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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Land, aber kein Tropfen fiel. Es war wichtig für den Plan, dass gute Sicht herrschte und auch die fernen Soldaten freien Blick hatten.
    Eine einzelne Trompete hatte, der Abmachung entsprechend, auf jeder Seite den Abmarsch verkündet.
    Zweihundert Reiter führten zweitausend Mann Fußvolk, jeder von ihnen Schild und Schwert tragend, verteilt über die gesamte südliche Breite der Ebene. Gesichter, so unterschiedlich in Schnitt und Ton, gekleidet in die Farben des Hauses Burgund.
    Auch Hjalmars Soldaten kamen in vergleichbarer Stärke. Viele Lanzen, doch keine Bogenschützen, wie die Hunnen sie gerne einsetzten, waren zu sehen.
    Diszipliniert gingen die zwei Blöcke aufeinander zu, geführt von ihren Regenten, die Heerführer an den Seiten. Starre Fronten, ernste Gesichter, hungriges Eisen.
    Einen Steinwurf voneinander entfernt kamen die Truppen ruckartig zum Stillstand, als die Könige ihnen Einhalt geboten.
    Drei Pferde auf jeder Seite trabten weiter. Gunther, Hagen, Siegfried. Hjalmar und zwei Heerführer.
    Der dänische König wurde seinem Ruf gerecht. Falten und Narben teilten sich die Haut, alte Muskeln spannten sich stramm und ledern. Irgendwann hatte ein Schwert seine linke Wange vom Ohr bis zum Mundwinkel aufgeschlitzt, und der rote Streifen schien im Herzrhythmus zu zucken. Das ausbleichende Haar war voll und wild, die dunklen Augen unter dichten Brauen stechend. Der Blick sprach von Entbehrung, aber auch von Grausamkeit. Er flackerte nicht, suchte nicht die Augen der anderen. Gunther galt seine einzige Aufmerksamkeit.
    Ihre Pferde hielten so nahe voreinander, dass ihre Nüstern sich fast berührten.
    Siegfried betrachtete die Soldaten hinter Hjalmar. Nur wenige trugen Uniformen mit dem dänischen Abzeichen -die meisten waren einfach gekleidet, und manches Wams zeigte eine bleiche Silhouette, wo einst das Zeichen der Xantener Könige prangte.
    »König Hjalmar«, sagte Gunther mit fester Stimme. »Ich bin Gunther von Burgund. Ich grüße im Namen des christlichen Gottes.«
    Das Protokoll verlangte ein freundliches Nicken, eine respektvolle Anerkennung des Sprechers.
    Hjalmar spuckte auf den Boden.
    Wäre Burgund auf einen Krieg aus gewesen - schon das hätte genügt. Doch Hagens Hand war die einzige, die zum Schwert griff. Als er merkte, dass weder Gunther noch Siegfried folgten, fing er sich.
    »Du stehst mit fremden Soldaten, gekauft mit fremdem Gold, auf fremdem Boden«, knurrte Hjalmar, seine Stimme rau und kalt. »Dein Geckenreich ist die Eroberung nicht wert - und den Ärger mit den Römern, von deren Gnade du es führst. Also kehr um, bevor ich dich und die Deinen niedermetzeln lasse, wie jedes fremde Heer, das mir unter die Augen kommt.«
    Es war kein Versuch, Gunthers Standfestigkeit zu prüfen. Hjalmar hatte zu viele Schlachten gewonnen, seine Herrschaft zu fest verankert, um törichte Spiele zu spielen.
    Gunther atmete tief ein und zeigte so wenig Empörung, wie ihm möglich war. »Seid Ihr bereit, mein Anliegen anzuhören?«
    »Ihr habt nichts, was ich will, und deshalb habe ich nichts zu geben«, antwortete Hjalmar und wandte sein Pferd. »Kehrt um - oder sterbt.«
    Ein kurzer Seitenblick Gunthers zu Hagen verriet seine Nervosität. »Wir sind gekommen, um Xanten zu befreien!«
    »Ha!«, bellte Hjalmar kurz und trocken, seinen Männern zugewandt und das Schwert langsam aus der Scheide ziehend. »Wenn die burgundischen Hurensöhne nicht laufen wollen wie die Hasen - so werden wir ihnen dennoch das Fell über die Ohren ziehen!«
    Die Soldaten von Xanten und Dänemark schlugen mit Lanzen und Schwertern gegen ihre Schilde und taten so ihre Kampfbereitschaft kund.
    Hagen drehte sich zum burgundischen Heer, aber Gunther hielt ihn flüsternd zurück. »Noch nicht.«
    Siegfried sah seinen König an, nickte, presste beide Hände auf den Nacken seines Pferdes und zog die Beine an. Kurz darauf stand er sicher auf dem Rücken des Tieres, alle anderen Männer überragend, sichtbar bis in die letzten Reihen.
    »Hat Hjalmar von Dänemark auch seine Krieger vorgeschickt, als er sich Siegmunds Heer stellte? Wer hat für ihn den rechten König Xantens erschlagen?«, rief er, so laut es seine Lungen zuließen.
    Ein leichtes Murmeln ging durch Hjalmars Truppen, wie ein Zittern in unerwarteter Erinnerung.
    Der Dänenkönig hielt sein Pferd an und drehte es wieder um. Er sah den jungen blonden Krieger, der ihn mit ausgebreiteten Armen verhöhnte. Ein Moment verging, und dann brüllte er mit kräftiger

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