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0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

Titel: 0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und die Tote ohne Gesicht
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kam er mit einem Koffer wieder, klemmte sich in den wartenden Wagen und fuhr ab. Was er in dem Koffer hatte, konnte ich mir denken.
    Ein Signal, und mein Gehilfe erschien mit seinem Fahrzeug.
    »Dem Wagen dort nach«, sagte ich, »aber möglichst unauffällig.«
    »Okay.«
    Lange dauerte die Fahrt nicht. Motsas Wagen hielt vor einem Haus am Douglas Park. Motsa zahlte und stieg mit seinem Koffer die Treppe hinauf. Ich ließ mich absetzen und schlenderte auf das Haus zu. Es war eine Privatpension.
    Ich stieg die Stufen zum Eingang hinan.
    »Sie wünschen, mein Herr?«, fragte eine würdige Dame.
    »Soeben betrat ein Herr dies Haus, M’dam«, sagte ich. »Er hat seine Brieftasche verloren. Ich möchte sie ihm gerne aushändigen.«
    »Gibt’s denn so was noch?«, staunte sie. »Bemühen Sie sich bitte in den ersten Stock, Sie Wunder der Ehrlichkeit. Im Zimmer acht werden Sie den Verlobten von Miss Hoidal finden. Er wird sich bestimmt freuen.«
    »Das glaube ich auch«, meinte ich ohne Überzeugung.
    Oben zog ich meine Pistole und ging bis zur Tür mit der aufgemalten Acht. Vorsichtig drehte ich am Knopf - die Tür war nicht verschlossen. Mit einem Ruck stieß ich sie auf, schlüpfte ins Zimmer und drückte die Tür hinter mir wieder zu.
    In dem mittelmäßig eingerichteten Raum stand Motsa und zog gerade seinen Mantel aus. Aus einer Nische kam eine Frau. Sie erblickte mich und sah mich entsetzt an. Motsa bemerkte es und wirbelte auf den Hacken herum.
    »Na, Sie Lump«, sagte ich, »jetzt habe ich Sie doch erwischt. Schnell die Hände in den Nacken.« Dann wandte ich mich an die Frau. »Wie geht es Ihnen, Mrs. Harker? Ich glaube, Sie haben wieder Gift zu sich genommen. Keine Angst, eine ordentliche Kur wird sie schon auf die Beine bringen.«
    Motsa hatte getan, wie befohlen. Er wusste, dass es für ihn keine Rettung mehr gab.
    »Sie M’dam, ziehen bitte Ihren Mantel an. Inzwischen unterhalte ich mich mit Mister Motsa.«
    Sie wankte in die Nische zurück.
    »Gesicht zur Wand, Motsa.«
    Er drehte sich um. Ich tastete ihn ab. Aus seiner Hüfttasche zog ich einen 0,32er Colt. Dann schob ich ihn auf den Koffer zu. »Aufmachen!«
    Er zögerte.
    »Wird’s bald, oder soll ich nachhelfen?«
    Er bückte sich und schloss auf. Genau das, was ich erwartet hatte, vollgepackt mit Glasröhrchen, in denen sich ein weißes Pulver befand.
    »Darf ich fragen?«, presste er heraus, »wessen man mich beschuldigt? Sie haben ganz New York nach dem Mörder von Jana Harker rebellisch gemacht und endlich rausgebracht, dass sie gar nicht tot ist.«
    »Abwarten, Motsa. Ich habe keine Lust, mit so einem feigen Subjekt lange zu palavern. Nehmen Sie den Koffer und kommen Sie mit. - Mrs. Harker, Sie bleiben hier, bis Sie jemand abholt.« Ich drehe den Schlüssel um und stecke ihn in die Tasche.
    Wer Frauen umbringt, ist in den meisten Fällen keine Kämpfematur. Auch Douglas Motsa gehört zu dieser Sorte. Er gehorchte wie ein Hund und machte keinen Versuch, sich zur Wehr zu setzen.
    Nie werde ich das Gesicht der netten, alten Dame vergessen, als sie mich mit Motsa an sich vorbeidefilieren sah.
    Ich gab ihr den Zimmerschlüssel und sagte: »Rufen Sie sofort diese Nummer an und sagen, der FBI-Agent Jerry Cotton ließ Miss Marr und Mister Harker bitten, Mrs. Harker hier abzuholen. Haben Sie mich verstanden?«
    »Jawohl… sofort… was ist denn passiert. Mister Cotton?«
    »Nichts von Belang, M’dam, nur zwei Morde in New York und Rauschgiftschmuggel.«
    ***
    Das Marr-Mädchen und ich saßen in einem netten kleinen Lokal in der Wentworth Avenue. Wir tranken auf unseren Sieg Champagner. Ganz groß hatten wir gespeist. Versonnen rauchte Susan ihre Zigarette und sagte plötzlich: »Jerry, willst du deinen gefahrenvollen Beruf nicht an den Nagel hängen? Ich wüsste eine interessante Tätigkeit für dich. Daddy ist schon alt. Er braucht für sein Unternehmen eine junge Kraft.«
    Zuerst musste ich einen dicken Kloß runterwürgen. Dann sagte ich: »Du wirst mich vielleicht nicht verstehen, Susan, aber ich hebe meinen Beruf. Ich bin ihm mit Haut und Haaren verfallen.«
    »Und die Gefahren?«
    »Gehören dazu.«
    Ich bestellte einen handfesten Gin, und wir sprachen von anderen Dingen.
    ENDE

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