0099 - Ein Freund der Menschen
gegen Liszogs Brust schnellen. Der junge Unither taumelte zurück.
„Der Plan war gut", fauchte Golath. „Wie konnte ich ahnen, daß hinter dem Lager eine zweite Elektronensperre war, die uns aufgespürt hat?"
Wütend entgegnete Liszog: „Man hat uns in dieses alte Raumschiff geschafft und verjagt. Jetzt können wir nur zurück, wenn wir in unserer Verbannung eine große Tat vollbringen, die unserem ganzen Volk dient. Deine Idee, ein fremdes Raumschiff zu erobern, ist ebenso verrückt wie der Plan des Einbruches."
Die KASZILL machte ihrem Streit ein Ende. Eine heftige Vibration durchlief das Schiff. Golath rutschte mit dem Sessel davon. Zerft mußte sich an die Umrandung der Ortungsgeräte klammern.
„Das war die letzte Warnung", meinte Zerft, nachdem es vorüber war.
Golath gab sich einen Ruck. Er kehrte zu den Ortungsgeräten zurück. Dabei vermied er es, Liszog direkt anzusehen.
„Also gut", entschied er, „wir werden dieses System anfliegen und uns dort umsehen. Vielleicht entdecken wir etwas, was uns weiterhelfen kann."
Wie um seine Worte zu bestätigen, zuckte eine rote Zeile über die Mattscheibe vor ihm. Liszog, der gerade zu einer spöttischen Bemerkung ansetzen wollte, verstummte wieder.
Zerft stampfte mit den Beinen auf, daß der Boden dröhnte. Irgendwo im Schiff erklang ein metallisches Krachen, das den Unithern den Angstschweiß aus allen Poren trieb.
Leise, als könnte ein lauter Ton die KASZILL auseinanderfallen lassen, erklärte Golath: „Wir haben soeben eine überdimensionale Energieentladung angemessen."
Liszog rollte erregt seinen Rüssel zusammen. Zerft wischte hastig über den Bildschirm, als könnte er damit eine Wiederholung des Vorganges erreichen.
„Was mag das gewesen sein?" fragte er gespannt. In diesem Fall waren sie auf Golath angewiesen. Er war der einzige der Verbannten, der über die notwendige Vorbildung verfügte, um mit den Geräten an Bord der KASZILL etwas anzufangen. „Eine Unstabilität im Raum-Zeit-Kontinuum", behauptete Liszog kühn.
Golath lachte. Er stand auf und ging zur Bordrechenmaschine hinüber. Sie unterschied sich kaum von terranischen Computern dieser Größe.
Der Unither programmierte die Positronik mit verschiedenen Daten. Dann blieb er abwartend davor stehen. Er erhielt das Ergebnis auf einer schmalen Metallfolie, in die mehrere Löcher gestanzt waren. Er lachte wieder.
„Was war das?" fragte Liszog ungeduldig.
Etwas nachlässig schleuderte Golath den Streifen von sich. Er genoß diesen Augenblick. Die beiden Tölpel sollten ruhig wissen, was sie an ihm hatten. Ohne ihn, davon war er überzeugt, hatten sie keine Chance zum Überleben. Er wartete, bis er sah, wie sich Zerfts Rüssel versteifte.
„Es war ein Raumschiff", betonte er.
„Wo ist es jetzt?" erkundigte sich Liszog ängstlich.
„Wie groß ist es?" fragte Zerft aus dem gleichen Motiv, seine Furcht allerdings geschickt verbergend.
Golath rang einen Augenblick mit seiner Eitelkeit, dann entschied er sich, die Wahrheit zu berichten.
„Ich weiß es nicht", sagte er. „Wir haben das fremde Schiff während einer Transition angepeilt, obwohl es offensichtlich unter Schutzmaßnahmen in den Hyperraum sprang. Glücklicherweise befinden sich an Bord der KASZILL Geräte, die uns erlauben, jede Veränderung im Raum zu orten. Das heißt, wir haben nicht das fremde Schiff direkt angepeilt, sondern lediglich eine räumliche Strukturveränderung. Es ist aber völlig aussichtslos, das Ziel oder die Größe des Unbekannten bestimmen zu wollen."
„Wir hätten uns also nicht darüber aufregen brauchen", vermutete Liszog enttäuscht. „Wir können nichts mit unserer Entdeckung anfangen."
„Doch", sagte Golath. „Ich weiß, von welchem Punkt im Raum das Schiff in die Transition ging."
Zerfts Rüssel zeigte auf die Mattscheibe mit den vereinzelten, leuchtenden Punkten. „Von dort", sagte er. Etwas verärgert, daß man ihn um den Effekt beraubt hatte, fügte Golath säuerlich hinzu: „Ganz recht. Das Schiff befand sich zum Zeitpunkt des Hypersprunges in der Nähe jenes Systems, das wir uns als Ziel ausgesucht haben."
„Wahrscheinlich war es ein arkonidisches Schiff", sagte Liszog skeptisch.
„Als Angehörige eines aufständischen Kolonialvolkes werden uns die Arkoniden nicht gerade mit offenen Armen empfangen."
„Darüber können wir uns immer noch den Kopf zerbrechen", sagte Golath.
„Arkoniden", flüsterte Zerft. In seiner Stimme lag Haß. Seine Augen glänzten, und seine
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