0,1 % - Das Imperium der Milliardäre
entschieden, mich unter anderem in meiner Stiftung, der Friede Springer Herzstiftung, zu engagieren«.
Liz Mohn von der Bertelsmann AG sagte: »Jeder, der Vermögen hat, trägt eine große Verantwortung für die Gesellschaft.« 77,4 Prozent des Konzerns gehörten der gemeinnützigen Bertelsmann Stiftung. Sie selbst habe die Deutsche Schlaganfall-Hilfe und eine Kultur- und Musikstiftung gegründet.
Ein Sprecher der BMW-Miteignerin Susanne Klatten teilte dem stern mit, gemeinnütziges Engagement sei »Element des unternehmerischen Selbstverständnisses von Susanne Klatten und allen Mitgliedern der Familie Quandt«.
Eine Sprecherin der Gesellschafter der Finanzholding Johann A. Benckiser sagte, dass die Miteignerfamilie Reimann, die zu den unbekanntesten Reichen in Deutschland zählt, seit Jahrzehnten die Hälfte der jährlichen Ausschüttung für gemeinnützige Zwecke spende, etwa das Mentorenprogramm »Big Brothers Big Sisters«.
Auch Angelika Jahr (Gruner+Jahr) findet die US-amerikanische Initiative »beeindruckend und lobenswert«. Dennoch würde sie sich nicht daran beteiligen: »Ich unterstütze schon seit langem verschiedenegemeinnützige Organisationen und Stiftungen meiner persönlichen Wahl. Das möchte ich auch weiterhin tun, ohne damit an die Öffentlichkeit zu gehen.« 23
Konflikte
Wo Denker und Tanks zusammentreffen, wird es immer Konflikte geben. Ein Beispiel: Vor kurzem ist auch im berühmten – der konservativen Seite zuzurechnenden – Cato Institute ein Richtungsstreit ausgebrochen. Die Reputation dieses ehrwürdigen libertären Forschungszentrums, schreibt die New York Times , beruhte darauf, dass immer wieder »unerschrocken« Parteifronten überschritten wurden. Nun aber gibt es Streit mit einem der Gründungsmitglieder, dem konservativen Milliardär Charles Koch. Die Leitung des Think-Tanks fürchtet um dessen Identität und Unabhängigkeit, wenn sie blind der aggressiven republikanischen Parteinahme folgt. Charles Koch und sein Bruder David versuchen schon seit langem, ihre eigenen Vertrauten in den sechzehnköpfigen Aufsichtsrat zu schleusen und direkte Verbindungen herzustellen zwischen Cato und den republikanischen Meinungsmachern im Dienste der Koch-Familie mit ihren Zigmillionen an Wahlkampfhilfe gegen Obama. Der Streit ist inzwischen zu einem Rechtsstreit zwischen Cato-Leitung und den Kochs eskaliert.
»Wir wollen nicht zu einem Sprachrohr spezieller Interessen werden«, sagt der Vorsitzende des Cato-Aufsichtsrats. »Das würde das Institut kaputtmachen.« In dem Artikel der New York Times nannten anonyme Cato-Mitarbeiter Charles Koch mit seiner »market based« Managementphilosophie einen Kaiser ohne Kleider. 24
Und im Blog eines Insiders steht: »Der Gedanke ist schon verlockend, dass Cato nie den Demokraten hilft, weil das Institut in Sachen Außenpolitik und individuellen Freiheiten weit links von der Demokratischen Partei steht. Andererseits ist Cato weit rechts von der Republikanischen Partei angesiedelt, wenn es um Wirtschaftspolitik, Wohlfahrtsstaat, Bildungspolitik und so weiter geht. Und so benutzen die Cato-Mitarbeiter ihre Prinzipientreue bei bestimmten ›linken‹ Themen, um ihre Überparteilichkeit zu beweisen. ›Wir sind weit entfernt vom Konservatismus! Wir wollen Drogen und Prostitution legalisieren! Wir sind Pazifisten!‹ Ich selbst habe so etwasjahrelang behauptet. Inzwischen aber glaube ich, dass genau diese Kompromisslosigkeit, die mangelnde Bereitschaft, auch ›zweitbeste‹ Lösungen zu akzeptieren, Cato de facto zu einer Institution der Rechten macht. Wenn Libertäre eine Institution haben wollen, die nicht mit der Rechten verschmilzt, müssen sie das selbst aufbauen. Cato jedenfalls ist das nicht.« 25
Ich zitiere das nur, um anzudeuten, dass eigentlich in jedem Think-Tank von einiger Bedeutung die Dinge im Fluss sind. Das war ja auch an den Höfen des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts unter den Ratgebern der Aristokratie schon die Regel. Wirklich interessant aber sind die vielen Wege, auf denen heute unabhängig vom Stiftungsbusiness Einfluss organisiert und ausgeübt werden kann.
Silicon Valley
Vor allem im Silicon Valley der dot.com-Milliardäre tut sich da was. »Steven Jobs«, schrieb Andrew Ross Sorkin kurz vor dessen Tod, »ist ein Genie, ein Neuerer, ein Visionär. Was er aber überraschenderweise nicht ist: ein Philanthrop. Trotz seines Anteils an Apple im Wert von 8,3 Milliarden Dollar und seiner 7,4 Prozent Anteile an Disney gibt es
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