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0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

Titel: 0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und die Tote ohne Gesicht
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Zugänge abgeriegelt zu haben. Einige Minuten später verfluchte ich auch noch die Dummheit, den Briefüberbringer zu früh aus den Fingern gelassen zu haben.
    Einige Frauen in der James Street berichteten, sie hätten vier Männer und einen Jungen aus dem Gang herauskommen und eilig wegrennen sehen. Von den vier Männern habe jeder einen Koffer geschleppt.
    Wie meistens in solchen Fällen, wichen die Beschreibungen auseinander. Drei davon glaubte ich zu kennen; den falschen Leichenwärter, Fat Boy Clarke und den Schmächtigen, der dem Jungen den für Motsa bestimmten Wisch ausgehändigt hatte. Aber, zum Teufel, wer war der vierte?
    Erst Phil, dem ich die Bescherung in der Kammer zeigte und erzählte, was die Frauen gesehen hatten, half mir auf die Sprünge.
    »Klarer Fall, Jerry«, sagte er. »Der vierte Mann war Abe Telvi aus Middleville. Der feige Bursche schob alles auf seine Freundin, und das arme Mädchen musste daran glauben, während er davonkam. - Rufe von einem Geschäft aus die Mordkommission und den nächsten Polizeiposten an. Ich bleibe hier und passe auf, dass kein Unbefugter den Tatort betritt.«
    »Okay«, sagte ich und zog los. Wut und Enttäuschung machten mir mehr zu schaffen als die Müdigkeit.
    Von einem Lebensmittelgeschäft aus telefonierte ich. Zuerst kam das Polizeirevier an die Reihe, das zwei Cops in Marsch setzte, dann die Mordkommission.
    Bevor ich meinen Misserfolg dem Chef meldete, rief ich noch Alan in Middleville an.
    »Abe Telvi und seine Freundin sind getürmt, Jerry«, sagte er.
    »Abe Telvi hat seine Freundin Jetta umgebraucht oder umbringen lassen. Augenblicklich befindet er sich hier in der City. Gedulde dich etwas, dann erzähle ich dir etwas mehr. So long, alter Junge.«
    Ich unterbrach und rief Mister High an.
    Ich berichtete kurz und sachlich, ohne meine Fehler zu beschönigen- Mr. High unterbrach mit keiner Silbe. Auf ein gelindes Donnerwetter gefasst, machte ich Schluss.
    »Sagen Sie mal Jerry«, hörte ich eine ruhige Stimme, »wie lange haben Sie eigentlich seit vorgestern geschlafen?«
    »Ich glaube, Chef, so fünf bis sechs Stunden.«
    »Das habe ich mir gedacht. Sie lassen alles stehen und liegen und fahren sofort nach Hause. Und dann rein ins Bett. Das Telefon abstellen. Dienstlicher Befehl, verstanden?«
    »Und was wird mit Jana Harker? Mit Douglas Motsa, Robert Harker und den vier anderen Gangstern?«
    »Die warten alle, bis Sie ausgeschlafen haben, Jerry.«
    »Sie machen sich wohl über mich lustig, Mister High?«
    »Durchaus nicht. Wenn Sie wieder frisch und munter sind - sagen wir so gegen 14 Uhr - fliegen sie nach Chicago. Eine Dame wird Sie begleiten, Miss Marr. Die hat nämlich telefonisch mit Robert Harker gesprochen. Sie brauchen vorher nicht zu mir zu kommen. Miss Marr ist genauestens unterrichtet. Auch die Polizei in Chicago ist informiert. Stellen Sie aber Ihren Wecker etwas vor 2 Uhr. Miss Marr wird Sie abholen.«
    Als ich zurückkam, wollte mich ein Cop nicht reinlassen. Eine Menge Gaffer belagerte das Mordhaus. Ich hielt ihm meinen Ausweis unter die Nase und wurde von Captain Lovemann, dem Leiter der Mordkommission, begrüßt. Hier waren wir G-men überflüssig.
    Während wir zu meinem Wagen gingen, zog Phil ein Glasröhrchen aus der Tasche. »Weißt du, wo ich das gefunden habe?«, fragte er.
    »Vermutlich in dem Dreckloch.«
    Phil hatte unter den Fußbodenbrettern eine Vertiefung entdeckt. Jetzt wussten wir auch, was die vier Gangster in den Koffern fortgeschleppt hatten.
    ***
    Ich war dabei, meinen elektrischen Rasierapparat zu verstauen, als es klingelte. Ich zog die Jacke über, öffnete die Wohnungstür und erblickte Susan Marr.
    Sie sah einfach ganz wunderbar aus. Das Kostüm aus beigefarbener Jersey-Wolle saß wie angegossen, das Hütchen, fast auf der Nase, glich einem Schwalbennest. Die grünen Augen strahlten.
    »Ausgeschlafen, Jerry?«, fragte sie lächelnd. »Man wird Hunger haben, nehme ich an.«
    Ohne große Umstände schwebte sie in meine Kochnische und packte eine Menge delikater Sachen aus. Ich braute unterdessen einen starken Kaffee.
    Sie sah mir zu, wie ich meinen Hunger stillte. Wenn ich sprechen wollte, sagte sie nur: »Nachher, Jerry. Während des Fluges ist noch Zeit genug.«
    Als ich fertig war und die Wohnung verlassen wollte, reichte sie mir meinen Pistolenhalfter. »Ich würde dir raten, das nicht zu vergessen, Jerry.«
    Das war mir noch nie passiert. Sie half mir, das Ding umzuschnallen. »Wo sind eigentlich deine

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