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0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

0098 - Im Labyrinth der grünen Henker

Titel: 0098 - Im Labyrinth der grünen Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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deutete eine in der vordersten Reihe stehende Frau nach unten. Ihre Augen waren entsetzt geweitet.
    »Ihre Füße! Seht nur ihre Füße an!«
    Die beiden Gestalten mit den dunkelgrünen Umhängen hatten sich nicht gerührt. Jetzt sahen es auch andere. Von hinten wurden Fragen gerufen, drängten Männer und Frauen nach vorn.
    Der Macumba-Priester schaute auf die Füße der beiden Lästerer. Es waren Skelettfüße. Kein Fetzen Fleisch daran, nur Knochen und Sehnen. Bleich schimmerte das Gebein. Die Hände der Kapuzenträger steckten in den weiten Ärmeln der Umhänge und waren nicht zu sehen.
    Die Umstehenden drängten zurück, jäh ernüchtert.
    »Ogun!« stammelte der Macumba-Priester. »Bara!«
    Eine Skeletthand zuckte aus dem Ärmel des rechten Kapuzenträgers hervor. Sie hielt ein langes Messer. Jetzt hoben die beiden Grüngekleideten ihre Köpfe. Die Zuschauer schrien auf. Unter den Kapuzen steckten Totenschädel. Zähne bleckten. Leere Augenhöhlen zuckte vor, und die Klinge bohrte sich tief in die Brust des Macumba-Priesters.
    Der junge Neger röchelte. Er taumelte, fiel gegen das Kreuz und rutschte langsam daran herunter, während er versuchte, sich mit den Händen zu halten. Der Macumba-Priester blieb liegen.
    Die Versammelten aber flohen in panischem Entsetzen. Keiner wagte es mehr, die Hand gegen die Skelette mit den grünen Kapuzenumhängen zu erheben. Nur noch wenige Macumba-Anhänger vernahmen die dumpfen, hohlen Stimmen.
    »Wir sind die grünen Henker des Cumbacho, des dreiflügeligen Drachen, der Ogun, Bara und Jara unterworfen hat! Opfert dem Cumbacho, oder ihr werdet es bitter bereuen.«
    ***
    Auf der Klippe vor Recife standen zwei Dutzend weißgekleidete Mädchen. Dreihundert Männer, Frauen und Kinder warteten am Fuß der Klippe. Die Mädchen sollten Jara, der Macumba-Göttin des Meeres, Opfer darbringen. Geld, Schmuck, Blumen und Kleidungsstücke sollten sie ihr geben, damit sie die Wellen nicht aiifwühlte und den Fischern einen guten Fang bescherte.
    Der rote Sonnenball war zur Hälfte hinter dem Horizont verschwunden. Der Himmel flammte und glühte wie eine gigantische Schmiedeesse. Im Osten wurde es schon dunkel. Wolkenbänke zeigten alle Farben des Spektrums. Vom grellem Rot bis zu zartestem Blau.
    Der Gesang der Mädchenstimmen klang über das Meer.
    »Jara, Göttin des Meeres und des Lichts, gebiete dem Wüten der Elemente Einhalt. Sei barmherzig, gütige Jara, mit jenen, die die Meere befahren, und gib…«
    Da ertönte ein fürchterliches Brüllen. Aus einer Wolkenbank, deren Unterseite in den Strahlen der sinkenden Sonne rötlich leuchtete, fegte etwas Dunkles und Rotes hervor. Schnell wie ein Blitz schoß es auf die Klippe zu. Die Mädchen und die Macumba-Anhänger am Fuß der Klippe schrien vor Entsetzen.
    Sie wollten es nicht fassen!
    Da war ein Drache, größer als ein Haus, mit drei Flügeln, einem riesigen, häßlichen Kopf mit weitaufgerissenem Rachen und gewaltigen Klauen. Er hatte einen Schwanz mit, einer dreieckigen Spitze, von der Gift ins Meer hinuntertroff.
    Wieder brüllte das Untier. Eine Feuerzunge zischte aus seinem Rachen und beleckte die Klippe, erfaßte die weißgekleideten Mädchen mit den Blumenkränzen im Haar. Sie schrien entsetzlich, ihre Haare und Kleider fingen Feuer. Der Monsterdrache aber verharrte in der Luft.
    Das Flappen seiner Flügel war deutlich zu hören. Bauchseite, Kopf und Flügelspitzen des Drachen glühten tief- bis leuchtend rot. Rücken, Schwanz und Klauen aber waren so schwarz wie die Nacht. Der dritte Flügel wuchs mitten aus dem Rücken des Drachen.
    Während die Mädchen versuchten die Flammen zu löschen, ertönte ein gewaltiges Zischen. Eine Donnerstimme sprach.
    »Cumbacho bin ich, der neue Herr des Macumba-Kults! Die falschen Götter sind vernichtet! Wagt es nicht mehr, der Bara zu opfern!«
    Ein letztes Flammenspeien, ein Aufbrüllen, und der Monsterdrache drehte um und verschwand wieder in der Wolkenbank. Zurück blieben die beiden verletzten Mädchen und die fassungslosen Zuschauer am Fluß der Klippe.
    ***
    »Rio de Janeiro!« sagte Nicole Duval. »Hier einen Urlaub zu verbringen, war schon immer mein Traum. Hätten wir nicht zwei oder drei Monate früher kommen können, Chef? Dann hätten wir den Karneval noch erlebt.«
    »Den Rummel habe ich einmal mitgemacht«, sagte Bill Fleming. »Am Morgen nach der ersten wilden Nacht erwachte ich in einem fremden Bett. Mein Kopf dröhnte wie eine Bongotrommel, meine Zunge fühlte sich so

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