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0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

Titel: 0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und die Tote ohne Gesicht
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Ort erreicht hatte, hielt ich bei einem Polizisten und erkundigte mich nach der Villa Ferret.
    Ferret heißt Frettchen, und das ,ist immerhin ein seltsamer Name für eine Villa. Der Cop sagte mir auch, warum, sie so hieße. Der Erbauer des Hauses, von dem Robert Harker das Anwesen gekauft hatte, war ein Tierliebhaber gewesen und hatte ausgerechnet Frettchen zu seinen Lieblingen erkoren.
    Die Ville Ferret lag an einem kleinen See, umgeben von alten Bäumen. Natürlich gab es ein Gitter mit einem Tor. Das Tor war nur angelehnt.
    Ich ließ meinen Wagen stehen und schob die Torflügel so weit auseinander, dass ich hindurchschlüpfen konnte. Ein Blick auf meine Uhr sagte mir, dass es drei Minuten vor sechs war.
    Schon beim Überqueren der Newark-Bay waren Wolken aufgezogen, und jetzt bogen sich die Wipfel der Bäume.
    Ich ging über einen kiesbestreuten Weg, stieg ein paar Marmorstufen hinauf und drückte auf einen rundum verzierten Knopf an einer Säule. Ich hörte das melodische Geräusch einer altertümlichen Glocke, aber kein Mensch schien es zu hören. Ich wiederholte das Spiel vier-, fünfmal vergeblich.
    Es war mir zu dumm wie ein Staubsaugervertreter herumzustehen. Ich umrundete die Villa, um nachzusehen, ob hinter dem Haus jemand war.
    In der Mitte der Rückfront der Villa lag eine vom Garten her zu erreichende Terrasse. Korbstühle standen um einen Tisch, der mit Zeitungen und Magazinen bedeckt war. Als ich die Terrasse betrat, flatterte alles, von einem Windstoß hochgetragen, herum.
    Was mich interessierte, war eine breite Glastüf. Sie stand offen. Ich marschierte hindurch und stand in einem Wintergarten mit exotischen Pflanzen, dicken Teppichen und hochmodernen Möbeln. Käfige baumelten an verkrümmten Stämmen mit Sittichen, roten, blauen, und gelben Vogelarten, die ich noch nie gesehen hatte.
    Ich hustete. Ich hustete lauter.
    »Darling, gib Küsschen«, kicherte jemand nebenan.
    Ich trat in den anderen Raum und sah einen Papagei, der auf einem Messingring schaukelte. Zum Teufel, besaß diese Jana Harker denn kein Personal? Wo steckte sie selbst?
    »Hallo!«, brüllte ich jetzt.
    »Sei artig, Poppy!«, krähte der lustige Vogel als Antwort. Das war auch alles.
    Ein sonderbares Gefühl kroch in mir hoch. Sollte etwas passiert sein?
    In diesem Zimmer stand ein kleiner Damenschreibtisch. Mit Fotos, Blumen und anderem Zeug vollgepackt, dass es mir ein Rätsel war, wie man auf der winzigen freien Fläche schreiben konnte. Da ist nun mal so Frauenart, sagte ich mir. Mein Blick fiel auf einen mit einem Kristallpferdchen beschwerten Zettel. Ich las:
    ,Muss dringend nach New York. Werde vor 21 Uhr nicht zu Hause sein. Esse außerhalb. Vergiss nicht, mir den Fruchtsaft auf den Nachttisch zu stellen, Louisa. Sollte mein Mann anrufen, so sage ihm, du wüsstest nicht, wohin ich gefahren bin.
    Verflixtes Frauenzimmer, murmelte ich wütend vor mich hin, »bestellt einen und fährt einfach in die City.« Da ich nun mal hier war, wollte ich mir erst alles ansehen. Es machte ganz den Eindruck, als ob Louisa nach Middleville oder in die Umgebung gegangen wäre, um sich zu amüsieren. Und dabei die unverschlossene Terrassentür…
    Ich verließ das Haus wieder durch die Glastür und marschierte zu einem flachen Gebäude, das durch die Bäume lugte. Die Tür einer leeren Garage stand offen. Mit dem Wagen war Jana Harker weggefahren.
    Ein Neger tauchte auf.
    »Hallo«, rief ich ihm zu, »du bist wohl allein hier?«
    »Zimbo behüten Haus«, sagte der Schwarze mit breitem Grinsen.
    Ich musste lachen. »Wenn ich ein Ganove wäre«, sagte ich, »hätte Mrs. Harker beim Nachhausekommen nur die nackten Wände vorgefunden. Die Terrassentür stand nämlich offen.«
    Der dunkelhäutige Gemütsmensch schien nicht sonderlich beeindruckt. »Hierher nicht kommen Ganoven«, meinte er. »Auf unsere Haus ruht die Hand Jehovas.«
    Zimbo war also ein frommer Mann. Er wusste nur so viel, dass Louisa, Zimmermädchen und Zofe in einer Person, und seine Sarah zum See gegangen wären, als die Mistress weggefahren sei. Wann die Mistress mit dem Auto weggefahren war, wusste er nicht. Er hätte nicht auf die Uhr gesehen. Eine gute Stunde oder sogar noch länger, meinte er.
    Ich ging wieder ins Haus zurück, nachdem ich Freund Zimbo erklärt hatte, dass ich von seiner Herrin um 18 Uhr herbestellt worden sei, und besah mir noch die übrigen Räume. Zimbo nahm ich mit. Er sagte mir, was dies und jenes für ein Zimmer war. Erst nachdem ich die unteren

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