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0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick

0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick

Titel: 0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir sprangen dem Tod ins Genick
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hielt ihr Bill fragend das geöffnete Zigarettenetui hin.
    »Ja, danke«, sagte May mit seltsam kraftloser Stimme, »ich glaube, ich sollte eine Zigarette rauchen. Man sagt ja, daß das die Nerven beruhigt.«
    Bill gab ihr und dann sich selbst Feuer.
    »Wo ist denn Rock?« fragte er dann. Offenbar hatte man ihm vom Revier nichts weiter mitgeteilt, als daß er zu Mrs. Billing gehen sollte.
    »Das ist es ja«, schluchzte May plötzlich. Die ganze Nervenanspannung der sorgenvoll durchwachten Nacht brach auf einmal über sie herein. Die Tränen liefen ihr über die blassen Wangen und für ein paar Minuten, in der Bill ihr etwas unbeholfen Trost zusprechen wollte, war kein einziges ihrer Worte zu verstehen. Endlich aber versiegte der Tränenstrom. Noch ein paarmal würgte ein trocknes Schluchzen ihre Kehle, dann richtete sie sich entschlossen auf und sagte:
    »Entschuldigen Sie die Szene, Bill. Ich habe die ganze Nacht auf Rock gewartet. Die Nerven sind einfach mit mir durchgegangen.«
    »Natürlich, Mrs. Billing«, sagte der Ire mit seiner sonoren Stimme. »Deswegen brauchen Sie sich doch nicht zu entschuldigen!«
    »Rock sagte gestern abend nach dem Abendbrot«, begann May ihre Erzählung. Bill O'Brien hörte ihr gespannt zu. Um sieben verließ er May wieder. Er ging zum Revier und holte den dritten Streifenwagen aus der Garage, der für die Kriminalabteilung reserviert war, während die anderen beiden von der uniformierten Streife benutzt wurden.
    Er sagte im Revier Bescheid. Mittags um zwölf erschien er wieder. Sein Gell sicht, war hart. Grußlos durchquerte er den vorderen Raum des Reviers und ging nach hinten, wo die vier Räume der Kriminalabteilung lagen.
    Bill riß die Tür des zweiten Büros auf, schob den Kopf durch den Spalt und sagte:
    »Whalt, komm mal rüber in mein Office. Dringend.«
    Ohne eine Erwiderung zu erwarten, ging er zur vierten Tür, öffnete sie und rief hinein:
    »Lucky, komm doch mal mit in mein Office. Es eilt.«
    Mit unbewegtem Gesicht ging er voraus in sein Büro und ließ die Tür offenstehen. Wenig später kamen seine beiden Kollegen und sahen ihn fragend an. Whalt hockte sich auf die Schreibtischkante, während der schüchterne Lucky wie üblich halb auf der Schwelle stehenblieb.
    »Die Sache ist die«, sagte Bill O'Brien mit unbewegtem Gesicht: »Der Chef ist verschwunden. Und es sieht verdammt danach aus, als ob ihn die Bande umgelegt hätte, hinter der wir seit Wochen ergebnislos her sind…«
    ***
    Sie kannten die Gegend und sie gaben sich alle Mühe. Am Freitagfrüh war Bill O'Brien bei Mrs. Billing gewesen. Bis Montagmittag durchforschten die drei Kollegen des verschwundenen Rock Billing nach ihrem Chef die ganze Gegend. Sie fanden nicht eine leise Spur von ihm.
    Mittags gegen zwei Uhr trafen sie sich wieder in O'Briens Office. Ihre Gesichter waren hart und verschlossen. Sie trugen die Zeichen von Überarbeitung.
    »Es hat keinen Zweck«, sagte Bill mutlos. »Wir finden ihn nicht. Wir haben getan, was wir nur tun konnten Wir müßten das ganze Viertel millimeterweise absuchen, wenn wir ihn finden wollten. Dazu brauchten wir hundert Mann und ein halbes Jahr. Wir haben seit Freitag alle anderen Fälle liegengelassen. Das können wir nicht auf die Dauer tun.«
    »Die arme Frau«, warf Lucky nachdenklich ein. »Sie waren doch erst ein paar Monate verheiratet.«
    Tiefes Schweigen senkte sich für ein paar Minuten über die drei Männer. Sie alle kannten die Gefahr, sie alle wußten, daß es Situationen gab, in denen das Leben eines Polizeibeamten verdammt wenig wert ist, aber sie alle waren ergriffen von dem Verschwinden ihres Chefs.
    »Ich sehe nur noch eine Möglichkeit«, sagte Bill O'Brien nach einer Weile. Die anderen rissen die Köpfe hoch. »Ja? Was denn? Sag's doch! Bill, was meinst du?« riefen sie durcheinander. O'Brien zuckte die Achseln:
    »Ich fahre zum FBI und lade dort den Fall ab. Von den G-men erzählt man sich ja Wunderdinge.«
    Enttäuschung malte sich auf den Gesichtern der Kollegen.
    »Hör mal«, murrte Whalt, »ich dachte, du hättest was Gescheiteres anzubieten. Schließlich sind die G-men auch keine Wunderkinder, sondern gewöhnliche Sterbliche wie wir auch. Ich sehe nicht ein, wieso du dir etwas von ihnen versprechen kannst. Sie können nicht mehr tun, als was wir auch getan haben!«
    »Aber sie haben ganz andere .Möglichkeiten als wir drei Mann!« warf O'Brien ein. »Du weißt doch, wie es bei uns ist! Wenn wir einen Fall länger als drei Tage bearbeiten,

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