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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatte, waren kaum ein Dornenstich dagegen. Es war, als würde ein Dolch in seinen Unterarm schneiden und sich im Knochen den Weg zum Ellbogen sägen.
    Er schrie, und sein Körper folgte unwillkürlich der Bewegung seines Gegners, um die Pein zu lindern. Siegfried drehte seinen Oberkörper nach links, während seine Beine noch geradeaus stolperten. Er sah den Ballen von Brungars linker Hand, doch an ein Ausweichen war nicht mehr zu denken.
    Der ganze Schwung, den er in seinen Angriff gelegt hatte, zerplatzte förmlich, als er unter dem Kinn getroffen wurde. Sein Leib, trotz der jungen Jahre nicht knabenhaft schlank, überschlug sich in der Luft und krachte dann hart auf den Waldboden.
    Brungar hatte derweil Siegfrieds Handgelenk nicht losgelassen, und es kündete mit einem lauten Knirschen davon, dass es drehend brach. Das Gesicht in der feuchten Erde, brachte Siegfried nicht einmal einen erneuten Schrei hervor.

    Endlich ließ Brungar Siegfrieds Hand los. Dann drehte er den Körper des Besiegten auf den Rücken. Siegfried stöhnte.
    »Ich rate ihm, sich weiter im Wald zu verstecken«, flüsterte Brungar und beugte sich über ihn. »Der unvorsichtige Krieger und der dumme Junge sind Gefährten schnell im Tode.«
    Siegfried versuchte, etwas zu sagen, aber er spuckte nur ein wenig Erde aus.
    Brungar beugte sich etwas tiefer. »Ich höre - großer Krieger?«
    Darauf hatte Siegfried gewartet - sein gesunder Arm schoss nach vorne und umfasste Oberkörper und Arme von Brungar, sodass er diesen an sich heranziehen konnte. Dann schlug er seinen Schädel, so heftig es ging, an den seines Gegners. Brungar, durch den Kopfstoß verwirrt, zappelte hilflos und versuchte mit einer Hand, nach dem Speer zu tasten, der nicht weit entfernt im Boden steckte.
    Siegfried zog die Beine an und umschlang damit Brungar an der Hüfte. Er presste die Schenkel mit aller Kraft, die ihm verblieben war. Dabei hatte er Blitz und Funkenregen vor den Augen, und der Schmerz seiner unbrauchbaren linken Hand zehrte an seiner Kraft. Aber er war entschlossen, nicht loszulassen. Die Füße hatte er hinter Brungar verhakt, um noch mehr Druck auf die Körpermitte seines Gegners ausüben zu können.
    Ihre Körper waren aneinander gepresst, als wollten sie verschmelzen. Brungar ächzte vor Schmerzen.
    Siegfried spürte den Atem des Gegners warm auf seinem Gesicht. »In . . . meinem Wald ... fürchtet dieser . . . Mann . . . keinen Krieger!«
    Nun nutzte Brungar die Gelegenheit, um Siegfried die Stirn an die Schläfe zu rammen. Dabei rutschte ihm seine Lederkappe vom Kopf.

    Es war keine Überraschung, dass dabei lange schwarze Haare ihren Weg fanden und kitzelnd über Siegfrieds Gesicht strichen. Doch sie waren nicht struppig und knotig -sondern weich und sorgsam gebürstet.
    Für einen Moment schloss Siegfried die Augen, um den Schmerz in seinem Kopf zurückzudrängen. Als er sie wieder öffnete, tanzten weiter flammende Schleier in seinem Blick. Es gelang ihm nur mühsam, die Augen, den Mund, die Nase und den schwarzen Schopf Brungars zu einem Gesicht zusammenzusetzen.
    Es war nicht das Gesicht eines nordländischen Kriegers. Es war nicht einmal das Gesicht eines Mannes. Es war das Gesicht eines jungen Mädchens! Siegfried war überzeugt, einem Zauber zu unterliegen, der seine Sinne narrte.
    Brungar versuchte, sich aus Siegfrieds Griff zu lösen, aber der rechte Arm hielt ihn wie ein Eisenstab, und auch die Beine, die immer noch die Taille umschlangen, gaben nicht nach.
    »Du . . . bist . . .«, keuchte Siegfried unter großen Schmerzen.
    Brungars blasses Gesicht mit den dunklen Brauen und kohlefarbenen Augen kam ihm so nahe, dass er die Lippen fast auf seinen spüren konnte.
    »Brunhilde«, zischte der Krieger, der nun eine Kriegerin war.
    Dann biss sie ihn in die Wange, bis Blut floss. Der Schmerz lenkte Siegfried gerade genug ab, dass Brunhilde sich aus seinem Arm winden konnte und ihre Arme freibekam.
    Sie handelte viel zu schnell, als dass Siegfried es hätte verhindern können. Ihre linke Hand griff seinen linken Arm und hob ihn leicht an. Die Rechte packte Siegfrieds gebrochenes Handgelenk und drehte einmal kräftig daran. 

    Zum zweiten Mal schrie Siegfried - das war mehr, als er jemals zuvor in seinem ganzen Leben geschrien hatte. Er konnte nicht anders - seine Beine erschlafften, und Brunhilde sprang auf.
    Ein paar Herzschläge lang brauchte sie, bis sich ihre Atmung wieder beruhigt hatte. Dann drehte sie sich ohne ein Wort um und griff nach ihrem

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