0087 - Im Schloß des teuflischen Zwerges
entzückt, Mademoiselle«, sagte Sir Drake. »Sie werden unseren kleinen Kreis bestimmt auflockern, denn sonst erwarte ich nur männliche Gäste. Meine Frau verschied leider schon vor über fünf Jahren. Doch kommen sie bitte mit ins Haus. Ich lasse Ihnen die Zimmer anweisen. Hatten Sie eine gute Fahrt?«
Lächelnd legte der Schloßherr eine Hand auf Zamorras Schulter. Ein warnender Schmerz, den das Amulett ausschickte, durchzuckte den Professor.
Sein Lächeln auf den Lippen erlosch.
Drake interpretierte es wohl anders.
»Die Reise hat sie bestimmt angestrengt, Monsieur. Ich sehe es ihrem Gesicht an. Vielleicht sollten Sie sich noch ein paar Stunden ausruhen. Sie beide sind übrigens die ersten Gäste. Die anderen müssen aber auch bald eintreffen.«
Zamorra nickte nur.
Sie traten in den Schloßhof. Ein Springbrunnen, der von blühenden Blumenbeeten umgeben war, warf hohe Fontänen.
Sie überquerten den Hof.
Ein hagerer und sehr blaß wirkender Mann näherte sich und verneigte sich steif. Er trug eine Art Livree.
»Das ist mein Butler George«, sagte der Schloßherr. »Er wird Ihnen die Zimmer zeigen. Sollten sie irgendwelche Wünsche haben, wenden Sie sich ruhig an George.«
Sir Jonathan Drake lächelte gewinnend.
»Ich freue mich aufrichtig, Professor Zamorra, Sie in meinem Hause begrüßen zu dürfen. Ich bin mir der großen Ehre voll bewußt und wünsche Ihnen und Ihrer Begleiterin einen angenehmen Aufenthalt auf Schloß Drake.«
Sir Drake verneigte sich leicht und wollte sich entfernen, doch Zamorras Stimme holte ihn nochmals ein.
»Wann und wo sollen wir uns einfinden, Sir?«
»Gegen einundzwanzig Uhr, lieber Professor. Wir nehmen mit den anderen Gästen ein gemeinsames Dinner. Vielleicht werden wir dann anschließend das Experiment wagen.«
Zamorras Augenbrauen zogen sich zusammen.
»Experiment?« fragte er verwundert. »Ich dachte immer, daß hier eine Art parapsychologischer Kongreß stattiinden soll. Wenn ich mich recht erinnere, schrieben Sie das wenigstens in Ihrer Einladung.«
Sir Jonathan Drake nickte ruhig. Wieder lag dieses zuvorkommende Lächeln auf seinen Lippen.
»Sicher, Professor. Vielleicht habe ich mich ein wenig unglücklich ausgedrückt. Es ist schon so, wie Sie sagten. Doch mit Ihrem Einverständnis, und natürlich auch mit dem der anderen Gäste, habe ich vor, ein kleines Experiment zu wagen. Aber darüber unterhalten wir uns nach dem Dinner.«
Sir Drake ging mit schnellen Schritten davon.
»Würden die Herrschaften mir bitte folgen«, sagte der Butler und ging mit würdigen Schritten vor den beiden her.
»Der hat bestimmt noch den Kleiderbügel im Jackett stecken«, flüsterte Nicole und lächelte albern. »Sonst würde er niemals so steif gehen können.« Zamorra lächelte nur.
Sie bekamen gleich darauf ihre Zimmer zugewiesen. Nicole und auch der Geisterjäger waren zufrieden.
Das beklemmende Gefühl, das die ganze Zeit auf dem Professor gelegen hatte, wich langsam.
Zamorra atmete auf.
Doch er ahnte, daß auf diesem Schloß manches nicht mit rechten Dingen zuging. Das geheimnisvolle Amulett hatte nicht umsonst auf die Ausstrahlung des Bösen angesprochen.
Der Meister des Übersinnlichen würde auf der Hut sein. Doch er konnte nicht wissen, daß ihm sein Verdacht nicht viel helfen würde.
Zu tief steckten er und die übrigen Gäste mitten in der Dämonenfalle, aus der es kaum eine Rettung geben würde.
***
»Hoffentlich sind wir nicht schon wieder die ersten Gäste«, meinte Nicole Duval, als sie die breite Freitreppe hinunterschritten. Die bildschöne Frau hatte sich bei Professor Zamorra eingehakt.
Gedämpftes Stimmengemurmel drang ihnen entgegen, als sie die letzten Stufen genommen hatten. Sie sahen sich plötzlich einer Anzahl von Herren gegenüber, die schon alle die Blüte ihres Lebens überschritten hatten.
Das Gemurmel verstummte. Alle Blicke richteten sich auf das nähertretende Paar.
Sir Jonathan Drake trat lächelnd zwischen den schon älteren Männern hervor und ging Professor Zamorra und Nicole Duval entgegen.
»Bitte treten sie näher«, sagte er mit freudig erregter Stimme. »Ich habe Sie, Professor Zamorra, schon groß angekündigt. Die Herren brennen bereits darauf, sich mit Ihnen zu unterhalten.«
Er warf Nicole einen anhimmelnden Blick zu.
»Doch wenn ich Sie so ansehe, Mademoiselle, dann werden die Herren bestimmt nur Augen für Sie haben.«
Nicole lächelte geschmeichelt.
Sie trug ein beigefarbenes Kleid, das einen grazilen Körper
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