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0095 - Yama, der Totengott

0095 - Yama, der Totengott

Titel: 0095 - Yama, der Totengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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umsonst gemacht haben.
    Es gab Arbeit für Nicole.
    ***
    Nicole saß auf der sonnenüberfluteten Terrasse des Richmond Country Clubs und sah zu beim Tennismatch von zwei jungen Männern, das auf einem der Plätze in ihrer Sichtweite stattfand.
    Einer der beiden Spieler war Edgar Birch. Nicoles Aufgabe, die ihr Professor Zamorra übertragen hatte, war ganz klar umrissen: Kontakt zu dem jungen Mann herstellen und sein Vertrauen gewinnen.
    Die Erfüllung dieser Aufgabe traute sich Nicole durchaus zu, vorausgesetzt Birch war nicht aus Stein oder gehörte der anderen Fakultät an. Aber dem war nach den Informationen, die sie durch ein Detektivbüro eingeholt hatten, nicht so. Edgar Birch sollte, abgesehen von einer stark ausgeprägten Schüchternheit, ganz Entsprechend hatte sich Nicole ausstaffiert. Sie trug einen mittellangen, raffiniert geschlitzten Rock und dazu eine nicht minder raffiniert ausgeschnittene Bluse. Beide Kleidungsstücke, in frühlingshaften Pastellfarben gehalten, betonten ihre makellose Figur in einer Weise, die eigentlich keinen Mann kalt lassen konnte.
    Sie hatte ausgiebig Gelegenheit, ihre Wirkung auf die Männerwelt schon vorher zu testen. Der Country Club - das Detektivbüro hatte ermittelt, dass Edgar Birch hier Mitglied war und des öfteren Tennis spielte - war nicht nur Mitgliedern zugänglich, sondern konnte auch von Außenstehenden besucht werden. So tummelten sich in den Restaurationsbetrieben des Clubs, besonders auf der Terrasse, jede Menge Gäste. Rund achtzig Prozent davon waren Männer. Und von diesen achtzig Prozent hatten wiederum rund achtzig Prozent versucht, mit Nicole anzubändeln. Klar, dass sie alle diese Versuche kaltherzig abgeblockt hatte. Bei ihr konnte heute nur ein einziger landen: Edgar Birch.
    Während sie an ihrem zweiten Gin-Fizz nippte, ließ sie ihr Zielobjekt nicht aus den Augen. Er spielte nicht schlecht. Nicole, selbst eine überdurchschnittlich gute Spielerin, konnte das recht gut beurteilen. Allein beim Netzspiel zeigte er erhebliche Schwächen. Nun, dachte sie, er ist ganz offensichtlich kein aggressiver Typ.
    Dafür hatte er aber eine ziemliche Ausdauer. Erst nach zwei Stunden pausenlosen Spiels beendete er das Match mit einem etwa gleichaltrigen Partner.
    Mit Genugtuung beobachtete Nicole, dass er sich von dem anderen bereits auf dem Platz verabschiedete. Wenn er jetzt noch auf geradem Weg zur Terrasse marschiert käme…
    Edgar Birch kam auf geradem Weg zur Terrasse marschiert, das Racket in der rechten Hand, die Bälle in der linken.
    Nicole, deren Tisch am vorderen Rand der Terrasse stand, setzte sich in Positur. Lächeln und Brust raus, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Zusätzlich schob sie ein wohlgeformtes, sanft gebräuntes Bein unter dem Tisch hervor.
    Aber all dies schien nichts zu nutzen. Zwar kam Edgar Birch genau auf sie zu, schenkte ihr jedoch keinerlei Aufmerksamkeit. Er betrachtete nur die Spitzen seiner Tennisschuhe und hatte keinen Blick für seine Umwelt.
    Professor Zamorras Freundin ließ sich durch diesen Umstand jedoch nicht aus dem Konzept bringen. Wenn der gerade Weg nicht zum Ziele führte, musste eben ein krummer beschritten werden. Als Edgar Birch neben ihrem Tisch auftauchte, die Augen noch immer bodenwärts gerichtet, griff sie nach ihrem Long-Drink-Glas, machte eine etwas ungeschickte Bewegung, die dazu führte, dass das Glas gegen den Tennisschläger des jungen Mannes stieß. Der Erfolg der Aktion stellte sich sogleich ein. Der Inhalt des Glases ergoss sich in seiner ganzen Fülle über ihren Rock.
    Mit einem spitzen Schrei fuhr Nicole von ihrem Rattan-Stuhl hoch, der dabei umstürzte.
    »Sie!«, rief sie in scheinbarer Empörung.
    Edgar Birch stand da, als sei er es, den man mit Gin oder Wasser begossen hatte. Zum ersten Mal blickte er Nicole an.
    »Entschuldigen Sie, Miss«, sagte er mit sichtlicher Verlegenheit, »das… das wollte ich nicht.«
    Offenbar gab er sich die Schuld an dem Malheur. Nicole war das sehr recht. Aus den Augenwinkeln erkannte sie, dass von allen Seiten Gäste herüberblickten. Der Richmond Country Club offenbarte kosmopolitischen Charakter. Im Hintergrund konnte sie ein paar Gesichter ausmachen, deren Züge mongolische Abstammung verrieten.
    »Ich bin untröstlich«, sagte Edgar Birch. »Wie… wie kann ich das wieder gutmachen?«
    Nicole ließ ihren gespielten Zorn hinwegschwinden wie Wasser auf der heißen Herdplatte.
    »Och«, sagte sie und lächelte den jungen Mann dabei mit kokettem

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