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0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

Titel: 0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und die Tote ohne Gesicht
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ungefähr hatte ich es mir auch gedacht.«
    Wir verließen unser Büro und fuhren in Richtung Long Island City.
    Motsa wohnte in einem komfortablen Apartmenthaus für Leute, die sich eine teuere Wohnung leisten konnten. Unweit der Mündung des Newton Creek in den East River, Ecke Front- und Pidgeon Street.
    Als Phil und ich den würdigen Herrn in der Halle nach dem Stockwerk fragten, in dem Douglas Motsa wohnte, mussten wir zu unserer Enttäuschung hören, dass er noch nicht nach Hause gekommen sei. Das wäre jedoch nichts Außergewöhnliches, Herr Motsa leite ein Unternehmen, das seine Anwesenheit besonders während der Nachtstunden beanspruche.
    »Mister Motsa ist wohl verheiratet?«, tat ich dumm.
    »Nein, Sir.«
    »Sollte ich mich wirklich getäuscht haben? Ich sah ihn des Öfteren mit einer blonden Dame.«
    Der würdige Portier lächelte. »Mr. Motsa ist ein sehr gut .aussehender Mann und verdient schönes Geld. Kein Wunder, dass ihm die Damen nachlaufen, nicht wahr?«
    »Gut, mein Lieber. Wie werden uns die Räume mal ansehen. Hier ist mein Ausweis. Geben Sie mir den Wohnungsschlüssel. Mein Kollege bleibt unten, damit Sie Mister Motsa, sollte er auftauchen, keinen Wink geben.«
    Ich nahm den Schlüssel und fuhr mit dem Aufzug ins zwölfte Stockwerk.
    Dougy wohnte wie ein Millionärssprössling. Drei Räume, außer Bad und Küche. Echte Perser, echte Gemälde, alles peinlich sauber aufgeräumt. Ich warf einen Blick durchs Fenster. Newton Queens City lag im wallenden Frühnebel. Ein unermessliches Meer von Dächern und Schornsteinen. Unter mir färbten sich die vielen Trauerweiden im Calvary Friedhof schon gelb. Züge flitzten über glitzernde Schienenstränge in Richtung Cypress Hills oder Manhattan. Langsam pflügten Schlepper durch das braune Wasser des Creek.
    Dann machte ich mich an die Arbeit. Mich interessierte vor allem der Schreibtisch im Herrenzimmer. Mittels eines Spezialinstrumentes, das ich am Schlüsselbund trug, öffnete ich die Schubfächer.
    Motsa musste ein auf Ordnung bedachter Mann sein. Kein Blatt lag am falschen Platz. Aber es handelte sich ausschließlich um Rechnungen, Versicherungspolicen und belanglose Korrespondenzen.
    Darauf machte ich mich an den pompösen Bücherschrank. Allerweltsliteratur in Ganzleinen mit Goldprägung. Wie man so schön sagt: Bücher nach Metern.
    Plötzlich fand ich in einem verschließbaren Fach einen Packen Fotos. Es waren Frauen in allen Haarfarben und allen Altersklassen. In Straßenkreuzern, in Segelbooten, beim Tennis, beim Reiten, beim Cocktail.
    Auf den meisten Fotos standen Widmungen. Zum Beispiel: »Dougy, dir gehört mein Herz - Daisy.«
    Plötzlich pfiff ich durch die Zähne. Eine Blondine blickte mich an. Mit verkrampftem Lächeln, als habe der Fotograf gesagt: »Meine Dame, denken Sie an einen Vorgartenzwerg im Vergissmeinnicht-Wald.«
    Ich brauchte die Widmung erst gar nicht zu entziffern. Es war nämlich genau das Bild, das ich bei Susan gesehen hatte - und das Foto von Jana Harker. Und die Widmung lautete: »Dougy gewidmet, der mir so schöne Träume schenkt.«
    Was mit den »schönen-Träumen« gemeint war, wusste ich: Rauschgift. Von einer Gloria war nichts dabei. Entweder hatte er kein Foto von ihr besessen oder es vernichtet. Letzteres war am ehesten anzunehmen.
    Wo steckte Douglas Motsa?Was war mit Jana Harker geschehen? Sollte ich das letzte Mittel versuchen, indem ich den sogenannten »Zirkus« anordnete. Großfahndung mit Hilfe aller Polizeiorgane?
    Das Telefon klingelte.
    Phil meldete sich.
    »Höre mal Jerry«, sagte er aufgeregt, »soeben wurde- ein Wisch an Motsa abgegeben. Von einem jungen Burschen. Der Bengel wollte nicht mit der Sprache raus. Als ich drohte, ihn festzunehmen, machte er den Mund auf. Den Brief hat ihm jemand in der Thomas Street übergeben. Er sollte ihn hier abliefem. Der Bengel will den Namen nicht wissen, er schildert den Burschen als klein und schmächtig. Soll in einer Mietskaserne im Hinterhof hausen.«
    »Was steht in dem Brief. Phil?«
    »In dem Wisch steht mit Blockschrift und voller Fehler: ›Wir brauchen Money. Wollen abhauen. Dicke Luft. Gib Jonny die 1000 Dollar in einem Umschlag. Treffpunkt wie abgemacht.‹ Unterschrift fehlt. Nur in einer Ecke so etwas wie eine Spinne. Anzunehmen, das Erkennungszeichen für Boss Dougy. Bist du oben fertig?«
    »Okay«, sagte ich und hängte ein.
    Diese Nachricht hatte meine Müdigkeit vertrieben. Von wem der aufschlussreiche Brief kam, glaubte ich zu wissen. Ein

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