0086 - Der Schlüssel zur Macht

Tatsachen folgerichtig zu begreifen. Der Regent muß unschädlich gemacht werden."
    „Aber nicht unter solchen Bedingungen", schrie ich außer mir.
    Marshall wollte mir den Mund zuhalten. Ich schlug ihn mit einem Hieb nieder. Stöhnend ging er in die Knie und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand.
    „Das haben schon bessere Leute versucht!" sagte ich gepreßt. „Machen Sie das nicht wieder John."
    Von da an schwiegen wir. Ich hielt es für sinnlos, weiterhin in Rhodan zu dringen, zumal mir seine Beweggründe vollkommen klar waren. Genau besehen interessierte ihn Arkons Vorherrschaft überhaupt nicht. Für ihn war das Reich ohnehin ein morsches Staatsgebilde ohne Lebensberechtigung.
    Streng logisch betrachtet, hatte er sogar recht. Mein Volk war nicht mehr fähig, ein galaktisches Reich zu regieren. Trotzdem war es für mich fürchterlich, nun zusehen zu müssen, wie die ursprüngliche Quelle unserer Macht der totalen Vernichtung preisgegeben wurde. Blaß, erschöpft und geistig ausgelaugt, setzte ich mich auf ein Pneumolager.
    „Sehr schön, Arkonide!"
    Ich musterte Rhodan eingehend. Er spürte den jählings in mir aufkommenden Haß. Mit spröden, austrocknenden Lippen flüsterte ich: „Ich hätte dir in dem Venus-Museum das Schwert in den Hals stoßen sollen, du Narr! Wenn Arkon III untergeht, werden auf den beiden anderen Planeten des Dreiersystems fürchterliche Springfluten und Beben entstehen. Was weißt du schon von dem fein ausgeklügelten System der gegenseitigen Kräftestabilisierung?"
    Ich warf ihm einen flehenden Blick zu. Wollte er denn nicht verstehen?
    Seine grauen Augen waren ausdruckslos, die Lippen wie messerscharfe Striche. Er dachte an Terra, natürlich!
    „Wir sind in dreißig Minuten fertig, Sir", meldete ein rasch hereinschauender Mann der Besatzung. Ich begann innerlich zu verzweifeln. Warum tauchten keine Wachroboter auf? Sonst erschienen sie doch alle Augenblicke auf den Gängen. Bully blockierte die Tür. Ich wußte, daß er bei einem Fluchtversuch schießen würde.
     
    6.
     
    „Schneller, schneller", befahl der drei Meter hohe Kampfroboter mit höchster Lautstärke seiner biomechanischen Sprechorgane. Seit zehn Minuten rannten wir nur noch. Wir hatten sogar auf dem breiten Band der Schnellverbindung ausschreiten müssen, obwohl dieses Massentransportmittel mit 40 Kilometern pro Stunde über die unsichtbaren Walzenrollen glitt. Nun liefen wir auf den irrlichternden Eingang eines riesigen Antigravschachtes zu. Ich hatte schon angenommen, daß man uns nicht auf dem bekannten Weg zur Oberfläche bringen würde, aber, daß sich der Regent dazu entschließen könnte, die vielen Besatzungen sogar durch die großen Raumschiffsaufzüge der naheliegenden Werften hinauf zu schaffen, hatte ich nun doch nicht erwartet.
    Immerhin war der Robot vorsichtig genug, die breiten Gänge zwischen den vollautomatischen Bandstraßen von Kampfmaschinen abriegeln zu lassen. So rannten wir durch ein Spalier von drohend erhobenen Waffenarmen, aus denen alle Augenblicke die tödlichen Entladungen zucken konnten.
    Rhodan, Bull und Marshall waren immer hinter mir geblieben. Sie hatten mir keine Chance gegeben, die erfolgte Zündung der Arkonbombe zu verraten. Wahrscheinlich hätte ich es in meiner jetzigen Gemütsverfassung auch nicht getan, obwohl ich zwei Stunden zuvor alles versucht hätte, Arkons Untergang zu verhindern.
    Nun war ich schon zu schwach dazu. Ich wollte nichts mehr riskieren. In meinem tiefsten Innern kam sogar schon der Gedanke auf, daß Rhodans Maßnahmen nur richtig sein könnten. Wahrscheinlich würde es uns später gelingen, die Revolten in den Kolonialsektoren der Galaxis zu unterdrücken.
    Ich sprang als fünfter Mann in das Antigravfeld des Schachtes. Hinter mir drängten die zu allem entschlossenen Terraner herein. Ich bemerkte, daß Rhodan schnell auf die Uhr sah. Dann warf er einen erschreckten Blick zu Sergeant Huster hinüber, der aber nur unruhig die Hände bewegte. Da wußte ich, daß der Zeitpunkt zur automatischen Zündung der Bombe bereits überschritten war.
    Ich hielt mich an der Wand fest und bemühte mich, trotz des schwerelosen Zustandes nicht davongewirbelt zu werden. Unsere Männer waren noch nicht alle beisammen. Wir hatten den Befehl erhalten, nur gemeinsam nach oben zu schweben.
    „Huster, was ist los?" rief Rhodan dem riesenhaft gebauten Mann zu. Sein Gesicht war angespannt.
    „Sir, es hätte schon passieren müssen", stöhnte der Waffenexperte. Jemand