0095 - Himmel ohne Sterne
Rhodan.
„Wir haben keine andere Möglichkeit, als den Wunsch des Unsterblichen zu erfüllen. Starten wir?"
Rhodan zuckte die Achseln. „Das stand ohnehin fest. Wir können den Start höchstens beschleunigen. Leider müssen wir zur Venus, um die Position von Wanderer zu finden. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht, wenn ES uns nicht hilft. Und das scheint nicht der Fall zu sein."
Er stand auf und schritt zum Interkom. Mit einem Hebeldruck stellte er die Verbindung zur Zentrale her.
Sikermann meldete sich. Er war dabei, den Kurs und die notwendigen Transitionen errechnen zu lassen. „Starten Sie sofort, Oberst. Nehmen Sie die restlichen Berechnungen unterwegs vor. Ich komme gleich noch zu Ihnen."
Sikermann bestätigte den Befehl. Der Schirm erlosch. Gucky seufzte. „Also wieder mal nichts mit dem Urlaub", murmelte er entsagend. „Es kommt aber auch immer etwas dazwischen. Bully wird sich freuen, wenn er davon erfährt."
Rhodan sah an Gucky vorbei. „Ich möchte wissen, was auf Wanderer geschehen ist." Sie hätten es alle gern gewußt.
*
Bully hatte sich in seine Kabine zurückgezogen und geschlafen. Rhodans bester Freund und Stellvertreter wußte, daß bis zum Start noch einige Stunden vergehen würden. Er war daher einigermaßen überrascht, als er das Vibrieren der anlaufenden Aggregate spürte, auf die Uhr schaute und feststellte, daß er kaum zehn Minuten geschlafen hatte. Nanu...?
Mit einem Satz war er aus dem Bett und beim Interkom. Oberst Sikermann beantwortete den Anruf.
„Warum starten wir, Oberst? Was ist passiert?"
„Der Start wurde vorverlegt, Sir. Auf Befehl vom Chef. Mehr weiß ich auch nicht."
„Hm - das sehe ich mir an. Danke, Oberst."
Bully unterbrach die Verbindung und spürte das Stärkerwerden der Vibration. Noch wenige Sekunden, dann würden die Triebwerke einsetzen. Ohne spürbaren Andruck würde die DRUSUS Beschleunigung aufnehmen und in den Raum vordringen.
Fast hätte Bully vergessen, seine Uniform anzuziehen, so in Gedanken versunken war er. Erst im letzten Augenblick kam ihm zum Bewußtsein, daß er noch den Pyjama trug. Na, das wäre vielleicht ein Fressen für Gucky geworden ...!
Als er fünf Minuten später die Zentrale betrat, war Arkon III nur noch eine hell schimmernde Kugel. Seitlich kam die Sonne Arkon in den Bereich der Bilderfassung.
Sikermann drehte sich nur kurz nach ihm um und widmete sich dann erneut seinen mannigfachen Kontrollaufgaben. Rhodan saß in einem der Sessel und beobachtete die Bildschirme.
„Was ist los, Perry? Warum der übereilte Start?" fragte Bully. Rhodan klärte ihn auf. Er schloß: „Leider gab uns der Unsterbliche keine Positionsdaten, also müssen wir den Computer auf der Venus befragen. Wir verlieren dadurch fast einen Tag. Kann es sein, daß ein Allwissender etwas vergißt?"
Darauf wußte auch Bully keine Antwort, denn er war bestimmt nicht allwissend.
Immerhin fühlte er sich beruhigt, gleichzeitig aber drängte sich ihm eine Vermutung auf, die er ohne Zögern aussprach: „Der Vorfall beweist, daß der Unsterbliche uns jederzeit erreichen kann, aber niemals weiß, wo wir sind. Ist das nicht paradox?"
„Absolut nicht, Bully. Seine telepathische Reichweite ist unbegrenzt, das steht fest. Auf der anderen Seite kann er unsere Gedanken nur dann empfangen, wenn wir sie auf ihn konzentrieren. Vielleicht ist es ihm dann aber möglich, Entfernung und Richtung zu bestimmen. Er dürfte also jetzt, wo wir intensiv an ihn denken, bereits wissen, daß wir gestartet sind."
Oberst Baldur Sikermann sagte mit fester Stimme: „Transition in zehn Minuten!" Niemand achtete auf ihn. Die Transition, der Sprung durch den Hyperraum, war etwas so Normales und Gewöhnliches wie das Gasgeben beim Auto. Andruckabsorber würden jeden Andruck verschlucken. Lediglich der Verzerrungsschmerz bei der Rematerialisation würde Zeugnis davon ablegen, daß man Tausende von Lichtjahren in einer einzigen Sekunde zurückgelegt hatte.
„Ich habe aber nichts von der Botschaft des Unsterblichen bemerken können", gab Bully zu bedenken.
Es klang fast ein wenig beleidigt.
Rhodan nickte.
„Ich habe mir auch schon Gedanken deswegen gemacht", gab er zu. „Nur die Telepathen fingen die Impulse auf, und zwar unter recht unangenehmen Begleiterscheinungen. Wahrscheinlich ist es so, daß Telepathen ein empfindlicheres Gehirn haben. Jedenfalls muß der Unsterbliche so gesendet haben, daß nur Telepathen die Botschaften auffangen konnten. Sicher aus einem
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