben Nerven.«
    »Entschuldigen Sie«, sagte Jutta. »Was wollen Sie denn jetzt machen?«
    »Aussteigen und nachschauen.«
    »Ich gehe mit«, sagte die Lehrerin.
    »Meinetwegen.«
    »Fräulein Mehnert«, rief Elfriede Kirst aus dem hinteren Teil des Busses. »Was ist passiert?«
    Jutta drehte sich um. »Nicht viel, wir sind nur im Graben gelandet«, erwiderte sie sarkastisch.
    Der Fahrer ballte die Hände zu Fäusten. Er hatte den Spott aus der Stimme herausgehört.
    »Ist den Kindern etwas geschehen?« fragte Jutta.
    »Nein, sie sind in Ordnung.«
    Der Fahrer hatte inzwischen die Tür geöffnet. Feuchtigkeit und Kühle drangen in das Innere des Fahrzeugs.
    »Ich steige mit aus!« rief Jutta ihrer Kollegin zu. Von dem Skelett erwähnte sie nichts.
    Der Fahrer stand schon draußen. Als Jutta das Freie betrat, ging er bereits um die Vorderseite des Busses herum. Er schaute jedoch nicht in den Straßengraben, sondern versuchte, mit seinen Blicken die Nebelwand zu durchdringen.
    Es war nicht möglich. Man konnte die Hand nicht vor den Augen sehen.
    Und der Nebel wurde dichter.
    Von Sekunde zu Sekunde nahm er an Intensität zu, wie ein Gas, das sich immer weiter ausbreitet.
    »So etwas habe ich noch nie erlebt«, sagte der Mann, stemmte seine Arme in die Hüften und schüttelte den Kopf.
    Jutta Mehnert fröstelte. Ihr war die ganze Sache nicht geheuer. Dieser Nebel konnte doch nicht normal sein. Das widersprach den Naturgesetzen. Normalerweise hätte die Sonne den Dunst wegdampfen müssen, aber das Gegenteil war der Fall.
    »Wo – wo haben Sie das Skelett denn gesehen?« fragte sie. Der Fahrer deutete in die Nebelwand hinein.
    Jutta Mehnert starrte ebenfalls dorthin. So sehr, daß ihre Augen anfingen zu tränen.
    Erkennen konnte sie nichts. »Es war vielleicht doch eine Täuschung«, meinte sie.
    Der Fahrer fuhr herum. »Nein, verdammt.«
    Jutta schwieg. Sie wollte hier keinen Streit anfangen.
    »Was ist denn da los?« ertönte die Stimme der zweiten Lehrerin. »Schaffen Sie es, den Wagen aus dem Graben zu heben, oder nicht?«
    Der Fahrer fühlte sich angesprochen. »Ich bin doch nicht Herkules«, rief er wütend zurück.
    Jetzt wurde

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