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0092 - Das Testament des Detektivs

0092 - Das Testament des Detektivs

Titel: 0092 - Das Testament des Detektivs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Testament des Detektivs
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es ihn gar nicht.«
    »Ich verstehe jetzt«, erwiderte Buckley nachdenklich, »Sie glauben also, daß Mr. Learch, in dem Sie den Henker vermuten, gar nicht tot ist, daß er die Komödie vom Rivalen des Henkers Ihnen nur vorgespiett hat, um Sie zu täuschen, und daß er jetzt als dieser Ihnen völlig unbekannte Rivale in Frieden weiterleben kann.«
    »Genauso sind meine Vermutungen. Sie haben- einen Spürsinn für solche Dinge.«
    Buckley lächelte.
    »Es gehört ja fast zu meinem Beruf als Rechtsanwalt. Aber im Ernst, weiß denn dieser Candler nichts über diesen Rivalen des Henkers?«
    »Da kennen Sie die Verhältnisse in der Unterwelt schlecht. Meist kennt keiner der Gangmitglieder den Chef persönlich. Sie empfangen ihre Weisungen per Telefon oder durch Mittelsmänner.«
    »Sie glauben also, daß Candler seinen Chef gar nicht kennt?« fragte Buckley ungläubig.
    »Ich halte es für ganz sicher«, erwiderte ich überzeugt.
    »Und daß er den Henker auch nicht gekannt hat?«
    »Auch davon bin ich überzeugt.«
    »Dann würde er uns auch nichts helfen, selbst wenn er da wäre«, stellte Buckley fest.
    »Er ist da«, sagte ich.
    Buckley erstarrte.
    »Hier an. Bord?« fragte er.
    Ich wies auf den Stewart Murry, der gerade hereinkam und die Nachspeise auftrug. Buckley besah ihn interessiert.
    »Eigentlich«, murmelte er vor sich hin, »müßte er uns doch helfen können.«
    Eine Wedle schwiegen wir, bis der Anwalt nachdenklich zu reden begann.
    »Wenn Candler seinen Chef nicht kennt, so kennt doch dieser Chef Candler. Sitzt er aber hier unter den Passagieren, so ist es wahrscheinlich, daß er seinerseits Candler beobachtet, daß er darüber wacht, ob sein Genosse nicht mit anderen verdächtigen Personen spricht. Es könnten ja auch Polizeispitzel an Bord sein, Candler 'könnte sich mit anderen verbündet haben, seinem Chef den Garaus zu machen Es gibt tausend Möglichkeiten, weswegen der Chef Candler mißtrauen könnte. Ich glaube, wenn wir die Passagiere hier im Saal und vielleicht auch an Deck oder in den Unterhaltungsräumen genau unter die Lupe nehmen, werden wir bald wissen, wer dem Stewart Murry mehr Aufmerksamkeit zollt, als ihm als Stewart gebührt.«
    »Und so glauben Sie, daß wir den Rivalen des Henkers oder gar den Henker seihst entlarven können?«
    »So ist es.« Buckley war ganz in Eifer geraten, und ich mußte gestehen, auch mir gefiel dieser Plan nicht schlecht.
    Unsere Mahlzeiten wurden nach diesem Gespräch sehr kurzweilig. Unser Interesse galt den Gästen des Speisesaals, und Buckley entwickelte sich als ein Genie auf dem Gebiete, Kombinationen anzustellen, Situationen miteinander zu vergleichen und Schlüsse daraus zu ziehen. Ich hatte meine helle Freude an seinem Spürsinn.
    »Dieser Herr dort drüben«, erklärte er mir beim Abendessen und wies auf einen Mann mittleren Alters, »besäße alle Eigenschaften, durch die sich der von uns Gesuchte auszeichnen müßte. Niemand kennt ihn, er führt nur unverbindliche Gespräche mit seinen Nachbarn, er wirkt unauffällig, und niemand würde ihm ein yroßes Verbrechen Zutrauen. Er ist der Typ des Mannes, der kein Publikum und keinen Beifall benötigt, der zufrieden ist, wenn sich seine Taten im Stillen abwickeln.«
    Als dieser Herr, dem Buckleys Aufmerksamkeit galt, aber eine halbe Stunde später beim Stewart sich über ein Gedeck beschwerte in einer Weise, die auffallen mußte, und als dieser Stewart ausgerechnet Jack Murry war, da wiegte Buckley unsicher den Kopf.
    Die Stunden verstrichen schnell auf diese Weise. Bald hatten wir die Gäste alle unter die Lupe genommen. Ich fand an keinem etwas besonders Verdächtiges, aber Buckleys Interesse beschränkte sich immer mehr auf einen gewissen Anthony Weeds, der ebenfalls aus New York stammte. Obwohl ich anfangs mich gegen Buckleys Verdacht sträubte, mußte ich ihm doch bald recht geben. Etwas interessierte Weeds an Murry, und dieses Interesse mußte heimlich und verborgen bleiben, sonst hätte er ja ebenso gut ein Gespräch mit dem Stewart beginnen können, was er aber sichtlich vermied. Buckley war es, dem es sogar auffiel, daß Weeds beim Servieren der Speisen kein Wort mit Murry sprach, sondern nur durch Kopfnicken auf des Stewarts Fragen antwortete.
    Ich konnte es Buckley nicht auoreden, sich mit Weeds anzufreunden. So war ich denn öfters wieder allein, da Buckley einen Teil des Tages damit verbrachte, sich um Weeds zu kümmern.
    Ich holte inzwischen auf dem Funkweg Auskunft über Anthony Weeds ein.

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