0092 - Geheimmission Moluk
Kommandounternehmen unter Colonel Everson, Sir. Der junge Telepath Goldstein hatte die Kaulquappen-Besatzung damals gerettet."
Rhodans kantiges, beinahe hageres Gesicht verzog sich nachdenklich.
„Sie meinen die Sache mit jenem unheimlichen Wesen, das kraft seiner parapsychischen Fähigkeiten die molekulare Struktur von Materie beeinflussen und verändern konnte?"
„Ganz richtig, Sir", bestätigte Mercant. Der Kadett hatte sich weit über seinen Tisch gebeugt und das Schreiben vergessen. Mercant lächelte milde; „Ich habe hier Auswertungsmaterial mitgebracht, das Sie interessieren wird", fuhr der Chef der Solaren Abwehr ruhig fort. „Meine Mitarbeiter in der positronischen Abteilung haben Dinge herausgefunden, die ich für bedeutsam halte."
Es war typisch für Mercant, daß er seine Untergebenen mit ins Gespräch brachte. Er wäre nie auf den Gedanken gekommen, irgendwelche Erfolge ausschließlich als das Ergebnis seiner eigenen Fähigkeiten hinzustellen.
Rhodan zog die Mappe zu sich heran und klappte sie auf. Eine Weile las er schweigend. Mercant störte ihn nicht. Plötzlich stieß Rhodan einen leisen Pfiff aus.
„Ihre Spezialisten haben also errechnen können, auf welchem Planeten das Schiff der Molekularverformer gelandet sein muß. Nach Mataals Bericht handelt es sich um ein Auswandererschiff. Wenn es an dem Zielort angekommen ist, müßten sich seine Passagiere noch dort befinden."
Mercants Gesichtsausdruck verriet Zufriedenheit.
„Das betreffende Sonnensystem liegt dicht am Zentrumssektor der Galaxis", gab er bekannt. „Es ist im Arkon-Stern-Katalog verzeichnet als Grüne Sonne MEG-1453-AS-34. Die Entfernung zur Erde beträgt zwanzigtausend Lichtjahre. Die Sonne, wir wollen sie Greenol nennen, wird von sechs Planeten umkreist. Der zweite Planet käme für uns in Frage. Einer der Kybernetiker hat bereits einen Namen für ihn geprägt: Moluk."
Er beugte seinen kleinen Körper nach vorn und zog ein grünes Blatt aus der Mappe, um es Rhodan zu übergeben.
„Das ist ein Bericht des Telepathen Samy Goldstein über die erstaunlichen paranormalen Fähigkeiten jenes Molekularverformers, der sich als blinder Passagier an Bord von Eversons Kaulquappe geschmuggelt hatte. Und das in aller Offenheit, denn der Colonel hielt ihn für einen eppanischen Eingeborenen."
Rhodan faltete das Papier zusammen und trommelte mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte.
„Ich kenne Ihre Gedanken", sagte er zu Mercant.
Das Gesicht seines Gegenübers drückte schlecht gespielte Überraschung aus. Bevor Mercant jedoch etwas einwenden konnte, sprach Rhodan schon weiter.
„Unsere Lage ist, offen gesagt, verzweifelt. Die Position der Erde ist den raumfahrenden Rassen bekannt. Noch ist das Solare Imperium zu schwach, um einen ernsthaften Angriff abwehren zu können.
Atlan hat eigene Sorgen und kann uns nicht so unterstützen, wie er es sicher gerne möchte. Im Gegenteil: Er wird unsere Hilfe sehr oft bitter nötig haben. Jede einigermaßen starke Flotte könnte eine Invasion riskieren, ohne, daß wir uns erfolgreich zur Wehr setzen könnten. Das ist fatal. Selbst die tausend Schiffe, die uns Atlan großzügigerweise überlassen hat, um die schweren Verluste auszugleichen, genügen nicht, um uns absolute Sicherheit zu geben, zwar rollen die Bandstraßen auf Terra und Luna Tag und Nacht, und die Serienfertigung von Raumschiffen aller Art läuft auf Hochtouren, aber das potentielle Übergewicht eines jeden Gegners würde uns in dem gegenwärtigen Zeitpunkt erdrücken."
Er nickte sorgenvoll. „Deshalb würde ich selbst mit dem Teufel paktieren, um die Menschheit zu retten. Wir müssen jedem Weg nachgehen, an dessen Ende ein starker Verbündeter stehen kann. Unser Ziel muß es sein, mächtige Freunde zu suchen, die gemeinsam mit uns das Imperium stärken."
„Das ist auch meine Ansicht, Sir", stimmte Mercant zu. „Der Versuch, mit den Molekularverformern Verbindung aufzunehmen, kann sich zwar als Bumerang entpuppen, aber wir sollten es riskieren."
„Lassen Sie mir bitte Ihre Unterlagen hier", sagte Rhodan. „Ich werde sie genau durcharbeiten. Es ist sicher besser, wenn ich mit verschiedenen Freunden darüber berate."
„Darf ich noch einen Vorschlag machen, Sir?" fragte Mercant höflich.
„Natürlich", sagte der große Mann hinter dem Schreibtisch.
„Schicken Sie Everson", sagte Mercant. „Und Goldstein."
Ihr gleichzeitiges Lächeln war von Sorgen umschattet, von Sorgen um die weitere Entwicklung und den
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