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0099 - Hexennacht

0099 - Hexennacht

Titel: 0099 - Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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Ich weiß auch, was damals in Boston geschah. Ich bemitleide eure Körper, eure Seelen, die damals dem Verrat einer Eve Livermore geopfert wurden. Heute bemitleide ich euch nicht mehr, denn eure Seelen haben sich dem Teufel verschrieben und sind dem Bösen untertan.«
    Nicole spürte, daß die Umklammerung der Knochenfinger schwächer wurde, bückte sich und trat schnell von Radegonde zurück. Dabei zog sie June Atkins aus der Gefahrenzone.
    Das, was jetzt geschah, hatte sich schon zuvor bei den sechs Hexen abgespielt.
    Radegonde war die letzte Hexe der Schar aus Boston. Wenn sie eliminiert war, war der Spuk zu Ende. Aber wieviele Todesopfer hatte er geopfert!
    Radegonde war stark und sie wehrte sich mit ihrer ganzen Kraft gegen den Zauber des Amuletts.
    »Unsere Rache ist vollendet«, höhnte sie. »Daran«, spie sie Zamorra entgegen, »habt ihr uns nicht hindern können.«
    Zamorra zuckte zusammen. Bisher war er so damit beschäftigt gewesen, die beiden Mädchen zu retten, daß er auf die verkohlte Leiche auf dem Holzstoß nicht geachtet hatte.
    »Harriet Gilberts Seele kannst du nicht ins Totenreich zurückschicken«, keifte Radegonde. »Aber nach einer Zeitspanne wird sie zurückkehren und grausige Rache üben an dir und deinesgleichen. Denn sie ist schon jetzt eine Anwärterin auf die Hexenschaft…«
    »Genug geredet«, befahl Zamorra kalt. »Schau auf das Amulett und tritt deine Reise an, Radegonde.«
    Nicole nahm den Arm der schwankenden June Atkins.
    »Kommen Sie, das brauchen wir uns nicht anzusehen«, sagte sie tröstend. »Ich hab’ da im Haus eine Hausbar entdeckt. Ich finde, wir haben uns jetzt einen Drink verdient, oder?«
    June blieb stehen. Sie starrte Nicole an, dann schluchzte sie auf und lehnte sich an Nicole. »Ich kann das nie, nie mehr vergessen«, weinte sie. »Ich kann nie wieder Freude am Leben haben, Nicole. Nie hätte ich gedacht, daß es etwas so Scheußliches überhaupt gibt.«
    »Die Erinnerung wird verblassen«, sagte Nicole.
    Zamorra kam nach einer Weile herein. »Seltsam«, sagte er, »die Dämonie hat doch immer wieder neue Gesichter. Nichts im Innenhof deutet mehr darauf hin, was dort passiert ist.«
    Nicole verstand nicht. »Nichts?« stieß sie ungläubig hervor. »Du meinst — der Scheiterhaufen ist fort? Und die Leiche?«
    Zamorra nickte. »Im Grunde können wir Radegonde sogar dankbar sein. Die Polizei hätte uns wahrscheinlich bezichtigt, Harriet getötet zu haben, glaubst du nicht auch?«
    Das sah Nicole ein. Sie fröstelte auf einmal. »Warum hast du bloß nicht einen anderen Beruf«, seufzte sie. »Hättest du nicht Lehrer für moderne Sprachen werden können? Oder Elektroniker?«
    Epilog
    Als ein halbes Jahr später die Premiere des Films »Die jadegrüne Rose von Kentucky« auf dem Broadway in New York stattfand, sprach Archibald Kottuschinsky, der dicke Boß der BYRON-Gesellschaft, in seiner Trauerrede ergreifende Worte für die großartige Harriet Gilbert, die seit jenem Schreckensabend bei den Dreharbeiten spurlos verschwunden war und wohl zu den Toten gezählt werden mußte.
    »Aber die Jugend füllt jeden freien Platz aus«, rief er. »Wir haben ein neues, großartiges Talent entdeckt: June Atkins. Sie spielt die Hauptrolle in unserem Film — und Sie werden sehen, daß sie ein aufgehender Stern am Himmel Hollywoods ist.«
    Er versprach nicht zuviel. June Atkins rührte die Menschen zu Tränen. Harriets Rolle war nur noch eine Charge. Die bereits mit ihr gedrehten Szenen lagen am Anfang. Dann beherrschte die zarte Schönheit von June die Handlung.
    Zu den Premierengästen gehörten auch Professor Zamorra, Nicole Duval und Bill Fleming.
    Sie zählten zu dem kleinen Kreis der Eingeweihten. Und später bei der Premierenfeier mußte Professor Zamorra dem Regisseur Don Kelly in die Hand versprechen, daß Harriet Gilbert nie mehr zurückkehren würde.
    »Manchmal träume ich von ihr«, bekannte der Regisseur mit unterdrückter Stimme. »Ich erwache dann jedesmal schweißgebadet. Sie ist doch eine Hexe geworden, oder nicht? Kann sie mir schaden?«
    Zamorra grinste matt. »Ihnen nicht, Kelly, aber vielleicht in zwei bis drei Jahrhunderten Ihren Nachfahren. Bis dahin aber ist für Dämonen und Geister sicher kein Platz mehr auf der Erde. Dann ist die Welt technisiert, und wir Menschen sind alle Roboter!« Er lachte. »Genießen wir lieber unser irdisches Dasein aus vollen Zügen.«
    Und dazu war Don Kelly auch bereit. June Atkins kam auf ihn zu, und er fand, daß sie für

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