0090 - Satans Doppelgänger
zerstörerischen Einfluß verfallen waren. Damals hat uns Bill von diesem dämonischen Einfluß befreit. Und nun…«
»… müssen wir ihn befreien«, setzte Nicole seine Gedankengang fort. »Aber wie?«
»Zunächst müssen wir feststellen, wie er überhaupt- in seine fatale Situation geraten ist. Es muß in allerjüngster Zeit passiert sein. Vor vierzehn Tagen habe ich noch mit ihm telefoniert. Da war noch alles ganz normal. Ich würde sagen, wir fangen unsere Nachforschungen in seiner Wohnung an.«
»In seiner Wohnung?« Nicole war verblüfft. »Aber, Chef, da wird er uns doch…«
»Stören? Nein, das wird er nicht. Er wird seine Wohnung meiden wie die Pest. Nachdem sein Mordanschlag mißlungen ist, muß er annehmen, daß ich ihn bei der Polizei als Attentäter namhaft gemacht habe. Er vermutet also, daß die Cops hinter ihm her sind. Und wo würden die ihn zuerst suchen?«
»In seiner Wohnung.«
»Eben! Komm, gehen wir.«
Zamorra trat an den Straßenrand und hielt Ausschau nach einer Taxe. »Chef?«
»Ja, Nicole?«
»Und was ist mit Philadelphia?«
»Tja«, machte der Professor, »ich fürchte, daß ich wegen meines alten Gallenleidens nicht an der feierlichen Zeremonie teilnehmen kann. Wenn du nachher mal bei den Leutchen anrufst und ihnen mitteilst, daß ich ans Bett gefesselt bin?«
»Und dabei stehen dir Hüte so gut«, sagte Nicole bedauernd.
***
Sich Zugang zu Bills Wohnung zu verschaffen, war für den Professor kein Problem. Er hatte äußerst geschickte Hände und konnte mit einem Stück Draht wahre Wunderwerke wirken. Gewissensbisse wegen des ›Einbruchs‹ hatte er mitnichten. Unter normalen Umständen konnte er Bills Wohnung ohnehin als seine eigene betrachten.
Erwartungsgemäß war Bill nicht da. Leider auch sonst niemand. Kein Girl, das zur Zeit mit dem Freund Tisch und Bett teilte. Aber das wäre wohl auch zuviel verlangt gewesen.
Zamorra und Nicole machten sich sofort daran, nach Hinweisen zu suchen, die ihnen weiterhelfen konnten.
Sie wurden nahezu auf Anhieb fündig. In Bills Living Room stand ein Sessel, in dessen Polster sich mehrere Löcher gebohrt hatten. In der Wand hinter dem Sessel waren ebenfalls Löcher. Pistolenkugeln hinterließen solche Narben.
Der Professor fand seinen sofortigen Verdacht erhärtet, als es ihm gelang, ein Projektil aus der Wand zu kratzen. Es stammte unzweifelhaft aus einer Pistole, möglicherweise aus Bill Flemings Beretta.
Schon allein dieser Fund bestätigte, daß höchst bedenkliche Dinge in Bills Leben getreten waren. Zamorra wußte, daß es an ihm lag, herauszufinden, wie bedenklich.
Er suchte weiter, fand jedoch sonst nichts, was irgendwelche Anhaltspunkte ergab. Keine weiteren Kampfspuren. Und trotz der ganzen Serie von Pistolenschüssen kein Blut.
Es ging um die letzten vierzehn Tage. Was hatte Bill in dieser Zeit, gemacht?
Nicole und der Professor scheuten sich auch nicht, Bills Kleiderschrank zu durchwühlen, um vielleicht in irgendwelchen Hosen oder Jackentaschen auf Indizien zu stoßen. Mit dem gleichen Eifer machten sie sich auch über sämtliche Schubladen her. Papiere wurden durchwühlt, Posteingänge überprüft, Unterlagen, die eigentlich nur für das Finanzamt bestimmt waren, begutachtet, Notizblocks, Telefonkladden und Terminkalender unter die Lupe genommen. Die beiden erfuhren, daß Bill mit einigen Historikerkollegen eine Studienreise nach Kanada antreten wollte, daß er mit einem Kunstgewerbehändler namens Stigwood mehrere Pueblos in der Nähe von Albuquerque zwecks Erwerbs von indianischem Kulturgut aufzusuchen gedachte, daß er auch eine neue Reise nach Europa geplant hatte. Aber etwas Konkretes ließ sich mit all diesen Informationen nicht anfangen.
Aber natürlich resignierten sie noch lange nicht.
»Wenn die tote Materie nichts hergibt, müssen wir uns an die lebende halten«, resümmierte Zamorra. Er drückte Nicole die Telefonkladde in die Hand. »Hier! Fang bei Abraham an und hör bei Zulukaffer auf. Ruf Bills Bekannte an und frag sie, ob sie über sein Tun und Lassen in den letzten paar Wochen informiert sind?«
»Was soll ich sagen, warum ich das wissen will?«
»Sag einfach die Wahrheit. Sag, daß wir Freunde aus Frankreich sind, die ihn besuchen wollen, aber nicht wissen, wo er sich aufhält.«
Nicole nickte. »Und was tust du, Chef?«
»Ich höre mich mal im Haus um. Bei der Hausverwaltung und den Nachbarn…«
Zamorra ließ der Idee gleich die Tat folgen und suchte die Hausverwaltung heim, die ihre
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