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0099 - Hexennacht

0099 - Hexennacht

Titel: 0099 - Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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durchtrainierten schlanken Körper und ein Gesicht mit packenden, grauen Augen. Er war ein sehr kluger, dynamischer Mann, der keine Gefahr mied.
    »Bist du wach?« erkundigte er sich angespannt bei Micky.
    Der Rover der kleinen Pfadfindergruppe nickte. »Es war schrecklich, Mister«, stöhnte er.
    Nicole drängte sich vor, beugte sich nieder und umwickelte seine blutenden Fleischwunden sorgfältig mit zwei Mullbinden. Für jeden Arm eine.
    Professor Zamorra winkte ungeduldig ab. Keine Schilderung eines Vorfalls konnte so lebendig sein wie unmittelbar danach, wenn die Eindrücke noch frisch waren.
    »Fang an«, sagte der Professor. »Ich will alles wissen. Ihr wart also auf Wochenendfahrt, ja?«
    »Ja. Ich heiße übrigens Micky Pool, Mister.« Und dann berichtete er.
    Die Gäste des Lokals drängten sich im Halbkreis um ihn und den Tisch, an dem die neunzehn Jungen saßen.
    Atemlos lauschten sie dem Bericht.
    Nicole sah es in den Augen von Zamorra aufblitzen. Und da wußte sie Bescheid.
    Es war also wieder einmal soweit. Er wollte sich erneut mit Geistern des Totenreichs anlegen. Er hatte sich der Parapsychologie verschrieben und schon mehrere Fachbücher darüber geschrieben. Doch wichtiger als alle Schreibtischarbeit war ihm der Kontakt mit den unheimlichen Dämonen, und ständig war er auf der Suche nach praktischen Erfahrungen mit den Wesen der Finsternis.
    Ungläubig lauschten die Gäste des Lokals. Nur Zamorra glaubte jedes Wort, das Micky sagte. Er wußte, daß die Jungen dieses grausige Erlebnis wirklich erfahren hatten.
    »Vier Scouts haben sich nicht retten können?« fragte der Professor leise.
    Micky hob den Kopf. Er hatte ein wächsern bleiches Gesicht. »Ich muß noch einmal zurück. Ich muß versuchen, sie zu retten. Vielleicht leben sie noch.«
    Beruhigend legte ihm Zamorra die Hand auf die Schulter. »Ihr geht in die Jugendherberge«, schlug er vor. »Meine Mitarbeiterin und ich fahren hinaus und sehen dort an der Ruine einmal nach dem Rechten. Sei ganz beruhigt. Ich kümmere mich darum.«
    Während die Wirtin laut vorschlug, die Jungen könnten im Saal übernachten, dort lägen vom letzten Turnertreffen noch jede Menge Strohmatratzen herum, bestürmten die männlichen Gäste des Lokals Zamorra, ja nicht allein zur Malony-Ruine hinauszufahren. »Nehmen Sie den Sergeanten mit. Er sitzt bestimmt im Police-Office«, rieten sie.
    Die Jungen wurden von der Wirtin versorgt. Zamorra, Nicole Duval und ein Sergeant der Country-Police namens Jonathan Lindsy fuhren zusammen die zehn Meilen zur Ruine.
    Dort war alles wie verlassen. Von den vier verschwundenen Wölflingen war kein Schimmer zu entdecken.
    Als aber Zamorra mit dem Wagen näher heranfuhr und die Scheinwerfer aufflammen ließ, entdeckte er etwas. Er stieg aus und bückte sich nach einem kleinen Metallstück. Zamorra ordnete es sofort richtig ein: es war ein Teil einer Ferritantenne von tragbaren Fernsehgeräten.
    Doch von dem Fernsehgerät war nichts mehr zu sehen.
    Gemeinsam mit Jonathan Lindsy suchten Zamorra und Nicole den Hof ab und drangen auch in die Ruine ein.
    »Der Junge hat gesponnen!« Es hörte sich an, als ob der Sergeant diese Worte ausspuckte. »Hier ist kein Überfall und keine Mordtat passiert. Wirkt doch alles ganz friedlich hier, oder?«
    Zamorra schlug vor, schleunigst zurück nach Kirkley zu fahren.
    Nicole aber spürte, daß Zamorra mehr wußte, als er zugab.
    Zamorra war es klar geworden, daß die Gelegenheit, den Dämonen gegenüberzutreten, für heute verpaßt war.
    Er spürte ganz deutlich ihre Nähe und war überzeugt davon, daß sie hier in der alten Ruine beheimatet waren.
    Er war wie besessen von dem Gedanken, sie aufzuspüren. Doch dieser muffige, mürrische Polizeibeamte durfte nicht dabei sein. Der hatte keine Phantasie, keine Toleranz an sich. Er würde alles verderben.
    Je weiter sie sich mit dem Wagen entfernten, um so schwächer wurde die Ausstrahlung der Geister. Zamorra registrierte es nachdenklich. Er sah auf die Uhr. Kurz nach zwei.
    Für heute sind sie wieder in der Finsternis versunken, dachte er, aber morgen müssen wir vor Mitternacht hier sein.
    ***
    Als Spätsendung brachte die Montana Television Company eine zwei Jahre alte Personality-Show mit Harriet Gilbert..
    Damals hatte sie gerade begonnen, die Leiter zum Erfolg zu besteigen. Sie war erst vierundzwanzig gewesen, und der Schmelz der Jugend lag noch auf ihrem Gesicht.
    Harriet Gilbert war in Großaufnahme zu sehen. Ihre Lippen teilten sich zu einem

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