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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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außer Gunther würde ich mein Wort brechen, um bei dir bleiben zu können«, sagte Siegfried. »Doch sein Glück ist der Schlüssel zu unserem.«
    Sie sah ihn an, liebend wie fordernd. »Dann sorge dafür, dass mein Bruder Brunhilde gewinnt - um unserer Liebe willen! Sperr sie gemeinsam in ein Schlafgemach, wenn es sein muss. Und komm schnell zu mir zurück!«
    Siegfried lächelte ob ihrer Forschheit und verzog gleich danach das Gesicht. »Ob Brunhilde sich in die Ehe zwingen lässt, scheint mir fraglich. Es mag sein, dass sie Gunther stärker zusetzt als einst der Drache.«
    Kriemhilds Augen drückten Verwunderung aus. »Du sprichst, als würdest du sie kennen.«
    »Das nicht«, sagte Siegfried, und dass er Kriemhilds Blick auswich, verriet die Unsicherheit. »Zumindest nicht . . . nein, nicht in diesem Leben.«
    Kriemhild stützte sich ein wenig auf, um ihn von Angesicht zu Angesicht zu fragen: »Welches Leben lebst du noch? Und wie kreuzt es sich mit dem von Brunhilde von Isenstein?«
    Damit seine Augen nicht die Wahrheit, von der er selbst nicht überzeugt war, unfreiwillig preisgaben, blickte Siegfried angestrengt auf den Ring an seiner Hand, den er auch beim Liebesspiel nicht abgelegt hatte. »Ich kenne . . . Königin Brunhilde nicht.«
    Es war so wenig Wahrheit, wie es Lüge war.
    Kriemhild beschloss, den Tag der Liebe nicht durch Misstrauen zu verdunkeln, und wandte ihren Blick ebenfalls dem Ring zu. »Es ist ein schöner Reif - ein Geschenk von deinem alten Schmied?«
    Siegfried schüttelte den Kopf. »Eitler Schmuck war Re-gins Sache nicht. Der Ring ist Teil des Schatzes, den ich nach Fafnirs Tod erbeutete. Seither kommt mein Leben nicht zur Ruhe, und es treibt mich dauernd um. Vielleicht ist es wahr, und das Gold der Nibelungen ist verflucht.«
    Kriemhild lachte. »So sagt man in den Tavernen und in den Geschichten, mit denen man kleine Kinder schreckt! Die einzige Sünde im Gold ist der Reichtum, sagt die Kirche. Und der Fluch nur, es nicht zu teilen.«
    »So ist mein Leben sicher«, stellte Siegfried fest. »Denn geteilt habe ich meinen Reichtum gern, und seinen Glanz habe ich gegen deine Liebe getauscht.«

    Ihre Augen funkelten wie Juwelen, auf die ein Sonnenstrahl gefallen war. »Dann lass uns diese Liebe feiern, nicht nur in Worten, sondern auch in Taten.«
    Schon der zitternde Ton in ihrer Stimme weckte Siegfrieds Begehren, und sie liebten sich erneut mit Kraft und Ungestüm.
     
    Gernot blickte glücklich aus dem Fenster und betrachtete die Sonnenstrahlen, die nach dem Gewitter ihren Weg durch die Wolkendecke fanden. Er hatte schon lange keinen Sturm von solcher Kraft und Wildheit gesehen. Als Kind hatte er sich bei solchem Wetter stundenlang versteckt, bis Gundomar ihn unter irgendeinem Tisch hervorgezerrt hatte. Doch die Zeit der Angst war längst vorbei, und die Zeit des Trübsinns ebenso. Er hatte die Liebe gefunden, von der er nun wusste, dass sie schon lange nach ihm gesucht hatte. Und obgleich es keine Liebe war, die einen leichten Weg gehen würde, konnte es Gernot nicht schrecken. Er liebte Elsa, und weder Gunther noch Hagen, weder Rang noch Blut würden sie je wieder trennen können.
    Eine zarte Hand klopfte an seine Tür, und der Prinz öffnete freudig. Doch es war nicht die Geliebte, nur die geliebte Schwester.
    »Gernot, ich muss mit dir sprechen«, flüsterte Kriemhild verschwörerisch, obwohl die Wände dick und steinern waren.
    Es fiel ihm auf, wie gerötet ihre Wangen waren und wie glücklich ihre Augen glänzten. »Wie ich mit dir. Du wirst kaum glauben, was mit mir geschehen ist.«
    Kriemhild zog Gernot zum Bett und setzte sich neben ihn. »Und ich will jede Einzelheit hören. Doch zuerst muss ich dich bitten, in Eile eine Entscheidung zu treffen, die mir auf der Seele brennt.«

    Der Prinz nickte, etwas enttäuscht, die süße Neuigkeit nicht gleich berichten zu können. »Was ist es denn?«
    Kriemhild, die immer noch leicht außer Atem schien, holte tief Luft. »Siegfried wird Gunther nach Island begleiten -und du darfst in meinem Dienste nicht von seiner Seite weichen!«
    Wie so oft war das, was seine Schwester als Bitte angekündigt hatte, mehr Pflicht als freier Wille. Ihre Bitte konnte er wohl kaum abschlagen, und trotzdem mühte Gernot sich. »Mit meinem Leben würde ich ihn schützen, aber es gibt hier bei Hofe . . . «
    » . . . nichts, was nicht dringender wäre als das Glück Gunthers, Siegfrieds und beider Reiche«, unterbrach Kriemhild ihn aufgeregt. »Der König

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