0090 - Satans Doppelgänger
Phoenix…«
»Rio de Janeiro und Buenos Aires«, unterbrach Hepp sie ärgerlich. »Hören Sie nicht auf diesen Quatsch, Mr. Zamorra. Maggies Qualitäten liegen auf anderem Gebiet.«
Wenn Zamorra sie so ansah, fragte er sich, auf welchem. Aber das fragte er nicht laut.
John Hepp hatte inzwischen begonnen, Städte zu nennen, die wirklich in New Mexico lagen. »… Santa Fé, Roswell, Albuquerque…«
»Danke, Mr. Hepp«, sagte Zamorra.
***
»Bis ›D‹ wie Drugoszinsky war gar nichts«, empfing ihn Nicole bei seiner Rückkehr in Bills Wohnung. »Das ist vielleicht eine frustrierende Tätigkeit.«
»Ich will sie dir etwas erleichtern«, tröstete sie der Professor. »Ezekiel bis Rasputin kannst du auslassen. Nimm dir gleich ›S‹ wie Stigwood vor.«
»Stigwood?«
»Stigwood ist der Kunstgewerbemensch, mit dem Bill zu den Pueblo-Indianern reisen wollte. Möglich, daß er diese Reise gerade hinter sich gebracht hat.«
Zamorra erzählte ihr, was er bei den beiden mageren jungen Leuten in Erfahrung gebracht hatte.
»Ein Zwilling von Bill?« staunte Nicole. »Ein Doppelgänger?«
»Nein, das glaube ich nicht. Der Bill, der uns in den Himmel schicken wollte, war kein Doppelgänger. Das war er selbst. Aber ich halte es für möglich, daß er Phasen durchläuft, in denen sein Geist vergewaltigt wird, Phasen, in denen er nicht weiß, was er tut. Deshalb wahrscheinlich auch die doppelte Begrüßung dieses Hepp und seines Girls.«
»Aber die Leute haben gesagt, daß er zweimal kurz hintereinander gekommen ist, Chef!«
Zamorra winkte ab. »Das will nichts besagen. Er kann unbemerkt von Hepp, das Haus zwischenzeitlich verlassen haben und dann wieder zurückgekommen sein.«
»Und du meinst, dieser Stigwood kann uns weiterhelfen?«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wir wollen einmal davon ausgehen, daß Bill entweder in Chicago oder in New Mexico gewesen ist. Und wenn New Mexico stimmt…«
»Ja, ich verstehe schon«, nickte Nicole. Sie griff nach dem Telefonverzeichnis. »Hier ist er schon. Chris Stigwood, Brooklyn… Warte mal, da ist er noch mal. Chris Stigwood, Greenwich Village.«
»Wird einmal privat, das andere Mal geschäftlich sein. Nimm die Greenwich Village-Nummer. Das dürfte das Geschäft sein.«
Nicole nahm den Hörer von der Gabel und fing an zu wählen. Nach dem dritten Tastendruck ging Zamorra dazwischen und tippte auf die Gabel.
Das Mädchen blickte ihn fragend an.
»Ich habe es mir überlegt«, sagte der Professor. »Wir werden Mr. Stigwood von Auge zu Auge befragen.«
***
Zamorra empfand es als etwas lästig, keinen eigenen Wagen zur Verfügung zu haben. Dieser Zustand mußte schnellstens geändert werden. Heute war es dazu allerdings wohl zu spät. Der Abend war bereits angebrochen. Ob sie Stigwood noch in seinem Geschäft antreffen würden, erschien sowieso zweifelhaft.
Zum Glück mangelte es New York an einem nicht: an Taxen nämlich. Es dauerte keine Minute, bis eins der gelben Cabs hielt und sie einsteigen ließ.
»Wohin die Herrschaften?« wollte der Driver wissen.
Die Adresse hatte auch im Telefonverzeichnis gestanden, die Straße jedenfalls.
»Bleeker-Street«, sagte Zamorra.
»Die ist lang, Mister. Da müssen Sie sich schon ein bißchen näher festlegen.«
»Kennen Sie eine Kunstgewerbehandlung Stigwood?«
»Figuren, Pötte, olle Möbel?«
»Da wollen wir hin.«
Der Fahrer brachte sie nach Greenwich Village, ins Künstlerviertel von New York, Hier waren die Häuser nicht so hoch, die Menschen nicht so hektisch, Atmosphäre und Feeling nicht so kalt wie sonst fast überall in der Riesenstadt zwischen Hudson und East-River. Jedenfalls sagte man so. Aber auch in Greenwich Village war bei weitem nicht alles Gold, was glänzte. Zamorra, der das ›Dorf‹ ganz gut kannte, hatte schon ganz aridere Sachen gehört. In jedem Fall wirkte Greenwich Village ungeheuer anziehend auf Touristen. Und diesem Umstand waren auch die zahlreichen Geschäftslokale und sonstigen Etablissements zu verdanken, die es auf die Brieftaschen der auswärtigen Besucher abgesehen hatten.
Stigwoods Geschäft zählte jedoch nicht eigentlich zu den Touristenfallen. Nachdem der Fahrer sie vor dem Laden abgesetzt und der Professor die ersten Blicke in die beiden großen Schaufenster geworfen hatte, wußte er sofort, daß hier nicht nur Touristen kauften. Stigwoods Geschäft war auch für New Yorker interessant — und zwar für solche, die Geschmack und Geld besaßen. Der Geschäftsinhaber hatte Qualität
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