Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0083 - Geradewegs zur Hölle

0083 - Geradewegs zur Hölle

Titel: 0083 - Geradewegs zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geradewegs zur Hölle
Vom Netzwerk:
wieder zu.
    Tiger Joe kippte vollends um.
    Im Zelt johlten sie Beifall. Der Ringrichter sagte etwas zu dem Schmied, was wir wegen des Gebrülls nicht verstehen konnten. Der Schmied holte kurzerhand aus und schlug den Ringrichter knockout.
    Der Jubel der nicht parteilosen Zuschauer stieg ins Unermeßliche. Das Zelt hätte eigentlich bersten müssen in diesem infernalischen Gebrüll.
    Der Schmied, selbst mehr als angeschlagen, hob seine beiden Hände. Ruhe trat ein.
    »Ich denke«, keuchte er, »daß ich’s mal wieder geschafft habe. Heut seid ihr alle meine Gäste…«
    Er wollte noch etwas sagen, und deshalb blieb es ruhig. Aber er mußte eine Pause machen, weil ihm vom Kampf her noch die Luft fehlte. In die tiefe Stille hinein klang klar und deutlich meine Stimme:
    »Ich pfeife auf die Einladung.« Ruckartig flogen alle Köpfe in meine Richtung. Aus der tiefen Stille wurde eine lähmende. Der Schmied stierte mich an, als könnte er mich nicht recht verstehen. Erst nach einer ganzen Weile grunzte er: »Was soll das heißen, he?«
    Ich stand auf, damit er mich richtig sehen konnte. Zugegeben, ich war in Rage. Ich kann keine Unfairneß sehen, und schon gar keine pure Gemeinheit. Das da oben war noch mehr als pure Gemeinheit gewesen.
    »Der wahre Sieger dieses Kampfes heißt Tiger Joe«, sagte ich. »Jeder in diesem Zelt hat gesehen, daß er mit völlig regelwidrigen Schlägen außer Gefecht gesetzt wurde. Sie sind kein Boxer, Sie sind nichts als ein hinterlistiger, dummer Schläger. Von solchen Menschen lasse ich mich nicht einladen.«
    Der Sheriff sah mich erstaunt an und brummte:
    »Hm — hm — ich weiß nicht — hm — ob das richtig war — hm.«
    Als das Johlen der Menge nachließ, verkündete der Schmied:
    »Ich kenne dieses Großmaul nicht, aber ich wette, daß er zu feige ist, den gleichen Kampf gegen mich durchzustehen, den ich eben gegen Tiger Joe durchgestanden habe.«
    Wieder drehten sich alle Köpfe nach mir um. Und der Sheriff brummte leise: »Da haben Sie’s! Jetz haben Sie sich in eine schöne Situation gebracht. Natürlich müssen Sie ablehnen, so übel das auch wirkt.«
    Ich nickte.
    »Natürlich.«
    Dann stand ich wieder auf und sagte: »Ich weiß daß Sie nicht fair boxen würden. Ich weiß, daß Sie Tiefschläge weit unter der Gürtellinie anbringen würden. Ich weiß, daß Sie auch sonst jede Gemeinheit versuchen würden, von der Sie sich einen Sieg versprechen…«
    Ich machte eine kleine Pause, dann fuhr ich mit erhobener Stimme fort: »Trotzdem nehme ich Ihre Herausforderung an. Nicht weil mich die Meinung dieser anwesenden Brüllhälse interessiert, sondern nur, weil Ihnen mal die Flötentöne beigebracht werden müssen.«
    »Sie sind glatt verrückt geworden«, knurrte der Sheriff. »Sie haben nicht die leiseste Chance. Es wäre nicht so schlimm gewesen, wenn Sie eben nicht den Mund so unglaublich voll genommen hätten.«
    Ich schob mich durch die Reihen, wobei ich mehr haßerfüllte Blicke ertragen mußte als anerkennende. Es machte mir nicht viel aus.
    Plötzlich kam ich nicht weiter. Jemand hatte sein Bein so ausgestreckt, daß ich in der Reihe nicht weiter kam. Jetzt hob er langsam den Kopf. Unter dem breitrandigen Hut sah ich das Gesicht des Fremden, der aus New York gekommen war. Seine kühlen Augen musterten mich ausdruckslos.
    »Ich vergesse niemals ein Gesicht«, murmelte er. »Aber Ihnen passiert es manchmal, nicht wahr?«
    Ich gab keine Antwort. Ich ärgerte mich darüber, daß mir immer noch nicht eingefallen war, woher ich ihn kannte.
    »Sie tun mir leid«, sagte er noch.
    Dann gab er den Weg frei. Ich grübelte über seine Worte nach. Bedeuteten sie, daß er wußte, wer ich war? Warum sagte er dann, ich tue ihm leid? Wenn er wußte, daß ich ein G-man war, mußte er auch wissen, daß dieser bevorstehende Kampf noch längst nicht entschieden war.
    Was meinte er? — Ich sollte es bald genug und sehr schmerzlich erfahren.
    ***
    Well, es kam genau, wie ich es erwartet hatte.
    Zuerst versuchte Hucley, fair zu bleiben. Er tänzelte ungeschickt um mich herum und versetzte mir ein paar Schläge, die ich abfing, halb auf nahm, um seine Kraft zu erfahren. Das Publikum glaubte mich schon knockout, bevor ich überhaupt einen einzigen Schlag ausgeteilt hatte.
    Aber nachdem ich seine Art einigermaßen kennengelernt hatte, fing ich an.
    Ich wog garantiert dreißig Pfund weniger als er. Neben ihm sah ich geradezu schmächtig aus, obgleich ich ganz gut in Form bin. Um so größer war die

Weitere Kostenlose Bücher