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0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

Titel: 0098 - Im Labyrinth der grünen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Macumba-Priester. »Die Gottheiten haben ebenfalls ihre genau aufgeteilten Aufgabenbereiche. Ogun, der oberste Gott des Macumba-GIaubens, ist ein Kämpfer und Krieger. Er besiegt jedes Jahr zur Zeit der Wintersonnenwende den Drachen der Unterwelt und der Finsternis aufs Neue. Der Name dieses Drachen ist Cumbacho. Er verkörpert das Prinzip des Bösen, den Teufel.«
    »Es scheint, daß Ogun einige Eigenschaften mit dem Heiligen Georg, dem Drachentöter, gemeinsam hat«, sagte Bill Fleming. »So ist er auch dargestellt.«
    Auf dem Ogun-Altar stand eine Reiterstatue in schimmernder Rüstung, eine Lanze an der rechten Schulter, ein Schwert an der Seite. Das Visier war aufgeklappt und zeigte ein schwarzes Gesicht mit blitzenden weißen Zähnen.
    Obwohl Bill französisch gesprochen hatte, hatte der oberste Macumba-Priester ihn verstanden.
    »Wir schätzen es nicht, wenn unsere Gottheiten stümperhaften Analysen unterzogen werden«, sagte er tadelnd. »Götter kann man nicht erklären. Ogun hat den Tag und die Nacht geschaffen. An ihn darf man sich nur in Angelegenheiten von großer Bedeutung wenden. Wer ihn wegen Kleinigkeiten anruft, erzürnt ihn.«
    Die fünf Männer und Nicole Duval standen im großen Versammlungsraum. Wie Zamorra gesagt hatte, war er schmucklos. Die Macumba-Gottheiten schätzten anscheinend keinen besonderen Pomp und Prunk. Eusebio Peraz und Castelo Kubitschek hielten sich im Hintergrund und überließen das Reden dem Oberpriester da Costa.
    Bara, der Gott der Straßen und Wege, der auch für Geschäfte zuständig war, wurde mit Flügeln am Rücken und an den Fersen dargestellt. Er trug einen Mantel, der außen dunkel und innen rot war. In der rechten Hand hielt er einen langen Stab.
    Die Bara-Statue hatte einen dunklen Teint, aber keine wulstigen Lippen. Bara sollte vermutlich ein Mulatte sein, ein Viertel- oder Achtelblut.
    Jara, die Meeresgöttin war weiß. Sie hatte pechschwarzes, über die Schultern fließendes Haar und trug einen blauen Umhang. Eine Strahlenkrone saß auf ihrem Haupt. Sie wirkte gütig und reizend, anders als der in seiner Gesamterscheinung stolze und düstere Ogun und der zwiespältige Bara.
    Da Costa hatte es nicht erwähnt, aber Bara galt auch als Schutzpatron der Diebe und dunklen Geschäftemacher.
    Jara, die Meeresgöttin, war auch die Göttin des Lichts, der Güte und der Liebe sowie der Fruchtbarkeit. Sie erfreute sich besonderer Beliebtheit. Sie galt als die Gattin des Ogun, mit dem sie sich aber nicht immer einig sein sollte. Jaras Fürsprache konnte Oguns Zorn abwenden, erklärte der Oberpriester.
    Nicole Duval gähnte verstohlen. Die Erläuterungen interessierten sie nicht besonders.
    »Sie können mit diesen Gottheiten durch Seancen, Meditation und Beschwörungen Kontakt aufnehmen?« fragte Zamorra den Oberpriester.
    Da Costa nickte.
    »Das werden Sie später selbst erfahren, Professor Zamorra. Unser Glaube ist kein Geheimkult, Sie können ruhig Bescheid darüber wissen. Sie genießen einen ausgezeichneten Ruf als Parapsychologe und haben schon große Taten im Kampf gegen die Mächte der Finsternis vollbracht, wie mir berichtet wurde. Ogun, Bara und Jara sehen Sie bestimmt mit Wohlgefallen, auch wenn Sie noch nicht an sie glauben.«
    Zamorra sagte nichts; er wollte nicht sein eigenes Loblied singen.
    »Wir gehen in den Keller«, sagte Joao da Costa. »Dort will ich ihnen das Laboratorium zeigen, in dem wir Liebes-, Verjüngungs- und Heiltränke herstellen. Nach den Eingebungen von Ogun, Bara und Jara.«
    »Sie brauen doch wohl nicht alle Tränke hier?« fragte Bill Fleming überrascht. In Rio wurden Zaubertränke en masse gehandelt, es war schon eine Industrie.
    »Nein. Nur besonders effektive, deren Zusammensetzung geheim ist. Außerdem werden neue Zusammenstellungen ausprobiert.«
    »Das interessiert mich«, sagte Zamorra. »Schauen wir es uns an.«
    Sie wollten gerade den großen Versammlungsraum verlassen, da gellte der Schrei einer Frau auf. Er erklang vom Eingang her. Ein verzweifeltes Schluchzen folgte.
    »Da Costa!« schrie die Frauenstimme. »Da Costa, du Scharlatan, wo steckst du?«
    Der Macumba-Oberpriester sah seine beiden Assistenten fragend an. Schritte ertönten, und dann wurde die angelehnte Tür des großen Versammlungsraumes aufgerissen. Eine Frau stürzte herein, groß und üppig, mit wirrem schwarzem Haar und von Tränen verquollenem. Gesicht. Der Ausschnitt ihres roten Paillettenkleides hatte sich verschoben.
    Die Frau hielt eine Handtasche in der

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