0095 - Himmel ohne Sterne
während der Japaner sich in Deckung warf, eröffnete Rhodan das Feuer. Er zielte genau auf den Entstehungspunkt des blauen Strahls, der urplötzlich erlosch. Aber Rhodan stellte das Feuer nicht ein. Er bemerkte, daß der grelle Energiefinger seiner eigenen Waffe von einem unsichtbaren Hindernis abfloß welches in seinen Umrissen fast menschenähnlich wirkte.
„Los!" rief Rhodan Gucky zu.
Der Mausbiber las in Rhodans Gedanken und begriff. Er begann ebenfalls auf das unsichtbare Ziel zu schießen. Sengu blieb am Boden liegen, aber auch er eröffnete nun das Feuer.
Die flammenden Umrisse des unsichtbaren Angreifers wurden deutlicher. Sein Körper war also widerstandsfähig genug. Energiestrahlen zu reflektieren. Konnte er nicht vernichtet werden? Aber dann sah Rhodan etwas, das ihm neue Hoffnung gab.
Der Fremde schwankte und erwiderte das konzentrische Feuer nicht.
Aber es waren nur die Umrisse, die zu sehen waren, nicht der eigentliche Körper des Unsichtbaren. Die abfließenden Energiestrahlen machten das möglich. So ähnlich mußte es sein, wenn man einen Eimer Wasser über einen unsichtbaren Menschen leerte. Am Wasser würde man die Umrisse des Menschen erkennen können.
Doch dann, für wenige Sekunden, geschah das Unfaßbare.
Vielleicht war es das Zusammentreffen der drei grellen Energiestrahlen, vielleicht auch ein anderer Umstand. Rhodan wagte seinen Augen nicht zu trauen, als er plötzlich dreißig Meter vor sich den Schnee verschwinden sah - und zwar den Schnee jenseits feurigen Umrisse.
Der Unsichtbare nahm Gestalt an. Er wurde sichtbar. Er wurde zu fester Materie!
„Feuer einstellen!" rief Rhodan und begann zu laufen.
Es waren ein verzweifelter Gedanke und eine genauso verzweifelte Hoffnung, die ihn vorantrieben. Der Fremde hätte längst wieder geschossen, wenn ihm der Gegenangriff nichts ausgemacht hätte. Und wenn er jetzt Form angenommen hatte und mit seinem Körper sogar den Schnee abdeckte, dann mußte man ihn auch mit den Händen greifen können. Und genau das war es, was Rhodan vor hatte.
Gucky und Sengu hatten ihre Waffen gesenkt und sahen mit aufgerissenen Augen zu, was Rhodan tat. Der Mausbiber war viel zu verblüfft, um seine telekinetischen Fähigkeiten einzusetzen und den Fremden vielleicht festzuhalten. Er stand nur da und schaute. Der Arm mit der Pistole hing schlaff am Körper herab.
Noch während Rhodan mit einem gewaltigen Satz die letzten, trennenden Meter zurücklegte, begannen sich die Formen des Fremden wieder zu verflüchtigen. Der Schnee schimmerte bereits wieder durch. Da war Rhodan heran. Seine Hände - nun völlig frei, denn die Waffe hatte er fallen lassen packten zu und fühlten Widerstand. Die Finger krallten sich in etwas Weiches. Ein Strom haßerfüllter Gedanken traf ihn und ließ ihn unwillkürlich zusammenzucken. Die Schmerzen im Gehirn wurden unerträglich.
Und dann entmaterialisierte der Fremde und entglitt Rhodans Händen. Ein zweiter Angriff erfolgte nicht mehr. Die Gedankenimpulse wurden schwächer und erloschen ganz.
Rhodan bückte sich und nahm seine Waffe auf. Gucky sagte: „Was war das? Keine Teleportation, kein Spiegelfeld ...? Du hast ihn greifen können, aber er verschwand wieder. Ich begreife nichts mehr."
„Sei beruhigt, ich habe auch keine Erklärung", entgegnete Rhodan verbittert. „Aber immerhin wissen wir nun, daß sie nicht ganz so unempfindlich sind, wie wir befürchteten. Im konzentrischen Feuer unserer Waffen werden sie sichtbar und materiell. Vielleicht empfinden sie sogar Schmerzen. Wer weiß, vielleicht sterben sie sogar und entmaterialisieren dann. Ich möchte nur wissen, wer sie sind, woher sie kommen und was sie hier wollen."
Die schweigende Landschaft unter dem ewigen und sternenlosen Himmel gab keine Antwort.
„Dort drüben die Wand", fuhr Rhodan fort, „sie ist künstlich oder zumindest bearbeitet worden. Vielleicht können Sie feststellen, was dahinter ist, Sengu."
Das war für den Japaner nicht schwer.
„Sie ist nur einen Meter dick, dahinter liegt eine Halle - sieht aus wie ein Bahnhof. Viele Schienen und Fahrzeuge. Weichen. Dann ein Tunnel schräg in die Tiefe. Zwei Schienenstränge. Kein Licht."
Rhodan zeigte auf den Beutel, den Sengu trug.
„Wir haben eine Lampe mitgenommen. Also gut, Gucky, bringe uns hinter die Wand. Wir werden uns Barkon jetzt von innen ansehen. Ich fürchte, auf der Oberfläche haben wir nichts mehr verloren - wir könnten höchstens das Leben verlieren. Das da eben..." er zeigte auf
Weitere Kostenlose Bücher