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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Kontinents bekannt machen sollte, war er seiner Linie treu geblieben.
    Brunhilde band ihr Pferd fest. »Ich habe Hunger.«
    Es überraschte Hakan, dass seine Tochter nicht weiter stichelte, wie er es gewöhnt war. »Was hast du denn heute erlebt?«
    »Nichts, was zu deinen Lebzeiten noch von Belang wäre«, sagte sie geheimnisvoll und machte sich auf den Weg zu den Vorräten.
    Der König, der es gar nicht vertrug, wenn man ihm den Rücken zudrehte, trat der Tochter mit seinem breiten Fuß in den Hintern, dass sie drei Schritte nach vorne stolperte. »Brunhilde! Ich will eine Antwort - oder du verbringst den Rest der Reise mit Rudern!« Es war diese Art von Erziehung, die aus Brunhilde den Raufbold gemacht hatte, der sie war.
    »Ich habe jemanden getroffen«, verkündete das Mädchen mit gefährlicher Beiläufigkeit in der Stimme. Sie nahm ein Stück gepökeltes Salzfleisch und biss hungrig hinein.
    »Jemanden? Wen?«, verlangte Hakan zu wissen.
    »Den zukünftigen König von Island.«
     
    Es war ein doppeltes Duell.
    In der Schmiede, mit der Zange in der linken und dem Hammer in der rechten Hand, kämpfte Siegfried mit dem Eisen, dem er auf dem Amboss durch seinen Willen Form zu geben suchte. Und er kämpfte, vielleicht noch verzweifelter, gegen sein Ungestüm.
    Die Kunst des Schmiedens erforderte die Fähigkeit zu harter Arbeit, Kraft in den Armen und die Zähigkeit, Funkenflug und Feueratem zu widerstehen. Das alles war Siegfried gegeben. Mehr noch - er genoss es. Aber Schmiedekunst war auch Präzision, Vorsicht und das Wissen, wann das Metall seinen Eigenschaften gemäß perfekt war und wann jeder weitere Schlag mit dem Hammer die gesamte Mühe zunichte machen konnte.
    Es war diese Vorsicht, die Siegfried oft vermissen ließ. Manchmal hatte er das Gefühl, die meiste Zeit damit zu verbringen, zerbrochene Werkstücke wieder einzuschmelzen. Doch er wurde besser. Regin war ein guter Lehrmeister, so streng wie geduldig. Immer häufiger blieb er der Schmiede fern, wenn sein Ziehsohn sich abmühte. Er konnte an den Hammerschlägen bis auf hundert Schritte hören, wie die Arbeit voranging. Heute hatte der Junge ihn mit Stolz erfüllt.

    Zufrieden rieb Siegfried die erkaltende Sense mit einem Lederlappen ab. Es war ein ordentliches Stück, und es würde dem Bauern, der es kaufte, gute Dienste leisten.
    Regin stand im Eingang der Schmiede und sah seinen Ziehsohn im Schein der noch glühenden Kohlen stehen. Der Junge hatte sich nicht einmal die Lederschürze angezogen - die Funken, die bei seiner Arbeit aufstoben, fraßen sich in seine nackte Haut, und es schien ihm nichts auszumachen.
    Siegfried schwang die Sense ein wenig hin und her und wie ein Schwert.
    »Sei vorsichtig«, warnte Regin. »Wenn du die Klinge irgendwo anstößt, bevor sie vollends erhärtet ist, war die ganze Arbeit umsonst.«
    Siegfried strahlte, denn die Worte des Schmieds bedeuteten Anerkennung für ihn. »Ich beginne sogleich mit der nächsten!«
    Regin schüttelte den Kopf. »Zuerst wird gegessen.«
    »Aber ich will noch besser werden!«, protestierte Siegfried.
    Regin reichte ihm einen feuchten Lappen, damit er sich den Schweiß abwischen konnte. »Du wirst von Tag zu Tag besser. Aber du kannst es nicht erzwingen - so, wie ein Baum nicht schneller wächst, nur weil du ihn alle Stunde gießt, statt auf den Regen zu vertrauen.«
    Siegfried wischte sich über das Gesicht. »Weißt du, was ich wirklich gerne schmieden würde?«
    Der Schmied seufzte. »Natürlich. Und du kennst meine Antwort
    »Es wäre doch nur für mich - nicht für den Krieg«, beharrte Siegfried. »Ich möchte damit umgehen lernen. Was ist, wenn eines Tages Soldaten kommen? Dann muss ich uns doch verteidigen können!«

    »Ich wälze mich des Nachts furchtsam auf meinem Lager, ein fremder König könne Anspruch auf meine mit Schätzen überfüllte Schmiede erheben«, brummte Regin. Er schlug Siegfried freundschaftlich auf den Rücken. »Hoffentlich können wir vorher noch essen.«
    Widerwillig legte Siegfried das Werkzeug beiseite und warf etwas Sand auf die Kohlen. »Ich mag es nicht, wenn du dich lustig über mich machst. Ich bin siebzehn! Ich bin ein Mann!«
    Es war offensichtlich, dass Siegfried etwas erleben wollte - erleben musste. Der Wald war schon lange zu klein für sein starkes, tapferes Gemüt. Er war wie ein Bär, den man angekettet hatte. Alles gute Essen dieser Welt und alle Fürsorge von Regin konnten nicht ändern, dass er nicht das bekam, was er brauchte.

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