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0081 - Ich galt als Verräter

0081 - Ich galt als Verräter

Titel: 0081 - Ich galt als Verräter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich galt als Verräter
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ja ehrlich gestehen, daß ich bei längerem Nachdenken zu der gleichen Überzeugung kam. Mein Entschluß, gleich mit dem Brief zum FBI zu kommen, wurde ein bißchen voreilig gefaßt. Aber beim ersten Lesen war ich wirklich ziemlich erschrocken. Hinterher kam es mir selbst lächerlich vor, sich wegen so eines offenkundigen Unsinns ernsthaft Gedanken zu machen. Vielen Dank, Gentlemen, und entschuldigen Sie die späte Störung!«
    Er ging. Dabei vergaß er, mir den Brief wieder abzuverlangen.
    Aber den hatte ich auch schon sicher in meiner Brieftasche untergebracht.
    ***
    Mr. High stimmte mit uns in der Ansicht überein, daß für den Rest der Nacht in der 98. Straße Ost nichts mehr zu erwarten sei. Allerdings sollten wir uns für die nächste Nacht auf eine Wiederholung unserer Streifenfahrt vorbereiten.
    Am nächsten Morgen erwachte ich, obgleich der Wecker nicht klingelte, zur üblichen Zeit. Ich war schon aus dem Bett heraus, als mir einfiel, daß ich ja erst mittags im Office zu sein hatte.
    Ich legte mich noch eine Stunde aufs Ohr, aber dann konnte ich nicht länger schlafen. Ich stand auf, duschte mich, zog mich an und setzte Kaffeewasser auf, während ich mich rasierte. Beim Frühstück fiel mir Mr. Garren ein, weil ich ein Inserat seiner Gesellschaft in der Zeitung fand.
    Nachdenklich holte ich mir noch einmal den Brief aus meiner Brieftasche. Irgend etwas hatte mich an diesem Brief stutzig gemacht, soviel wußte ich noch. Aber ich kam auch jetzt nicht dahinter, was eigentlich meine Aufmerksamkeit erregt hatte. Es war, als hätte ich einen Traum gehabt, an dessen wichtigste Punkte ich mich einfach nicht erinnern konnte. Mein Unterbewußtsein registrierte etwas Auffälliges an diesem Brief, aber mein Bewußtsein erkannte es noch nicht. Ich grübelte eine Weile darüber nach, dann setzte ich mich in den Jaguar und fuhr zur Columbia-Universität.
    Phil und ich haben dort vor einiger Zeit einmal einen Vortrag über modernes Polizeiwesen gehalten, und seit der Zeit kannten wir den Rektor der Universität. Ich ließ mich von der Sekretärin anmelden und wurde sofort empfangen.
    »Hallo, Mr. Cotton!« sagte er freundlich. »Ich hoffe, Sie haben keine dienstliche Ursache für Ihren Besuch, sonst könnte ich nicht so gern sagen, wie ich es tue, daß ich mich über Ihren Besuch freue.«
    Ich grinste.
    »No, Mr. Harvay. Dienstlich ist mein Besuch nicht, wenigstens nicht offiziell. Ich habe nur eine private Frage: Haben Sie hier auch so etwas wie Sachverständige für Stildeutungen und ähnliches?«
    »Stildeutungen?« Er zog die Stirn in Falten. »Das müssen Sie mir schon genauer erklären.«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Vielleicht gibt es dafür ein Fachwort, das ich nicht kenne. Ich habe einen Brief, dessen Schreiber völlig unbekannt ist. Da der Brief mit Schreibmaschine getippt wurde, läßt sich auch nichts.aus der Handschrift sagen. Trotzdem möchte ich gern wissen, was das für ein Mann sein könnte, der den Brief abgefaßt hat.« Harvay nickte. Er strich Über seinen gepflegten englischen Bart auf der Oberlippe und sagte: »Ich glaube, da werden wir einiges für Sie tun können. Wir haben auf diesem Gebiet eine Autorität bei uns. Dr. Gellert… Warten Sie, ich werde hören…« Er brach ab, griff zum Telefon und erkundigte sich bei der Sekretärin, ob Dr. Gellert im Haus sei, wo und wann zu erreichen und so weiter. Als er den Hörer ausder Hand legte, schmunzelte er: »Sie haben Glück. Es wird nur ein paar Minuten dauern. Er wird geholt.«
    »Vielen Dank«, nickte ich.
    Wir unterhielten uns über irgend etwas Belangloses, bis es an der Tür klopfte. Harvay stand auf und rief sein »Come in!« Die Tür öffnete sich und… mir blieb erst einmal die Luft weg. Eine etwa 30jährige Frau trat ein, die frisch aus einem Hollywoodfilm entsprungen sein konnte. Sie hatte sehr langes bläulichschwarz schimmerndes Haar und ein Gesicht, wie man es sonst nur in Reklamezeichnungen zu sehen bekommt.
    Harvay warf mir einen triumphierenden Blick zu, als wollte er sagen: Na, alter Junge, da staunst du, was? Laut aber sagte er: »Darf ich vorstellen? Mr. Cotton, einer unserer berühmtesten G-men — Dr. Gellert, eine unserer besten wissenschaftlichen Kapazitäten.«
    Ich rappelte mich aus meinem Sessel hoch und drückte die mir gebotene Hand der Frau. Harvay lud uns zum Sitzen ein und erläuterte meinen Wunsch.
    »Kann ich den Brief sehen?« fragte Dr. Gellert.
    Ich gab ihr den Brief. Sie las ihn zweimal, sah mich an und fragte:

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