0095 - Yama, der Totengott
Erwartung ausmachen zu können.
Edgar Birch streckte jetzt eine Hand nach der Gebetsmühle aus, nahm sie vom Tisch hoch und drückte sie gegen sein weißes Tennishemd, dort wo das Herz saß, Nicole konnte sein Gesicht nicht sehen, da er ihr den Rücken zuwandte. Aber ihr entging nicht, dass plötzlich ein Ruck durch seinen Körper ging.
Und dann sprach er zu den drei Exoten, nicht in Englisch, sondern in einer Sprache, die in Nicoles Ohren absolut fremdartig klang.
Einer der drei antwortete in der gleichen Sprache. Eine richtige Unterhaltung begann, eine Art Frage- und Antwortspiel. Der Asiate war dabei der Fragende, Edgar Birch der Antwortende.
Nicole konnte es nicht fassen. Birch beherrschte diesen Dialekt, diesen gutturalen Singsang, bei dem es sich um Mongolisch oder Tibetisch handeln mochte, wie seine Muttersprache. Selbst Professor Zamorra der ein wahres Sprachgenie war, wäre kaum in der Lage gewesen, es ihm auch nur entfernt gleichzutun.
Eine weitere Überraschung wartete auf Nicole.
Die drei Asiaten, in deren Mienen sie jetzt so etwas wie satte Befriedigung zu lesen glaubte, standen auf. Beinahe ehrerbietig verneigten sie sich vor Edgar Birch. Und dann machten sie, gemeinsam mit Birch, Anstalten davonzugehen. Schon waren sie an Nicoles Tisch vorbei. Birch hatte Nicole dabei nicht eines einzigen Blickes gewürdigt.
Im ersten Augenblick wusste Zamorras Freundin gar nicht so genau, ob sie empört sein sollte. Eine derartige Missachtung ihrer Person war ihr selten untergekommen. Instinktiv aber merkte sie, dass Empörung fehl am Platz gewesen wäre.
Hier stimmte etwas nicht!
Sie ließ den drei Asiaten und Birch ein paar Schritte Vorsprung, stand dann auf und heftete sich an ihre Fersen.
Die Männer hatten die Terrasse inzwischen verlassen und schlugen die Richtung zum tennisplatzwärts gelegenen Ausgang zu.
Nicht nur Nicole hatte reagiert. Auch die beiden Männer, die vorhin die Reporter verscheucht hatten, schliefen nicht. Sie sprangen aus der Hollywoodschaukel und eilten auf die davon strebenden zu.
»Eddy…«, fing der eine an. Ohne stehen zu bleiben machte Edgar Birch eine abwehrende Armbewegung.
»Alles in Ordnung, Johnson«, rief er dem Leibwächter und seinem Kollegen zu. »Ihr könnt nach Hause gehen.« Ungerührt setzte er zusammen mit seinen exotischen Begleitern seinen Weg zum unweiten Ausgang fort.
Die beiden Kräftigen tauschten verständnislose Blicke, als sie unschlüssig ihren Schritt verhielten. Dann sahen sie Nicole, die inzwischen auf gleicher Höhe mit ihnen war. Johnson trat auf sie zu.
»Entschuldigen Sie, Miss.« Nicole machte halt, ohne dabei jedoch Edgar Birch aus den Augen zu verlieren.
»Ja?«
»Sagen Sie, Miss«, redete der Leibwächter weiter. »Sie haben doch da gerade mit ihm« - er zeigte hinter dem Millionärssohn her - »…zusammengesessen. Wissen Sie, was das für Vertreter sind, die da mit ihm abmarschieren?«
»Nein, aber ich würde es gerne herausbekommen«, antwortete Nicole spontan.
Sie setzte sich wieder in Bewegung, denn Birch und die Fremden hatten mittlerweile den von zwei Granitblöcken gesäumten Ausgang erreicht.
Die Leibwächter stellten keine weiteren Fragen an sie. Statt dessen gingen sie ihr einfach nach. Gefühlsmäßig war das Nicole nicht einmal unangenehm. Das Ziel der Gruppe um Edgar Birch war offensichtlich ein Parkplatz, der noch zum Gelände des Country Clubs gehörte, wenn er auch etwas abseits lag. Bäume und hochgewachsenes Strauchwerk schlossen den Parkplatz ein und ließen nur die Einfahrt offen.
Birch und die Asiaten verschwanden jetzt hinter der grünen Hecke. Nicole zögerte leicht. Sie kam sich plötzlich ein bisschen albern vor. Wenn die vier Männer jetzt in einen Wagen stiegen und davonfuhren, stand sie da wie bestellt und nicht abgeholt. Sie war mit einer Taxe zum Country Club gekommen und wäre nicht in der Lage gewesen hinterherzufahren.
Außerdem fragte sie sich, ob Edgar Birch den ganzen Aufwand lohnte. Bisher hatte er auf sie jedenfalls nicht den Eindruck eines Wunderknaben gemacht, der über außerordentliche parapsychologische Talente verfügte. Und nur daran war Professor Zamorra ja interessiert.
Trotz dieser Überlegungen, die ihr in Sekundenschnelle durch den Kopf gingen, betrat Nicole ebenfalls den Parkplatz. Die beiden Leibwächter folgten im Abstand von ein paar Schritten.
Das Parkgelände war menschenleer, abgesehen von Edgar Birch und seinen drei Begleitern. Die vier Männer standen vor einer dunklen
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