0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast
kann. Wir mußten suchen, um den Ausgang zu finden, wo die Taxis warteten.
Wir sahen aus wie Touristen.
Taxifahrer haben einen Blick dafür. Wir brauchten erst gar nicht nach Wagen Ausschau zu halten.
Die Fahrer winkten uns schon zu.
Zwei Mercedes standen zur Auswahl.
Suko, Shao und ich stiegen in den ersten Wagen, während die anderen den zweiten nahmen.
Sheila winkte mir noch zu.
Wie auch Jane Collins und Shao trug sie lockere Reisekleidung. Bequeme Hose, Bluse und Blazer. Die eleganten Kleidungsstücke lagen im Koffer.
Auch mein Smoking.
Und Suko hatte ebenfalls einen mitgenommen. Schon bei der Anprobe hatte ich gelacht. Wie auch Shao.
»Wo soll’s denn hingehen?« erkundigte sich der Fahrer. Ich nannte ihm unser Ziel.
Der Fahrer schaute mich mißtrauisch an. »Wirklich?« fragte er.
»Ja.«
»Mann, wären Sie lieber in einen anderen Wagen gestiegen. Diese weiten Fahrten…«
»Ich dachte immer, die brächten Geld.«
Er winkte ab. »Sehen Sie mal, bald ist Automobilausstellung. Jetzt treffen bereits die ersten Gäste ein. Was meinen Sie, wieviel ich verdienen kann? Flugplatz – Hotel, Flugplatz – Hotel. Das sind Fahrten, die was in die Kasse bringen.«
Er hob die Schultern und fuhr an.
Hinter uns setzte sich der zweite Mercedes in Bewegung. Bill saß wie ich vorn und winkte mir zu.
Wir befanden uns in einer herrlichen Stimmung. Richtig gelöst und locker. Mal keine Dämonen, keine Geister, keine finsteren Mächte. Nur die Hochzeit.
Dachten wir…
Bill Conolly hatte dem guten Kommissar versprochen, eine Torte allein zu essen. Darauf war ich gespannt.
Die Autobahnverbindungen waren ausgezeichnet. Der Flughafen lag sehr zentral. Schon bald bogen wir auf die Schnellstraße nach Karlsruhe-Basel ein.
Der Fahrer hatte das Radio eingeschaltet. Hessen 3 brachte Verkehrsdurchsagen.
Die Schnellstraße war ziemlich frei. Auf der Gegenfahrbahn jedoch lief der Verkehr langsamer. Zahlreiche Pendler fuhren nach Frankfurt zu ihren Arbeitsstellen.
Ich lehnte mich bequem zurück, während sich Suko und Shao in ihrer Heimatsprache unterhielten. Ich verstand kein Wort. Suko hatte mal vorgehabt, mir Chinesisch beizubringen, es dann aber aufgegeben. Ich war wohl zu unbegabt.
Die Fahrt machte mich müde. Hinzu kam die leise Radiomusik, und plötzlich fielen mir die Augen zu.
Weil Suko mir auf die Schulter tippte, wurde ich wach. »Ist was?« fragte ich.
»Du schnarchst«, sagte der Chinese.
»Wer im Glashaus sitzt – und so weiter.«
»Aber ich schlafe nicht im Taxi.«
Der Fahrer verstand wohl Englisch. Er lachte, mußte aber dann mit der Geschwindigkeit herunter, da die Abfahrt auftauchte.
Ich schaute aus dem Fenster.
Der Odenwald war schon zu sehen. Langsam stieg der Bodennebel hoch und umhüllte die Gipfel mit einem grauen Kranz.
Unser Fahrer lenkte den Mercedes auf die rechte Seite und hielt an. Er kramte in der Seitentasche der Tür herum und suchte nach einer Straßenkarte.
»Kennen Sie sich nicht aus?« fragte Suko.
»Ich kann mir doch nicht jedes Kaff merken«, erwiderte der Mann. Mit seinem nikotingelben Zeigefinger fuhr er über die Karte, murmelte hin und wieder ein paar unverständliche Worte und nickte dann zufrieden.
Drei Minuten später fuhren wir weiter.
Mir hatte der Schlaf gutgetan. Ich fühlte mich wieder frisch, ausgeruht und topfit. Und eine gute Kondition brauchte ich in den nächsten Stunden. Die Hochzeit sollte ein sagenhaftes Fest werden. Das hatte mir Will Mallmann am Telefon versprochen. Wir waren gespannt.
Die Gegend, durch die wir fuhren, gefiel mir. Saubere Straßen, schmucke, kleine Orte, ältere und sehr gepflegte Häuser sowie wenig Autoverkehr.
Wir passierten eine Ortschaft, deren Namen ich vergessen habe. Kurz hinter dem Dorf bogen wir scharf rechts ab.
Auf einer schalen Landstraße ging es weiter.
Die Sonne stieg immer höher. Langsam verschwand der Nebel, löste sich unter den warmen Strahlen auf, und mein Blick reichte weit hinüber zu den grünen Hängen des Odenwalds. Die ersten Ausläufer lagen bereits vor uns.
Ich sah zahlreiche Holzschilder, die auf Ausflugslokale hinwiesen. Reklametafeln warben für deftiges Essen, und mir lief das Wasser im Mund zusammen.
Doch auf der Hochzeit würde es mehr als genug zu essen geben. Dann sah ich die Autoschlange. Auch der Fahrer ging mit der Geschwindigkeit herunter, dann hielt er an.
Über die Wagendächer hinweg sah ich den Widerschein eines Polizeiblaulichtes zucken.
»Da ist sicher wieder ein Unfall
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